Brandenburg: Betroffenheit nach Tod von Alt-Erzbischof Sterzinsky
Kardinal starb am Donnerstag nach langer schwerer Krankheit / Große Anerkennung für sein Lebenswerk
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Berlin - Der Tod des Berliner Alt-Erzbischofs Kardinal Georg Sterzinsky hat große Betroffenheit ausgelöst. Sterzinsky starb am Donnerstag nach langer Krankheit, wie ein Sprecher des Berliner Erzbistums mitteilte. Papst Benedikt XVI. hatte Ende Februar den Rücktritt des bereits schwer erkrankten 75-jährigen Kardinals angenommen, der seit 1989 an der Spitze des Erzbistums stand. Über konfessionelle und Parteigrenzen hinweg wurde Sterzinsky nun als Wegbereiter der Ökumene und des Zusammenwachsens der Kirche in Ost und West gewürdigt.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte, „wir trauern in diesen Stunden um einen Erzbischof und Priester, um einen Seelsorger und gläubigen Katholiken, der sich sein Leben lang in tiefer Frömmigkeit dem Herrn und seiner Kirche verschrieben hat“. In stiller Trauer verneige er sich vor einer „beeindruckenden, bescheidenen und wegweisenden Persönlichkeit“. Zollitsch sagte, es wäre Sterzinsky eine große Freude gewesen, Papst Benedikt XVI. anlässlich dessen Besuchs in Berlin im September willkommen zu heißen. „Es sollte ihm nicht mehr vergönnt sein.“
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, erinnerte „voller Dankbarkeit“ an das große Engagement, das Sterzinsky dem ZdK gewidmet habe. Als gastgebender Bischof habe er entscheidend dazu beigetragen, dass der Berliner Katholikentag 1990 zu einem der „ersten großen gesamtdeutschen Hoffnungs- und Aufbruchszeichen“ geworden sei.
Mit großer Trauer und Bestürzung reagierte auch die Jüdische Gemeinde zu Berlin auf den Tod des Kardinals. Mit ihm verliere man einen guten Freund sowie einen Befürworter des interreligiösen Dialogs, hieß es. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hob hervor, der Kardinal sei ein „herausragender Vertreter“ der Kirchen in Berlin gewesen. Sterzinsky habe den Dialog mit anderen Kirchen angestrebt und sei ein „verlässlicher Partner“ gewesen. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte, mit Sterzinsky verlören nicht nur die Katholiken in Brandenburg, Berlin und ganz Deutschland eine herausragende Persönlichkeit. Der Kardinal habe die Neuordnung der katholischen Kirche in den östlichen Bundesländern maßgeblich begleitet. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ingrid Fischbach, sagte zum Tod Sterzinkys, sein versöhnlicher Blick auf das vereinte Deutschland und seine Funktion als Brückenbauer zwischen den neuen und alten Bundesländern hätten ein Zusammenwachsen der Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern erleichtert. Der Fraktions- und Landesvorsitzende der Berliner CDU, Frank Henkel, würdigte den Kardinal als eine der herausragendsten Persönlichkeiten Berlins.
Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth sagte, mit seiner Unterstützung von Kirchengemeinden, die Flüchtlingen Kirchenasyl boten, habe der Geistliche ein „weithin sichtbares Zeichen für christliches Engagement in der heutigen Zeit“ gegeben. Nach den Worten der Grünen-Kandidatin für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin, Renate Künast, ist Sterzinsky seinen christlichen Werten immer treu geblieben. „Menschlichkeit war immer die Richtschnur seines Handelns“, sagte sie. Der FDP-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Christoph Meyer, sagte, der Kardinal gehöre zu den herausragenden Würdenträgern Berlins, „die zum richtigen Zeitpunkt nicht nur das Richtige gesagt, sondern getan haben“.
Im Erzbistum Berlin leben etwa 390 000 Katholiken. Es umfasst neben der Bundeshauptstadt auch Teile Brandenburgs sowie den Osten Mecklenburg-Vorpommerns.
Mit 31 200 Quadratkilometern ist es flächenmäßig das zweitgrößte Bistum in Deutschland. Das Berliner Erzbistum hofft, dass bis zum Papstbesuch am 22. September ein neuer Bischof ernannt wird. Mirko Hertrich
Mirko Hertrich
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