Von Ronald Bahlburg: Betreute Eltern, gesunde Kinder, stabile Familien Landesweit helfen 18 Netzwerke Schwangeren und jungen Eltern – das Land will mehr davon
Potsdam - Junge Familien in Brandenburg haben laut einer Studie einen hohen Nutzen von den landesweit 18 „Netzwerken Gesunde Kinder“. Die Betreuung durch ehrenamtliche Patinnen und Paten wirke sich positiv auf die Gesundheit und Entwicklung des Nachwuchses aus, heißt es in der Untersuchung, die Sozialminister Günter Baaske (SPD) am Donnerstag in Potsdam vorstellte.
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Potsdam - Junge Familien in Brandenburg haben laut einer Studie einen hohen Nutzen von den landesweit 18 „Netzwerken Gesunde Kinder“. Die Betreuung durch ehrenamtliche Patinnen und Paten wirke sich positiv auf die Gesundheit und Entwicklung des Nachwuchses aus, heißt es in der Untersuchung, die Sozialminister Günter Baaske (SPD) am Donnerstag in Potsdam vorstellte. An ihr sind auch Hebammen, Mediziner oder Gesundheitsämter beteiligt. Inzwischen werde jedes fünfte Kind erfasst, sagte Baaske. Ziel seien 50 Prozent. Zu den Adressaten zählten nicht nur Hartz-IV-Empfänger, sondern ebenso Arzt- und Rechtsanwaltsfamilien. Das erste Netzwerk entstand 2006.
Die freiwillig gewählte Betreuung dauert drei Jahre und setzt schon vor der Geburt ein. Für sie würden Paten 40 Stunden lang qualifiziert, erläuterte der Geschäftsführer des Klinikums Niederlausitz in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), Hendrik Karpinski. Der Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin gehört zu den Gründern des ersten, dort geschaffenen Netzwerks. Mit den Familien würden zehn Pflichtbesuche vereinbart, in der Praxis seien es dann aber meistens mehr. Durchschnittlich seien die insgesamt rund 930 Paten achteinhalb Stunden pro Monat im Einsatz. „Da geht viel Freizeit drauf.“ Während anderswo gezielt sogenannte Risikofamilien angesprochen würden, biete Brandenburg die Fürsorge freiwillig an, so Baaske. Dabei entlasteten die Paten die Mütter und Väter bewusst nicht zu stark: „Die nehmen die nicht an die Hand.“ Ob allgemein die Erziehungsfähigkeit in der Gesellschaft gelitten hat, sei schwer zu sagen. „Es gibt ganz wenige Daten dazu.“ Zweifelsohne sei aber das Bewusstsein für Vernachlässigung gewachsen. In der Vergangenheit seien vermutlich Generationen von Kindern ohne wirkliche Liebe groß geworden, meinte der Minister. „Das kann ein Pate einer Familie einimpfen.“ Von den knapp 1100 befragten Müttern zeigten sich der Studie zufolge 86 Prozent mit den Leistungen der Netzwerke sehr zufrieden bis zufrieden. 98 Prozent der Paten sind den Angaben zufolge Frauen, die durchschnittlich 47 Jahre alt sind, zu 90 Prozent selbst Kinder haben und fünf Familien betreuen. Unter den Müttern hatten 26 Prozent einen einfachen oder keinen Schulabschluss, 41 Prozent verfügten über die mittlere Reife, 32 Prozent hatten Abitur. 20 Prozent waren alleinerziehend; 94 Prozent bewerteten den Gesundheitszustand ihrer Kinder mit sehr gut oder gut. Die Untersuchung ergab, dass Mütter mit geringer Bildung weniger häufig stillen und solche mit Abitur häufiger Krankheiten angeben.
Wenn die Netzwerke insbesondere sozial schwächere Familien stärker für das Wohlergehen ihrer Kinder sensibilisieren würden, wäre das sensationell, meinte der Mediziner Karpinski. Das Land finanziert sie nach Angaben von Minister Baaske mit jährlich einer Million Euro. Im kommenden Jahr erhalte jeder Landkreis 60 000, jede kreisfreie Stadt 30 000 Euro. In Zukunft sollte es dafür eine Regelfinanzierung der Krankenkassen geben. Aus dem Bundesfamilienministerium kämen dazu schon positive Signale.
Eines Tages sollen die Netzwerke nach dem Willen der Landesregierung flächendeckend in Brandenburg vertreten sein. Bislang gibt es sie an 30 Standorten. Ausnahmen bilden der Kreis Prignitz und die Landeshauptstadt Potsdam, die bei der Familienbetreuung eigene Wege beschreiten. Im Westen wird die Idee Baaske zufolge bereits kopiert.
Ronald Bahlburg
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