Brandenburg: Berliner Lehrer schlagen Alarm
Streik gegen lange Arbeitszeiten und neue Aufgaben
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Berlin - Lange Arbeitszeiten, schlechte Arbeitsmaterialien – jetzt auch noch zusätzliche Bürden durch das Bildungspaket: Der Unmut der Berliner Lehrer über die Arbeitsbedingungen an den Schulen wächst. Bereits in den vergangenen Tagen hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zu einem Streik am Dienstag aufgerufen, um gegen die im Bundesvergleich langen Arbeitszeiten von älteren Pädagogen über 50 zu protestieren. Seit Mittwoch ist ein Gesetz in Kraft, das weiteren Unmut hervorbringt – eigentlich soll es dafür sorgen, dass sozial benachteiligte Kinder nicht abgehängt werden. Die Leistungen können ab sofort rückwirkend zum 1. Januar beantragt werden. Kinder und Jugendliche erhalten Zuschüsse zu Klassenfahrten, Mittagessen und Nachhilfe. Die Anträge müssen zwar über die Jobcenter gestellt werden, die Schulen sind aber in dieses Verfahren eingebunden. Vor allem bei der Nachhilfe sollen die Lehrer entscheiden, welches Kind eine Unterstützung braucht. Diese zusätzliche Aufgabe sei aber „noch gar nicht so richtig in den Schulen angekommen“, heißt es bei der Lehrergewerkschaft.
„Im April wird es heftig werden“, befürchtet die Berliner GEW-Chefin Rose-Marie Seggelke. „Die Schulen haben dadurch mehr Arbeit. Das Ganze ist wahnsinnig schlecht vorbereitet und viel zu bürokratisch.“ So sei zu befürchten, dass Eltern bedürftiger Kinder der Gang zu den Ämtern zu mühsam sei. Außerdem hätten die Lehrer den Anspruch, „Unterricht so zu gestalten, dass kein Kind Nachhilfe braucht“. Wenn es doch mal nötig sei, dann sollte es in Förderstunden geschehen. Dorthin sollten dann auch die zusätzlichen Mittel fließen. Auch der grüne Bildungspolitiker Özcan Mutlu kritisierte das Bildungspaket. „Die Lehrer haben genug zu tun. Dieses bürokratisches Monstrum sollte nicht auch noch auf sie abgewälzt werden.“
Wegen der im Vergleich zu allen anderen Bundesländern schlechteren Stellung älterer Pädagogen ab 50 Jahren hat die GEW am Dienstag zu einer Streikaktion aufgerufen. Protestbereite Lehrer sollen um „5 Minuten vor 12“ den Unterricht beenden und demonstrieren. Die Aktion soll darauf hinweisen, dass nur in Berlin Lehrer über 50 so viel arbeiten müssen wie Jüngere – eine Folge der Sparmaßnahmen. Zuvor durften Lehrer ab 50. ohne Gehaltsabzug eine Unterrichtsstunde weniger arbeiten und ab dem 55. Lebensjahr zwei Stunden. Die Altersermäßigungen in den anderen Bundesländern sind bis heute ähnlich. Nach Protesten musste Hamburg eine Neuregelung der Zeitvergünstigung zurücknehmen, das hat die GEW in Berlin ermutigt.F. Keilani/C. Stollowsky
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