Brandenburg: Botschaft aus dem Off
„FCK PGDA“ in der RBB-Abendschau? Keine Absicht, beteuert Reporter Ulli Zelle
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Berlin - Mit der Hand wischt er sich gerade den Kuss von der Wange, der ihm von einer tanzenden Myfest-Besucherin aufgedrückt wurde, doch den Sticker, der ihm – vielleicht dieselbe Person – auf die Brust geklebt hatte, den übersieht er. Und so stand Ulli Zelle, RBB-Urgestein und Reporter der Abendschau, bei der Live-Schalte zum 1. Mai in Berlin plötzlich mit einem „FCK PGDA“-Aufkleber da. Die Vokale U, E und I lassen die Botschaft politisch werden.
„Im Fernsehen natürlich ein No-Go“, sagt Zelle, der beteuert, nichts von dem Aufkleber gewusst zu haben. Natürlich gehe so etwas nicht, er müsse immer neutral gekleidet sein. „In so einer Menschenmenge rempeln einen die Leute an, schlagen einem auf die Schulter, da hab ich es gar nicht bemerkt“, erklärt Zelle.
In dem Abendschaubericht sieht man zunächst ein paar Bilder von der Demonstration, Ulli Zelle kommentiert, wie gewohnt. Dann zwei Mädchen, die sich auf der Straße umarmen und man hört Zelles Stimme aus dem Off: „Ich bin jetzt gerade geküsst worden, das hat mich ein bisschen irritiert.“ Er wirkt überrumpelt, aber nimmt es mit Humor. Als man ihn wieder mit dem Mikrofon in der Hand in die Kamera blicken sieht, prangt plötzlich der Aufkleber auf der linken Seite der Brust. Doch Zelle moderiert einfach weiter. Erst der Aufnahmeleiter habe ihn nach dem Fernsehbeitrag darauf aufmerksam gemacht, erzählt Zelle. Da war der Beitrag aber schon im Kasten. Dem Kameramann schien auch nichts aufgefallen zu sein. Der hätte aber ohnehin nicht viel tun können, gesendet wurde ja live.
Die Reaktionen in den sozialen Medien fielen gemischt aus. Auf Twitter wurde der Moderator für seine ungewollt gesendete politische Aussage nicht nur gelobt. Tweets wie „guter Mann“, „da wird einem Ulli Zelle schon ’n bisschen sympathisch“ oder „großes Lob für Ulli Zelle“ standen dem Lügenpresse-Vorwurf gegenüber. Ein Nutzer kommentierte die Sache mit „GEZ-Gebühren bezahlte Volksverhetzung“.
Der RBB stellt sich hinter seinen Reporter. Unternehmenssprecher Justus Demmer sagte: „So etwas kann passieren. Wenn der Kollege den Aufkleber abnimmt, sobald er ihn bemerkt, macht er alles richtig.“ Und, dass er ihn nicht sofort bemerkt habe, das könne schließlich in einem solchen Trubel wie dem Myfest passieren. Ronja Ringelstein
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