
© Andreas Lander/dpa
Von Alexander Fröhlich: Bildungsort Natur
In den 15 Naturreservaten Brandenburgs sind Ranger nicht mehr nur Wachtmänner, sondern Touristiker
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Potsdam – Nicht nur für den Umweltschutz, auch für Urlauber sind sie ein Gewinn – die 15 Nationalen Naturlandschaften, die ein Drittel der Fläche Brandenburgs ausmachen. Aber es gibt noch Potenziale zwischen den Uckermärkischen Seen und der Niederlausitzer Heidelandschaft, sagte der Leiter der brandenburgischen Naturwacht, Manfred Lütkepohl, am Dienstag in Potsdam.
Im Vergleich zu anderen Naturparks in Deutschland finden noch vergleichsweise wenige Touristen den Weg in die märkischen Reservate. Allein 16 000 Besucher zählte die vor 19 Jahren gegründete Naturwacht bei ihren Führungen durch die Großschutzgebiete, hinzu kamen Vorträge und Projekttage an Schulen, an denen 7800 Kinder teilnahmen. „Insgesamt 118000 Menschen haben wir erreicht“, berichtete Lütkepohl. Gerade in den Randregionen biete der sanfte Tourismus in Wald und Flur auch Jobs, die Naturwacht ist dafür eigens an der Ausbildung von Landschafts- und Naturführern beteiligt.
Überhaupt setzt die Behörde auf Wachstum mit Bedacht. „Wir wollen den Tourismus in unseren Großschutzgebieten in geordnete Bahnen lenken, Besucher für die Schönheit von Natur und Landschaft begeistern.“ Umweltministerin Anita Tack (Linke) spricht auch von „zeitgemäßer Umweltbildung mit Freude am Entdecken“. Gelegenheit dafür bietet die Naturwacht reichlich, mit geführten Wander- und Radtouren durch das Untere Odertal, Familiensafaris durch das Reservat Schorfheide-Chorin, mit nächtlichen Kanufahrten durchs Stechlin-Ruppiner Land, mit Touren per Floss oder Fischerkahn über die Havel und mit Wanderritten durch die Märkische Schweiz. Wegen des Erfolgs gibt es in diesem Jahr zum zweiten Mal den Brandenburgischen Konzertfrühling. Dabei können Gäste etwa den Geräuschen von Moorfrosch, Rotbauchunke und seltenen Vogelarten lauschen. Oder man kann bei abendlichen Touren die Balzflüge der Waldschnepfen bestaunen.
Daneben geht es um ganz konkreten Schutz bedrohter Tierarten und Biotope. Die Mitarbeiter und rund 250 ehrenamtlichen Helfer stellten 2009 etwa 18 Kilometer Amphibienzäune auf – „gegen den massenhaften Straßentod“ von Kröten, sagte Lütkepohl. Dabei hat sich Arbeit der Ranger in den vergangenen Jahren enorm verändert. Noch in den 1990er Jahren mussten sie überwiegend die elf Naturparks, drei Biosphärenreservate und den Nationalpark Unteres Odertal kontrollieren, heute macht das nur ein Viertel des Arbeit aus. Die Ranger erfassen den Bestand, stellen Nistkästen auf, bauen Fledermausquartiere, pflegen Fallobstwiesen, besuchen Schulen, betreuen Info-Zentren, Touren und 30 Jugendgruppen mit mehr als 200 Junior Rangern. Beim Nachwuchs herrscht in einigen Gebieten schon Aufnahmestopp, auch wegen des Sparzwangs. Trotz Teuerung und steigender Löhne bleibt der Landeszuschuss bei 3,9 Millionen Euro stabil. Zusätzlich erwirtschaftete die Naturwacht über Projekte zwölf Prozent ihrer Einnahmen – also 600 000 Euro – selbst.
Jedenfalls hatte die Aufklärungsarbeit der vergangenen Jahre Erfolg: 2009 erstatten die Ranger 162 Mal Anzeige und stellten in den Großschutzgebieten 912 Verstöße fest, knapp ein Drittel weniger als 2008. Meist verletzten Motocrossfahrer vor allem in der Märkischen Schweiz bei illegalen Rennen das Wegegebot, häufig ging es auch um illegale Müllentsorgung und Feuerstellen.
Ein wegweisendes Projekt betreut die Naturwacht gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für die zahlreichen mit Munition belasteten Militärflächen im Land, die europaweit einmalige Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere bieten. Im Naturschutzgebiet „Forsthaus Prösa“, gelegen auf dem früheren Truppenübungsplatz im Naturpark Niederlausitzer Heide nördlich von Elsterwerda (Elbe-Elster), wird erfolgreich mit speziell gepanzerten Holzerntemaschinen der Abbau von Energieholz erprobt – ohne den Übungsplatz komplett und vor allem teuer beräumen zu müssen. Auch der wirtschaftliche Nutzen der Mahd von Heidekraut für Dämmstoffe oder Biofilter wird getestet, zudem werden Schafe eingesetzt.
Die Erfahrungen sollen auch auf anderen früheren Übungsplätzen zum Einsatz kommen, etwa in der Kyritz-Ruppiner Heide.
Weitere Informationen zu den Ranger-Erlebnistouren und Broschüren unter www.naturwacht.de oder Telefon (0331) 97164810
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