Brandenburg: Betreutes Leben
Ehrenamtliche Helfer sollen Projekte zum Erhalt des Dorfslebens in Brandenburg anschieben
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Potsdam - Sie leben in Ortschaften mit nicht einmal 200 Einwohnern und kämpfen um den Erhalt dieser Dörfer. Es geht um die „Dorfkümmerer“ von Altkünkendorf und Flieth in der Uckermark oder Lüdersdorf im Barnim und Nassenheide im Kreis Oberhavel. In ganz Brandenburg sollen acht „Dorfkümmerer“ neuen Schwung in ihre Gemeinden bringen.
Die ehrenamtlich engagierten Aktivisten setzten sich für die Zukunft ihrer Dörfer ein und wirkten damit dem weiteren Bevölkerungsschwund entgegen, sagte Sozialminister Günter Baaske (SPD) am Donnerstag in Potsdam. Das Land stelle für das Projekt „Dorfkümmerer“ von 2012 bis 2013 insgesamt 100 000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds bereit.
Zudem erhielten die „Dorfkümmerer“ monatlich eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 400 Euro aus dem Zukunftsfonds der Versicherungsgesellschaft Generali. Derzeit werde nach Wegen gesucht, das Projekt wenigstens bis Ende 2014 weiterzufördern, sagte der Minister.
Die acht „Dorfkümmerer“ haben bislang 15 Projekte in ihren Heimatorten angeschoben. Die Palette reicht von der Gründung einer Gemüse-Versorger-Gemeinschaft bis zur Einrichtung eines Informationszentrums für den Buchenwald Grumsin, der zum Unesco-Weltnaturerbe gehört. Baaske verwies auf die demografische Entwicklung im Land. Während im Speckgürtel um Berlin immer mehr Menschen leben, sind es auf dem Lande immer weniger. Da brauche es aktive Menschen, die sich um ihre Gemeinden kümmern und andere mitreißen.
Organisiert wird das Projekt vom Unternehmen iq consult. Projektleiter Norbert Kunz sagte, zuerst seien über Zeitungsanzeigen „Dorfkümmerer“ gesucht worden. Aus den Bewerbungen seien schließlich acht Menschen ausgewählt worden. Sie seien geschult und die Dörfer auf die Projekte vorbereitet worden. Den „Dorfkümmerern“ stehe in Abhängigkeit von ihren Ideen ein fachlicher Berater zur Seite.
Die acht Dörfer in den Kreisen Uckermark, Barnim und Oberhavel haben bis zu 1500 Einwohner. Die „Kümmerer“ initiieren Projekte zur Nahversorgung oder im Tourismus. So werden ehemalige Dorfläden revitalisiert und eine deutsch-polnische Kulturinitiative gegründet. In Klockow wird im wiederbelebten Dorfladen auch gewerkelt und gekocht.
Der erste Infopunkt zum Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin wird Anfang Mai von Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) eröffnet. Die Idee für die Einrichtung stammt von Hans-Jürgen Bewer. Der 71-Jährige Ortsvorsteher von Altkünkendorf will den außergewöhnlichen Status des Waldes nutzen, um seine kleine Gemeinde voranzubringen. Bewer rief einen Verein ins Leben, dessen Mitglieder den Infopunkt vorerst ehrenamtlich betreiben werden. Später ist auch Bildungszentrum geplant, wie der 71-jährige erläuterte.
Noch sind die brandenburgischen Dorfkümmerer deutschlandweit einzigartig. Laut Kunz gibt es schon Interesse in anderen Bundesländern. Denn das Problem der demografischen Entwicklung sei kein spezifisch brandenburgisches. Auch Sachsen-Anhalt, Hessen und Bayern hätten bereits angefragt. Susann Fischer
Susann Fischer
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