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Und Abflug: Die Modemesse Bread&Butter will Berlin und damit ihren traditionellen Standort auf dem ehemaligen Flughafengelände in Tempelhof verlassen. Wohin es geht, ist unklar.

© dpa

Brandenburg: Berlin will Bread & Butter loswerden

Modemesse erwägt Wegzug – in der Berliner Politik wird schon über eine Nachnutzung von Tempelhof diskutiert

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

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Berlin - Die Tage der Modemesse Bread & Butter in Berlin sind offenbar gezählt. Parallel zur offiziellen Eröffnung des Events im einstigen Tempelhofer Flughafengebäude am Dienstag wurde bekannt, dass die Messe Berlin wieder verlassen und sich auf andere Standorte konzentrieren will, im Gespräch sind Barcelona, Istanbul, São Paulo und Südkorea. Die Messe ist Teil der Fashion Week, in deren Rahmen derzeit zahlreiche Mode- Ereignisse in Berlin stattfinden.

Zumindest die Südkorea-Planung wurde von einer Sprecherin der Bread & Butter bestätigt, verbunden mit dem Hinweis, dass man die Expansion nicht auf Kosten der bislang zweimal im Jahr stattfindenden Berliner Messe plane. Insider gehen jedoch davon aus, dass eine Verlagerung in ein anderes Land früher oder später dazu führen würde, dass die Messe Berlin teilweise oder ganz den Rücken kehrt. Informationen, nach denen die Bread & Butter über einen Umzug nach Barcelona und Istanbul verhandelt, wollte eine Messesprecherin bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht bestätigen. Sie verwies auf eine Pressekonferenz am späten Abend, auf der Messe-Chef Karl-Heinz Müller sich diesbezüglich äußern wolle.

Der Wegzug wäre „ein Schlag für den Modestandort Berlin“, sagte Grünen- Fraktionschefin Ramona Pop. Sie wirft dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor, sich erst „mit großer Geste“ für den umstrittenen Zehn- Jahres-Vertrag mit der Bread & Butter auf dem Tempelhofer Gelände eingesetzt zu haben – „und jetzt taucht er ab“. Wowereit hatte, wie berichtet, den lange geplanten Eröffnungsrundgang über die Bread & Butter am Dienstagvormittag überraschend abgesagt.

Die Berliner Regierungsfraktionen SPD und CDU können dem möglichen Wegzug auch Positives abgewinnen. Für die Modemetropole Berlin sei das zwar „nicht schön“, sagte der SPD-Wirtschaftsexperte Frank Jahnke. Andererseits sei es wünschenswert, dass das Flughafengebäude „auch anderweitig besser genutzt“ werde könne. CDU-Fraktionschef Florian Graf sagte dieser Zeitung: „Der teilweise Rückzug von Bread & Butter gibt den Planungen für das Flughafengebäude mehr Flexibilität und beeinträchtigt aus meiner Sicht die Mode-Kreativszene in Berlin nicht.“ Ramona Pop kündigte an, beim Senat Akteneinsicht zu beantragen, um die Konditionen des Mietvertrages mit Bread & Butter zu prüfen.

In der Berliner Modeszene wurden die Überlegungen der Bread & Butter, deren 2009 geschlossener Vertrag mit Berlin offiziell noch bis 2019 läuft, mit Überraschung zur Kenntnis genommen. „Falls die Bread & Butter wieder umzieht, wäre das natürlich schade für Berlin“, sagte der Modemacher Michael Michalsky. Nicht auszuschließen ist, dass Bread & Butter-Chef Müller mit seinen Rückzugsplänen nur bessere Konditionen erzwingen will. Er hatte sich zuletzt öfters über die aus seiner Sicht immer schwierigeren Rahmenbedingungen in Berlin beschwert. Schon 2006 zog Müller mit der Veranstaltung nach Spanien – 2009 war er wieder da.

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