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Brandenburg: Blechinger fordert Elite-Gymnasium

CDU: Brandenburg vernachlässigt hochbegabte Kinder/ Bildungsministerium: „Keine Priorität“

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CDU: Brandenburg vernachlässigt hochbegabte Kinder/ Bildungsministerium: „Keine Priorität“ Potsdam - Brandenburgs CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger fordert die Gründung eines Elite-Gymnasiums nach sächsischem Vorbild. „In Brandenburg haben hochbegabte Kinder bislang keine Möglichkeit, eine spezifische Förderung zu erhalten“, sagte Blechinger am Freitag den PNN. Als Vorbild nannte die CDU-Politikerin das bereits im Jahr 2001 vom Freistaat Sachsen gegründete Landesgymnasium „Sankt Afra“ in Meißen. Es ist die erste staatliche Internatsschule zur Förderung von Hochbegabten in Deutschland. Der Vorstoß Blechingers, der auch Thema bei möglichen Koalitionsverhandlungen zur Fortsetzung der Großen Koalition nach der Landtagswahl am 19.September sein soll, wird vom SPD-geführten Brandenburger Bildungsministerium zurückhaltend aufgenommen. Die PDS-Spitzenkandidatin Dagmar Enkelmann lehnt die Einrichtung eines neuen Elite-Gymnasiums hingegen ab. Zwar gebe es im Lande tatsächlich Nachholbedarf bei der Begabtenförderung, räumte Enkelmann ein. „Doch diese muss an allen Schulen verstärkt werden“. SPD-Bildungsstaatssekretär Martin Gorholt zeigte sich zwar grundsätzlich offen für die Idee. Doch er betonte, dass die Gründung einer solchen Elite-Internatsschule wegen der angespannten Haushaltslage gegenwärtig „keine Priorität“ habe. Gorholt verwies darauf, dass mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasien in Frankfurt/Oder und Cottbus sowie vier sportbetonten Schulen in Cottbus, Frankfurt/Oder, Luckenwalde und Potsdam existieren. „Es gibt Angebote für Begabte.“ Allerdings: Solche Gymnasien mit Spezialprofilen gibt es in Sachsen ebenfalls – neben dem Landesgymnasium für die Top-Kreativen mit Spitzen IQ´s. An der Meißener Vorzeige-Schule, einem Flaggschiff der sächsischen Bildungspolitik, werden nach eigenen Angaben nur „mehrfach begabte Kinder“ aufgenommen – nach Aufnahmetests. „Hier wird die künftige Elite Sachsens geformt“, beschrieb Sachsens Kultusminister Matthias Rössler (CDU) einmal das Ziel. Der Freistaat hat rund 40 Millionen Euro in den Ausbau des Afra-Gymnasiums auf dem Meißener Burgberg investiert. Gegenwärtig lernen dort 358 Schüler. Dabei legt das Dresdner Kultusministerium Wert darauf, dass an der traditionsreichen Fürstenschule nicht nur Kinder aus begüterten Familien lernen können: Für das Internat zahlen Kin-der aus Sachsen monatlich 162 Euro, Nicht-Sachsen zahlen 390 Euro. Zum Vergleich: Die Ausbildung an der berühmten Privatschule im Schloss Salem in Baden-Württemberg schlägt monatlich mit rund 1900 Euro zu Buche. Es ist sogar ausdrückliches Ziel der Dresdner Bildungspolitik, „junge Genies“ aus anderen Bundesländern und dem Ausland zur Ausbildung auf das Sankt-Afra-Landesgymnasium in den Freistaat zu locken. Eine solche Einrichtung fehle in Brandenburg, klagt Blechinger. Dass im Land die Begabtenförderung vernachlässigt werde, steht nach ihren Worten sogar im Widerspruch zu Artikel 29 der Landesverfassung, in dem es ausdrücklich heißt: „Begabte, sozial Benachteiligte und Behinderte sind besonders zu fördern.“ Obwohl der aktuelle Landtagswahlkampf völlig von der Debatte um Hartz IV über-schattet wird, ist Bildungspolitik ein Hauptthema der großen Parteien. CDU-Landeschef Jörg Schönbohm hatte kürzlich den Anspruch angemeldet, dass die Union bei der Neuauflage einer Großen Koalition künftig den Bildungsminister stellen will. Namen nannte er nicht. Doch war die CDU-Fraktionschefin, bis 1999 Vize-Direktorin des katholischen Bernhardinum-Gymnasiums in Fürstenwalde, schon 1999 bei den damaligen Koalitionsverhandlungen als Bildungsministerin im Gespräch. Thorsten Metzner

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