Brandenburg: Bioenergie statt Milchkuh?
Brandenburgs Agrarminister Woidke sieht beim Boom der Bioenergie auch Schattenseiten
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Potsdam - Der Boom der Bioenergie hat nach Meinung von Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) auch Schattenseiten. „Heute zeigen sich langsam Probleme, an die man früher nicht gedacht hat oder die man sich nicht vorstellen konnte“, sagte der Ministergestern. Es müsse deshalb geprüft werden, was auf Dauer den ländlichen Regionen wirtschaftlich wirklich hilft.
Trete eine Biogasanlage in Konkurrenz zur Milchviehhaltung, gebe es auch Arbeitsmarktprobleme. Denn der Mais werde in die lukrative Energiegewinnung gesteckt und die Milchkühe abgeschafft. „Wenn für den Betrieb der Anlage nur noch eine halbe Arbeitskraft notwendig ist und die zehn Mitarbeiter der Milchviehhaltung nach Hause geschickt werden, dann haben wir mit Zitronen gehandelt“, meinte der Minister.
Zu befürchten sei auch eine starke Ausdehnung von Maisanbauflächen für die Energiegewinnung. „Dadurch kann die Agrarlandschaft artenmäßig verarmen und es entstehen Monokulturen“, beschreibt Woidke die Zukunft. Auch seien Konflikte mit dem Naturschutz keinesfalls auszuschließen. Als ein Problem nannte der SPD-Politiker, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einseitig auf die Förderung der Stromerzeugung abstelle.
Um die sich abzeichnenden Differenzen in den Griff zu bekommen, will das Ministerium 2007 einen Stufenplan für die Verwertung nachwachsender Rohstoffe als Energie, Kraftstoff und Produkte für die Industrie vorlegen. „Damit sollen Ziele zur Lösung der Konfliktfelder gesetzt werden“, kündigte Woidke an. Wegen der großen Nachfrage nach Rohstoffen für die Energieerzeugung haben die Bauern in diesem Winter mehr Wintergetreide gesät.
Die Frage lautet, wie kann eine Wertschöpfungsketten mit Hilfe nachwachsender Rohstoffe in Regionen langfristig verankert werden, sagte Woidke. „Ist es sinnvoll eine Anlage mit 20 Megawatt zu bauen, die 300 000 Tonnen Mais pro Jahr verbraucht, oder sollte auch nach anderen Konzepten gesucht werden?“.
Mancher Landwirt sei ratlos und wisse nicht, was für ihn das Richtige ist. Ein Weg könnte sein, Landwirte beispielsweise zum Energiewirt auszubilden. „Damit kann er Konzepte selbst beurteilen und entscheiden, was zu seinem Betrieb passt“, erläuterte der Minister. Dann wären die Bauern auch nicht auf Vertreter von Anlagenherstellern angewiesen. Es gebe in Brandenburg Biogasanlagen, die rote Zahlen schreiben. „Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass mit den falschen Konzepten vielleicht an die falsche Stelle die falsche Anlage gebaut wurde.“ Oft sei unklar, wo die Wärme bleiben soll. Es müssten Konzepte zur Abnahme der Energie gefunden werden, etwa durch Gewächshäuser.Thorsten Gehrke
Thorsten Gehrke
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