zum Hauptinhalt

Nebenkosten: Brandenburg teurer als Berlin

Neue BBU-Preisdatenbank: Bei Müll, Fernwärme, Erdgas und Strom zahlt man auf dem Land weiter mehr als in der Hauptstadt, aber auch da ziehen Preise an

Stand:

Potsdam - In Brandenburg gibt es weiter drastische Diskrepanzen bei Gebühren für Müll, Fernwärme, Erdgas und Strom. Nach der aktuellen Preisdatenbank des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) sind die als „zweite Miete“ geltenden Nebenkosten fast durchweg höher als Berlin, das aber unaufhaltsam teuerer wird. Das Niveau nähert sich dem deutscher Metropolen und dem in Brandenburg an. „Berlin ist nicht mehr ganz so günstig“, bestätigte BBU-Vorstand Maren Kern bei der Vorstellung in Potsdam. „Das Niveau zwischen Berlin und dem bislang teureren Brandenburg gleicht sich an.“ An den jahrelangen Hauptstadt-Extremen hat sich nichts geändert, wonach in Berlin die Gebühren für Müllentsorgung im Vergleich mit deutschen Metropolen und Brandenburg die niedrigsten, die Wasserpreise aber in Folge der Teil-Privatisierung der Bewag unter den deutschen Metropolen mit Abstand die höchsten sind. Lediglich im kleineren Potsdam, wo die Kunden derzeit die Rekommunalisierung der fehlprivatisierten Potsdamer Wasserbetriebe Anfang der 90er Jahre bezahlen, sind die Wasserpreise noch höher als in Berlin.

So ziehen überall die Erdgaspreise an, in Berlin werden je Kubikmeter 59,31 Euro fällig, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Zwar sind das immer noch deutlich weniger als etwa in Leipzig ( 75,60 Euro) und Frankfurt am Main (62,3), aber mehr als in Potsdam mit um rund 4 Prozent gesunkenen Preisen (56,7 Euro), als in Köln (55), München (51) oder Bremen (49). Der Durchschnitt im Land Brandenburg liegt mit 58 Euro je Kubikmeter sogar niedriger als in Berlin. In Brandenburg heizen die Bewohner von Forst und Oranienburg mit Erdgas am teuersten (64 Euro), Lauchhammer (48 Euro) und Angermünde (51 Euro) am günstigsten. Teuer sind auch Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf und Falkensee (62 Euro). Beelitz (53 Euro) ist da eher günstig. Während beim Strom die Schwankungen im Bundesvergleich, aber auch innerhalb Berlin-Brandenburgs gering sind, 26 Cent je Kilowattstunde im märkischen Schnitt, 25 Cent in Berlin, Spitzenreiter Bad Liebenwerda (28), Sparmeister Ludwigsfelde (24) ist, fällt das Gebühren-Gefälle für Wasser generell stark aus. Brandenburgs Landesschnitt liegt bei 4,95 Euro je Kubikmeter. In Berlin kostet die gleiche Menge 5,10 Euro, in Dresden nur 4,14 Euro, in Köln gar nur 3,36 Euro. Ein Zwei–Personen–Modellhaushalt, den die BBU-Experten als einheitliche Vergleichsgrundlage ansetzen, zahlt in Köln für Wasser 174 Euro jährlich weniger als in Berlin. Grund sind laut BBU Gewinnabführungen an die Eigner der BEWAG, nämlich RWE/Veolia und das Land Berlin als 51-prozentiger Mehrheitsgesellschafter. Der Senat, so forderte Kern, sollte den Berlinern „reinen Wein einschenken“, dass sie mit jedem Liter auch die Sanierung des Berliner Haushaltes bezahlen. Der BBU hoffe, dass es in der nächsten Legislaturperiode eine Klärung, also eine Entlastung gibt, etwa durch den Verzicht auf Grundwasserentnahmegebühren, die der Kunde mitbezahlt. Allerdings, im Vergleich müssen die Potsdamer in Folge von Verkauf und Wiederkauf der städtischen Wasserbetriebe tiefer als die Berliner in die Tasche greifen, mit sogar 6,28 Euro je Kubikmeter. Innerhalb Brandenburgs ist Wasser in Templin (3,91 Euro) am billigsten, in Spremberg (7,49 Euro) am teuersten - was im Jahr bei einem 2-Personen-Haushalt einen Unterschied von stolzen 358 Euro ausmacht. Kleinmachnow liegt mit 4,65 Euro im Mittelfeld.

Ähnlich ist das Gefälle beim Müll. So können die Brandenburger von Gebühren wie in Berlin nur träumen: Je Kubikmeter werden in der Hauptstadt lediglich unschlagbare 23 Euro fällig. Zum Vergleich: In Düsseldorf sind es 60 Euro, in Frankfurt am Main 55 Euro, in Stuttgart 43 Euro, der brandenburgische Landesdurchschnitt liegt bei 40,02 Euro. Ein Düsseldorfer Haushalt zahlt jährlich 115 Euro mehr für die Abholung der Mülltonnen als ein Berliner. Spitzenreiter in Brandenburg sind Bad Liebenwerda und Elsterwerda (46 Euro), Eberswalde ist mit 23 Euro am billigsten und so günstig wie Berlin. In Potsdam werden 34,4 Euro fällig (Stand 1.1.2011), eine Steigerung um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Bei Fernwärme liegt Brandenburgs Schnitt bei 89 Euro je Megawattstunde, wobei es in Potsdam 84 Euro sind. Falkensee ist mit 133 Euro am teuersten, Senftenberg mit 77 Euro am billigsten: Die Differenz zwischen Falkenssen und Senftenberg macht bei einem Zwei–Personenhaushalt 599 Euro pro Jahr aus. Indirekt zahlen Mieter auch die Grundsteuer mit, innerhalb Brandenburgs ist in Potsdam der Hebesatz mit 493 Prozent am höchsten (Berlin: 810), im Ost-Vergleich aber nicht: Leipzig kassiert 500 Prozent, Dresden 635 Prozent, Schwerin 550 Prozent. Unter den Ost-Hauptstädten sind lediglich Erfurt (420) und Magdeburg (450) günstiger als das Potsdam.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })