
© Bernd Settnik/lbn
Brandenburg: Brandenburger Wald im Stress
Trockenheit und Schädlinge setzen vermehrt den Laubbäumen zu
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Potsdam/Eberswalde - Erst Trockenheit, dann zahlreiche Brände und auch noch Schädlingsbefall: Der Brandenburger Wald ist zu großen Teilen im Stress. In einigen Regionen summen und surren unerwünschte Falter verschiedener Arten umher und setzen den Bäumen zu, sagt Katrin Möller, Leiterin der Hauptstelle für Waldschutz am Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde. Neu ist, die Forstfachleute stellen eine Verlagerung bei den Schäden fest. Früher gab es vor allem bei der Hauptbaumart Kiefer einen Insektenbefall.
„Jetzt liegt der Fokus mehr bei Laubbäumen, was für Brandenburg eher untypisch ist“, beschreibt Möller die Entwicklung und fügt hinzu: „Es gibt eine Verschiebung von der Kiefer hin zur Eiche.“ Aber auch Eschen werden zunehmend von Schädlingen heimgesucht. Ein Pilz lässt die Triebe absterben. Dagegen gibt es noch kein Mittel.
Eichen hätten schon im Frühjahr relativ stark mit Schädlingen zu kämpfen gehabt. Vor allem der Eichenprozessionsspinner, der auch für Menschen nicht ungefährlich ist, setze den Bäumen zu. Als wäre dies nicht genug, gab es auch noch einen Befall mit anderen Schädlingen.
Der Eichprozessionsspinner hat sich auf inzwischen auf 2000 Hektar breitgemacht. Förster stellten deshalb schon viele Warnschilder auf. Möller mahnt die Menschen zur Vorsicht. Denn auch alte Raupennester seien gefährlich. Die Haare können sehr lange Allergien auslösen. „Sie haben eine Wirkung von fünf bis sechs Jahre“, sagt die Fachfrau. Zur Beseitigung eines starken Befalls wurde 2008 auf 270 Hektar gegen den Schädling gesprüht, im vergangenen Jahr waren es 684 Hektar und in diesem Jahr bisher 360 Hektar. „Und die Trockenheit hat dazu geführt, dass die Eichen jetzt noch mit einem Pilz zu kämpfen haben“, sagt Möller. Bei diesen Belastungen habe der typisch deutsche Baum kaum Chancen, vernünftig Reserven zu bilden, um im kommenden Jahr wieder kräftig auszutreiben.
Die Wärme werde auch zum Problem der Kastanien. Bei den aktuell südländischen Temperaturen entwickle sich die Miniermotte prächtig und auch schnell. „Die nächste Generation frisst jetzt. Die Kastanie leidet massiv“, berichtet die Forstexpertin. Aber auch Kiefern hätten mit Schmetterlingsraupen zu kämpfen. Nach Angaben von Möller musste in einigen Bereichen bereits mit Pflanzenschutzmittel auf den Befall reagiert werden. Gesprüht wurde allerdings auf kleineren Flächen. Vor allem in der Gegend um Niemegk mache sich der Kiefernspinner unbeliebt. Der Schädling Nonne bereitet den Waldfachleuten auch weiterhin viel Arbeit. „Im Augenblick fliegen die Falter und legen die Eier.“ Die Raupen müssen dann im kommenden Jahr bekämpft werden.
Ein langer harter Winter, wie in diesem Jahr, schadet den Tieren überhaupt nicht. „Es ist immer so ein Irrglaube, kalte Winter sind schlecht für Insekten. Für die meisten Insekten sind kalte Winter gut“, stellt Möller klar. Die Eier könnte kräftige Minusgrade ab.
„Die sind wie ein Überlebensbunker“. Anders sieht es aus, wenn es warme, feuchte Witterung gibt. Dann können sich Pilze entwickeln, die auch die Insekten angreifen.
Winterliche Folgen sind nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) an vielen Straßenbäumen zu sehen. Ursache seien nicht strenger Frost oder Schnee. Das zur Beseitigung von Eisglätte gestreute Salz zeige jetzt die Wirkung, sagt Wolfgang Ewert vom Nabu in Potsdam. Die Blätter haben braune Ränder und werden gelb. Dies habe aber rein gar nicht mit der schönen herbstlichen Verfärbung zu tun. Thorsten Gehrke
Thorsten Gehrke
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