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Im Winter-Takt. Der Winter hat Berlin und Brandenburg weiter fest im Griff mit Kälte, Schnee und Eis auf den Straßen und Behinderungen im Nahverkehr. Besonders bei der S-Bahn gibt es immer wieder Verspätungen und Zugausfälle.

© Wolfram Steinberg/dpa

J. Haase, K. Kurpjuweit, M. Matern und L. Witte: Blut-Engpass wegen Winterwetter

Frostwetter sorgte erneut für Chaos auf den Straßen und im Flugverkehr / DRK ruft zu Blutspenden auf

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Potsdam – Um ein ungewöhnliches Weihnachtsgeschenk bittet das Deutsche Rote Kreuz (DRK): Blut. Wegen des anhaltenden Winterwetters werden im Land Brandenburg und in Berlin die Blutkonserven knapp. Viele Spender verließen derzeit ungern das Haus, sei es wegen der schwierigen Verkehrsbedingungen oder weil sie erkältet seien, sagte die Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes Ost, Kerstin Schweiger, am Montag in Berlin. In Cottbus habe es am Wochenende bereits erste Engpässe bei Konserven der Blutgruppe 0 Rhesus negativ gegeben.

Diese Blutgruppe sei sehr selten und gleichzeitig vor allem bei Notfällen äußerst wichtig, weil sie als einzige anderen Blutgruppen beigemischt werden könne, erklärte Schweiger. Auch die Vorräte der übrigen Blutgruppen seien bereits knapp. „Die Versorgungssituation kann jeder Zeit kippen“, warnte sie. Alle gesunden und mobilen Bürger seien daher aufgerufen, Blut zu spenden. Rund um die Feiertage würden Sondertermine für eine Blutspende angeboten.

Für chaotische Zustände sorgte das frostige Schneewetter auch am Montag wieder auf Brandenburgs Straßen und im Bahn- und Flugverkehr. 135 Unfälle mit sieben Verletzten registrierte das Polizeipräsidium Frankfurt (Oder) von Mitternacht bis zum Nachmittag. Im Bereich des Präsidiums Potsdam dagegen krachte es sogar 161 Mal –besonders oft auf den Autobahnen. Insgesamt wurden einer Sprecherin zufolge acht Menschen verletzt.

Aufpassen ist angesichts der aktuellen Wetterprognose weiterhin angesagt - zumal die Salzvorräte für den Winterdienst knapp werden. Wegen des drohenden Engpasses soll Salz nur noch auf Autobahnen, wichtigen Bundes- und Landesstraßen sowie besonderen Gefahrenstellen wie Kreuzungen eingesetzt werden, wie der brandenburgische Landesbetrieb Straßenwesen in Potsdam ankündigte. Nebenstraßen würden nur geräumt, auf den Autobahnen habe die rechte Fahrspur oberste Priorität beim Streumitteleinsatz. Vor dem Winter seien 45 000 Tonnen Salz eingelagert worden.

Derzeit gebe es aber keinen Nachschub, mit einer Entspannung der Lage sei im Augenblick nicht zu rechnen. Im Land sind den Angaben zufolge rund 1000 Mitarbeiter und 400 Räumfahrzeuge im Einsatz. Der Landesbetrieb habe mehr als 10 000 Kilometer Bundesfern- und Landesstraßen, Zufahrten und Radwege im Winterdienst zu betreuen.

Auch Regional- und Fernzüge sowie S-Bahnen, Busse und U-Bahnen hatten erneut teils erhebliche Verspätungen. In Berlin fuhren die S-Bahnen auf vielen Strecken nur noch im 20- statt im 10-Minuten-Takt, zudem wurden wieder Linien verkürzt. S-Bahnen können den Fahrplan nicht mehr einhalten, weil sie nur noch mit 60 Kilometer pro Stunde statt mit Tempo 80 fahren dürfen. Zugefrorene Rohre, die verhindern, dass Bremssand auf die Schienen gestreut werden kann, was im Normalfall die Bremswirkung verstärkt, machten das Drosseln der Geschwindigkeit erforderlich.

Bis Redaktionschluss konnte die S-Bahn nicht mitteilen, wie viele ihrer Wagen überhaupt einsetzbar waren. Dem Vernehmen nach sollen es weniger als 300 Doppelwagen gewesen sein. Am Freitag waren noch 377 Doppelwagen unterwegs, vertraglich bestellt hat der Senat den Einsatz von 562 Doppelwagen.

Im Regionalverkehr fielen gleich mehrere Züge der nachfragestärksten Linie RE 1 (Magdeburg–Frankfurt (Oder/Eisenhüttenstadt) ersatzlos aus. Wegen einer Weichenstörung waren auch auf der RE 2 (Rathenow–Königs Wusterhausen) zwischen Berlin-Friedrichstraße und Königs Wusterhausen keine Fahrten möglich. Beeinträchtigt waren auch Züge der RB 14 zum Flughafen Schönefeld. Weil witterungsbedingt zu viele Fahrzeuge ausgefallen sind, hat die Bahn auf der RE 2 ohnehin bereits mehrere Züge planmäßig gestrichen; als Ersatz fahren Busse. Auf der RB 13 (Spandau–Wustermark) hat die Bahn zunächst bis zum Jahresende den Betrieb vollkommen eingestellt; auch hier liegt der Grund beim Fahrzeugmangel.

Stillstand herrschte gestern auch erneut beim Flugverkehr in der Hauptstadtregion. Während am vergangenen Wochenende auf den Flughäfen Berlin-Tegel und Schönefeld (Dahme-Spreewald) insgesamt 200 Flüge witterungsbedingt ausgefallen waren, mussten gestern nach Angaben der Berliner Flughafengesellschaft 130 Starts gestrichen werden, davon 20 in Schönefeld und 110 in Tegel.

Der Landkreis Dahme-Spreewald forderte unterdessen gestern Eigentümer von Häusern auf, die Dächer aus Sicherheitsgründen vom Schnee zu befreien. Zu hohe Belastungen durch die weiße Pracht könnten zu Schäden führen.

Wer sich auf weiße Weihnachten freut, wird nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam trotz einsetzenden Tauwetters am Donnerstag vermutlich nicht enttäuscht werden. „Der Schnee wird Heiligabend nicht wegtauen“, sagte Meteorologe Wolfgang Harno. Bis zu diesem Mittwoch sei nachts und tagsüber weiter mit Frost zu rechnen – in der Nacht zu Dienstag werde es sogar bis zu minus 16 Grad kalt im Land. (mit dapd)

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