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Brandenburg: Bildungsbotschafter

Bundesbildungsministerin Schavan würdigt türkischstämmige Abiturienten

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Berlin - Der Weg von Okkan Coban (19) zum Abitur ist der Weg eines Aufstiegs. „Mit Migrationshintergrund“ und „bildungsferne Eltern“ – beide Klischees erfüllt der Türke Okkan. Seine Mutter spricht kaum Deutsch, sein Vater macht Gelegenheitsjobs: mal Fernfahrer, mal Hausmeister. „Ich wollte es allen beweisen“, sagt Okkan. Beispielsweise seiner Grundschullehrerin. In der sechsten Klasse bekommt der Spandauer eine Hauptschulempfehlung; in Mathematik und Deutsch ist er sehr schwach. Seine damalige Klassenlehrerin schüttelt den Kopf, weil er sich an der Wolfgang-Borchert-Oberschule anmeldet. Eine Realschule. Doch dort wird er immer besser. „Ich hatte gute Lehrer, die mich förderten“, erzählt Okkan. Er sitzt oft in der ersten Reihe, er macht immer Hausaufgaben, er fehlt kaum. Nach der zehnten Klasse ist er so gut, dass der eloquente Okkan auf die Carlo-Schmidt-Oberschule wechselt – und Leistungskurs Mathe wählt.

Okkan und 59 weitere türkischstämmige Abiturienten aus ganz Deutschland wurden am Donnerstagabend von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) geehrt. „Die Bildungspotenziale junger Menschen mit Migrationshintergrund müssen noch besser ausgeschöpft werden“, sagt Schavan im Gartenhaus des Ministeriums in Mitte. Die Feier gehört zu einem Wochenendworkshop in Kooperation mit der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD). Die TGD hat die 60 Abiturienten ausgewählt, viele der 20 Berliner Schüler kennen sich vom Türkischen Wissenschafts- und Technologiezentrum BTBTM, wo sie Nachhilfe von Studenten erhalten.

„Ihr seid Vorbilder und Ansporn“, meint Schavan. „Ihr seid Botschafter, dass sich Integration lohnt.“ Der Großteil der anwesenden Abiturienten ist weiblich, bemerkt Ahmet Nazif Alpman, Generalkonsul der Republik Türkei in Berlin. Die wenigsten von ihnen im Raum tragen ein Kopftuch. „Ich habe es geschafft – du schaffst das auch!“, lautet eine Kampagne des TGD, die vom Bildungsministerium unterstützt wird. „Ihr seid natürlich alle schon gut integriert“, schmunzelt Kenan Kolat, Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland.

Özlem Duyan und Aylin Selcuk (beide 18) sind zwei solcher Vorbilder. Sie haben ihr Abitur am Wilmersdorfer Hildegard-Wegscheider-Gymnasium absolviert, beide haben sie eine Klasse übersprungen. Okkan, Özlem und Aylin wollen studieren. Mit ihrem Studium werden sie immer noch die Ausnahme bilden. Obwohl in Deutschland mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen unter 25 Jahren einen Migrationshintergrund haben, liegt ihr Anteil an den Studierenden bei etwa acht Prozent. Alexander Schäfer

Alexander Schäfer

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