Brandenburg: „Braunen Dreck“ aus der Stadt gefegt
Rund 1000 Menschen protestierten in Senftenberg gegen einen Aufmarsch von Neonazis
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Senftenberg – Rund 1000 Menschen haben am Samstag in Senftenberg gegen einen Aufmarsch der rechtsextremistischen NPD protestiert. „Menschen zwischen acht und 80 Jahren“ drängten sich nach Angaben der Veranstalter in und vor der völlig überfüllten Wendischen Kirche. An den Protesten nahmen auch die Landtags-Fraktionsvorsitzenden von SPD und PDS, Günter Baaske und Kerstin Kaiser, teil. Nach dem Aufmarsch der knapp 200 Rechtsextremisten kehrten die Teilnehmer mit Besen symbolisch den „braunen Dreck“ aus der Stadt.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot von 1000 Beamten aus mehreren Bundesländern vor Ort. Nach Angaben eines Polizeisprechers gab es während des Aufmarschs nur einzelne Zwischenfälle. Ein Polizist sei durch einen Stein verletzt worden. Er musste aber nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der mutmaßlich dem linksextremen Milieu zugehörige Steinewerfer wurde in Polizeigewahrsam genommen. Mehrere Versuche, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, seien unterbunden worden. Bei Kontrollen am Stadtrand waren zuvor gefährliche Gegenstände wie Klappmesser sichergestellt worden.
Zu der Protestveranstaltung hatte ein breites demokratisches Bündnis aufgerufen. „Wir haben ein deutliches Zeichen gegen die Nazis gesetzt“, sagte die Senftenberger SPD-Landtagsabgeordnete Martina Gregor als Mitorganisatorin. In der Nacht zum Samstag waren entlang der sechs Kilometer langen Marschstrecke der Rechtsextremisten Plakate des Senftenberger Künstler Bernd Winkler mit der Aufschrift „Für Demokratie und Toleranz - Senftenberg gegen Nazis“ aufgehängt worden. Am Vormittag sprachen in der Wendischen Kirche Vertreter aller demokratischen Parteien, Gewerkschafter, Schauspieler der Neuen Bühne Senftenberg und Kirchenvertreter.
„Ich bin positiv überrascht, dass es gelungen ist, ein so breites Bündnis zu bilden“, sagte Martina Gregor, die auch stellvertretende SPD-Landesvorsitzende ist. Die 46-Jährige fügte mit Blick auf den Neonazi-Aufmarsch an: „Wir lassen uns unser Image nicht kaputt machen.“ Die Stadt bemühe sich seit langem um positive Schlagzeilen. Das sei mit der Internationalen Bauausstellung und der Neuen Bühne Senftenberg, die gerade als Theater des Jahres geehrt wurde, auch gelungen.
„Die Nazis dürften gemerkt haben, dass es in Senftenberg keinen fruchtbaren Boden für ihre Absichten gibt“, sagte auch der Senftenberger Linkspartei-Landtagsabgeordnete Gerd-Rüdiger Hoffmann.
Die Rechtsextremisten sollten nicht noch einmal versuchen, nach Senftenberg zu kommen. „Wir unterschätzen allerdings nicht die Gefahren, schließlich muss es Gründe gegeben haben, warum es die Neonazis in Senftenberg versucht haben“, fügte er hinzu.
Die aktiven NPD-Mitglieder kämen zwar von außerhalb nach Senftenberg. „Ich nehme an, die wollen hier Strukturen aufbauen“, sagte Martina Gregor. Aber auch vor Ort gebe es eine rechte Szene, was immer offensichtlicher werde. Sie erinnerte daran, dass bei der Bundestagswahl rund fünf Prozent der Menschen in der Region für die Rechtsextremisten votiert hatten.
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