Brandenburg: Bestäubungsnotstand
Seit Jahren sinkt die Zahl der Bienenvölker und der Imker in Brandenburg
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Seit Jahren sinkt die Zahl der Bienenvölker und der Imker in Brandenburg Potsdam - In Brandenburg sinkt seit Jahren die Zahl der Bienenvölker. Immer weniger Honigbienen bedeuten immer weniger Imker, so dass sich nur noch wenige um diese Tiere kümmern können. Auch die Obstanbauer sind vom Rückgang der Bienenvölker betroffen. „Wer soll künftig für die Bestäubung der Obstblüten sorgen?", fragen sie sich skeptisch und befürchten unter anderem leere Äpfelkörbe. „Im Moment geht es noch gerade so. Aber ein ernster Engpass ist absehbar“, bestätigt Lutz Günzel, Obstbauer aus Wesendahl. Die schwierige Situation verändern könnten möglicherweise eigens gezüchtete Hummeln. Reiner Gabriel ist Vorsitzender des Landesverbands Brandenburgischer Imker. Ihm ist Angst und Bange um die Zukunft seiner Zunft. „Die Situation ist in jedem Fall dramatisch“, nimmt er kein Blatt vor den Mund. Die Zahl der Bienenvölker sei um etwa drei Viertel geschrumpft, die Zahl der im Verband organisierten Imker im Vergleich zu 1989 von rund 7200 auf 1500. Insgesamt beherrschten in Brandenburg noch 2300 Leute das traditionelle Imker-Handwerk. Die Schuld am Rückgang der Zahl der Bienen und Imker gibt Gabriel unter anderem dem Absenken der Bestäubungsprämien. „Zudem sind junge Menschen heute nicht mehr für die Imkerei zu begeistern“, beklagt der Verbands-Chef. Er erwähnt ferner die Varroa-Milbe, einen eingeschleppten Schädling. Die Kunde von den sinkenden Bienenbeständen und den daraus resultierenden Folgen ist auch in Potsdam mit sorgenvoller Miene aufgenommen worden. Am Donnerstag treffen sich Imker und Obstbauern dort zum „Bestäubungs-Gipfel“. Der so genannte Arbeitskreis Bienen im Agrarministerium tagt, sagt Sprecher Jens-Uwe Schade. Im vergangenen Herbst unterstützte das Ministerium mit 5000 Euro eine Studie. Sie sollte herausfinden, ob eigens gezüchtete Hummeln teilweise den Bestäubungsjob der Honigbienen erledigen können. Dabei kam heraus, dass Zucht-Hummeln zwar durchaus eingesetzt werden könnten, im Vergleich beim Nektar-Sammeln aber weniger effektiv sind als die kleineren fleißigen Hautflügler. „Zwar fliegen Hummeln bereits bei kühleren Temperaturen, dafür aber zumeist in einem kleineren Radius. Außerdem sind Hummeln weniger blütentreu“, fasst Margarete Löffler, Sprecherin des Landesgartenbauverbandes, die Erkenntnisse zusammen. Ein weiterer Faktor seien die Kosten. „Während ein Honigbienenvolk um die 17 Euro kostet, zahlt man für Hummeln bis zu 189 Euro“, gibt Löffler zu bedenken. Es gehe im Übrigen auch gar nicht darum, künftig die Biene durch die Hummel zu ersetzen. Die Studie empfiehlt den Obstbauern allerdings, Nisthilfen für Wildbienen zu schaffen und mit den Imkern besser zusammenzuarbeiten.
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