Brandenburg: Brandenburgs Welterbe
Auf einer Stufe mit dem Grand Canyon und den Everglades: Grumsiner Buchenwald ist Weltnaturerbe. Die Region muss mit mehr Touristen rechnen
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Paris/Angermünde - Der Buchenwald Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin gehört künftig zum Weltnaturerbe der Unesco. Die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur erklärte am Samstag fünf deutsche Buchenwälder zum universellen Erbe der Menschheit, darunter Grumsin.
Der deutsche Antrag umfasste vier weitere Wälder in Thüringen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern. Das rund 670 Hektar große Gebiet im Norden Brandenburgs stellt nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums eine einmalige Kombination von Gewässern, Wald und Mooren dar.
Die Aufnahme in die Unesco-Welterbeliste sei sowohl für das Land als auch für das Biosphärenreservat ein Prestigegewinn sowie ein großer Erfolg für Brandenburgs Naturschutzarbeit, sagte Umweltministerin Anita Tack (Linke). Viele hätten vor Ort auf dieses Ziel hingearbeitet. „Der lange Atem hat sich gelohnt.“ Beim Buchenwald Grumsin handele es sich um den Idealtyp einer während der Eiszeit entstandenen naturnahen jungen Endmoränenlandschaft. Neben der Fossilien-Fundstätte Grube Messel und dem Wattenmeer sind die Buchenwälder die dritte Weltnaturerbestätte Deutschlands.
Hocherfreut reagierte der Leiter des Biosphärenreservats, Hartmut Kretschmer, auf die Pariser Entscheidung. Sie sei „großartig“ und „fantastisch“, bringe aber auch große Herausforderungen mit sich, sagte Kretschmer der Nachrichtenagentur dpa. So sei das Gebiet bisher überhaupt nicht vom Tourismus berührt, für den erst die nötige Infrastruktur geschaffen werden müsse. Zu diesem Zweck sei schon ein Antrag beim Land Brandenburg über die Bewilligung von rund 400 000 Euro gestellt worden.
„Jetzt müssen wir uns auf größere Touristen-Ströme einstellen“, stellte Kretschmer fest. Zur Vorbereitung sei bereits gemeinsam mit den Kommunen eine Arbeitsgruppe gegründet worden Bisher fehlten Parkplätze, Imbissmöglichkeiten oder auch öffentliche Toiletten. „Und dann müssen wir natürlich dafür sorgen, dass die Leute nicht wild in den Wald hineinlaufen.“ Dazu könnten gezielte Touren dienen. „Da müssen wir über den Sommer relativ schnell handeln.“ Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verlangte anlässlich der Pariser Entscheidung von der Bundesregierung ein nationales Schutzprogramm für einheimische Buchenwälder. Deutschland habe eine besondere Verantwortung, weil hier ursprünglich ein Viertel aller Buchen weltweit gestanden hätten, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Bislang seien nur wenige Prozent der Wälder von der Holznutzung ausgeschlossen. Roland Bahlburg
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