
© Patrick Pleul/dpa
Brandenburg: Brandenburgs Wälder im Klimastress
Hitze, Trockenheit und milde Winter machen es den Wäldern nicht einfach Die Bäume in der Mark reagieren zunehmend auf den allmählichen Temperaturanstieg
Stand:
Potsdam - Die Brandenburger Wälder – die ein Drittel der Landesfläche ausmachen – leiden zunehmend an den Klimaveränderungen. Besonders die Waldflächen in Südbrandenburg standen im zu Ende gehenden Jahr „unter Stress“, wie es in dem am Montag in Potsdam vorgestellten Waldzustandsbericht 2016 heißt.
Trotz des trockenen Frühjahrs 2016 und der Hitzewellen des Sommers 2015 seien Brandenburgs Wälder aber vital, erklärte Brandenburgs Forstminister Jörg Vogelsänger (SPD). Der Kiefer insgesamt gehe es gut. Ihr Kronenzustand habe sich weiter verbessert. Dagegen habe sich die im Vorjahr noch beobachtete Erholung der Laubbäume 2016 nicht fortgesetzt.
Ursache waren den Angaben zufolge die trocken-heiße Witterung des Vorjahres und die starke Samenbildung bei Buchen und Eichen in diesem Jahr. Außerdem sind die Wälder in Brandenburg aufgrund geringer Niederschläge, armer Sandböden und hohem Kiefernanteil, durch Insekten und Schädlinge sowie Waldbrand hoch gefährdet, heißt es in dem Bericht.
In Folge der Klimaerwärmung komme es immer öfter zu großflächigen Schadereignissen, sagte Vogelsänger. Spätfolgen für den Wald seien dabei nicht ausgeschlossen. Gegenwärtig würden neun Prozent der Waldfläche deutliche Schäden aufweisen. Der Rest sei „ohne deutliche Schäden“ geblieben. Damit gebe es gegenüber 2015 keine Veränderungen, heißt es in dem Waldzustandsbericht. Mehr als die Hälfte der Buchen in Brandenburgs Wäldern weisen demnach keine Schäden auf. Hingegen würde jede fünfte Eiche deutliche Schäden in der Krone aufweisen. Eichen sind die am stärksten geschädigte Baumartengruppe. Damit habe sich der Zustand der Eichen gegenüber dem Vorjahr trotz Trockenstress nicht verschlechtert. Zugleich entspricht ihr Zustand etwa dem Niveau der anderen Laubbäume.
Zur Begründung hieß es unter anderem, „die sehr milden letzten zwei Winter ließen der Pflanzenwelt kaum Zeit zur Winterruhe“. Das Frühjahr und die Monate August und September seien in diesem Jahr zu trocken gewesen. Auch der kontinuierliche Anstieg der Lufttemperaturen im 30-jährigen Mittel in der Vegetationszeit habe sich in diesem Jahr fortgesetzt. „Diesen Bedingungen konnten sich die Waldbäume unter anderem durch eine reduzierte Blattmasse anpassen.“ Zugleich wurde bei der Eiche und anderen Laubbaumarten festgestellt, dass mehr Bäume als im vergangenen Jahr abgestorben waren. „Das ist ein Zeichen dafür, dass die Anpassung der Wälder an die Klimaveränderung nicht unbegrenzt ist“, heißt es in dem Bericht.
Davon profitieren vor allem Insekten, die sich bei überdurchschnittlich warmer und trockener Witterung im Frühjahr und Sommer optimal entwickeln konnten. So breitet sich der Eichenprozessionsspinner seit Jahren in Brandenburg aus. Die Brennhaare der Raupen können allergische Reaktionen und gesundheitliche Schäden verursachen. Außerdem wurde in diesem Jahr unter anderem die Kiefernbuschhornblattwespe auffällig. Zum Beispiel in Finsterwalde in Südbrandenburg: Dort hatte es im Sommer in den Kiefernwäldern eine Schädlingsplage gegeben. Die Raupen der Kiefernbuschhornblattwespe beschädigten Baumbestände stark. Hubschrauber brachten Bekämpfungsmittel aus. Die Raupenplage trat dort nach früheren Angaben der zuständigen Oberförsterei zum ersten Mal auf. Das Ministerium schätzt, dass der Aufwand für die Überwachung von Insekten, die sich als fremde Arten mit hohem Schadpotenzial in den Wäldern einnisten könnten, zunehmen wird.
Der Waldzustand wird den Angaben zufolge jährlich mit einer Reihe von Indikatoren erfasst, aus denen dann der sogenannte Kronenzustandsindex abgeleitet wird. Die Aufnahme erfolgt an 42 Probepunkten. mit dpa
Lukas Philippi
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: