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Brandenburg: „Betonkopf“ für Ärzte und Ministerium Verband: Barrierefreiheit zu wenig gefördert

Potsdam - Die Landkarte des Behindertenverbandes Brandenburg hat viele weiße Flecken: „Das sind die zahlreichen Gegenden, in denen Rollstuhlfahrer noch immer keine barrierefreie Arztpraxis finden“, sagt Verbandschefin Andrea Peisker. In den vergangenen Jahren habe es da kaum Verbesserungen gegeben.

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Potsdam - Die Landkarte des Behindertenverbandes Brandenburg hat viele weiße Flecken: „Das sind die zahlreichen Gegenden, in denen Rollstuhlfahrer noch immer keine barrierefreie Arztpraxis finden“, sagt Verbandschefin Andrea Peisker. In den vergangenen Jahren habe es da kaum Verbesserungen gegeben. Schuld daran sind aus Sicht der Organisation nicht nur die niedergelassenen Mediziner, sondern auch das Potsdamer Gesundheitsministerium und die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KV). Deshalb hat der Behindertenverband am Montag dem Ministerium und der KV seinen diesjährigen Negativpreis verliehen: den Betonkopf 2014.

Bereits zum zehnten Male ist der Verband damit auf die Suche nach Einrichtungen oder Personen gegangen, die aus seiner Sicht die Belange von Behinderten vernachlässigen. Diesmal ging es ihm um Barrierefreiheit. Besonders in den ländlichen Gegenden ist es wegen des Ärztemangels ohnehin schon erheblicher schwerer als in der Stadt, einen Behandlungstermin zu bekommen. „Wer dann noch im Rollstuhl sitzt, hat oft ganz schlechte Karten“, sagt Andrea Peisker. Für diese Menschen vermindere sich die geringe Zahl der infrage kommenden Praxen noch zusätzlich.

Dabei könnten das Gesundheitsministerium und die KV nach Ansicht des Verbandes „eine Menge unternehmen, um das Problem gut zu lösen“. Tun sie aber nicht, rügen die Behinderten-Vertreter. Obwohl aus den Förderprogrammen der Europäischen Union alljährlich viele Millionen Euro in die regionale Entwicklung Brandenburgs fließen und mit diesen Geldern teils auch Arztpraxen großzügige Zuschüsse erhalten. Beim Neubau von Praxen oder Umbau von bestehenden Räumlichkeiten werde dann aber häufig an alles gedacht, nur nicht an die Barrierefreiheit. In solchen Fällen müssten das Ministerium und die KV die Mediziner endlich zu behindertenfreundlichen Einbauten drängen. Und gezielt beraten, wie man an entsprechende Fördergelder herankommt.

KV und Gesundheitsministerium wollen den Betonkopf nicht annehmen. Die KV äußerte sich dazu auch nicht, das Ministerium aber konterte, man nutze „jede Gelegenheit, um für barrierefreie Praxiszugänge zu werben“. Bislang sei jede zweite Arztpraxis in Brandenburg für Rollstuhlfahrer zugänglich. Tendenz steigend, Barrierfreiheit sei bei Neubauten ja gesetzlich vorgeschrieben. Dass dies aber offenbar gerne missachtet wird, belegte der Verband mit einem Beispiel aus Königs Wusterhausen. Dort wurde eine neue Zahnarztpraxis nach seinen Angaben mit 190 000 Euro gefördert. In die Behandlungsräume führen aber nur Treppen. Christoph Stollowsky

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