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Brandenburg: Berliner Kitas: Senat holt Quereinsteiger Erziehermangel erfordert Umschulungsoffensive

Berlin - Für arbeitslose Friseure, Fliesenleger oder Floristen gibt es ab sofort eine neue Perspektive: Sie können versuchen, sich von der Bundesagentur für Arbeit zu Erziehern umschulen zu lassen. Das bestätigte die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit auf Nachfrage.

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Berlin - Für arbeitslose Friseure, Fliesenleger oder Floristen gibt es ab sofort eine neue Perspektive: Sie können versuchen, sich von der Bundesagentur für Arbeit zu Erziehern umschulen zu lassen. Das bestätigte die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit auf Nachfrage. Es gelte, einen Bedarf von rund 1400 neuen Erziehern allein im Jahr 2010 auszugleichen. Vor allem Migranten sollten ermuntert werden, diesen Weg einzuschlagen.

Der schon vor einem Jahr von Kitas und Schulhorten angeprangerte Personalmangel verschärft sich ab April nochmals drastisch, weil dann das neue Kita-Gesetz greift: Als Folge des Volksbegehrens garantiert es den Betreuungseinrichtungen eine bessere Personalausstattung mit insgesamt 1800 zusätzlichen Erziehern. Zudem kommt eine große Pensionierungswelle, die Neueinstellungen erfordert. Und schließlich gibt es eine drastisch steigende Nachfrage aus den westlichen Bundesländern, die ihre Betreuungsangebote verbessern wollen: Etliche große Gemeinden versuchen ihren Erziehernotstand damit zu beheben, dass sie interessiertes Fachpersonal aus anderen Bundesländern mit gutem Gehalt und Schnupperwochenenden ködern.

Dennoch bleibt die Finanzverwaltung bis heute bei ihrem Kurs, Erzieherinnen mit unattraktiven Fristverträgen hinzuhalten. Erst im Dezember wurden auslaufende Verträge von Horterziehern abermals nicht entfristet, sondern nur verlängert. „Unverantwortlich“ sei das, findet die CDU-Jugendpolitikerin Emine Demirbüken-Wegener. Und Monika Herrmann, grüne Jugendstadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg, spricht von „Offenbarungseid“, wenn der Senat aus der Not heraus Seiteneinsteiger ohne vollständige Ausbildung in die Kita holen wolle. Das widerspreche auch dem Senatsziel, die Betreuungsqualität der Kitas durch eine bessere Ausbildung des Fachpersonals zu erhöhen. Roland Kern vom Dachverband der Kinderläden fordert – ebenso wie Demirbüken-Wegener – eine bessere Bezahlung der Erzieher als Antwort auf Personal- und Qualitätsmangel. Anders sei es weder möglich, die Abwerbungsversuche aus anderen Bundesländern abzuwehren, noch könne es gelingen, Abiturientinnen für diesen Beruf zu gewinnen, was eigentlich gefordert werde.

Auf die dramatischen Entwicklungsdefizite bei Berliner Kindern will Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) mit einer Kita-Pflicht in sozialen Brennpunkten antworten. „Wir müssen die Kinder aus den Milieus holen und verhindern, dass sie dort Klone ihrer Eltern werden“, begründete der SPD-Politiker seinen Vorstoß gegenüber der Nachrichtenagentur ddp. Zudem fordert er die bundesweite Einführung einer verbindlichen Vorschulerziehung. Susanne Vieth-Entus

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