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Brandenburg: BSE-Fall in Hertefeld: Rinder werden in Schwanebeck eingeschläfert

Es war noch dunkel, als die ersten Lastwagen anrollten. Unter Polizeiaufsicht begann gestern früh gegen fünf Uhr der Abtransport aller 449 Rinder vom Gut Hertefeld (Havelland).

Es war noch dunkel, als die ersten Lastwagen anrollten. Unter Polizeiaufsicht begann gestern früh gegen fünf Uhr der Abtransport aller 449 Rinder vom Gut Hertefeld (Havelland). Bei einer Milchkuh aus der Herde war Ende Januar der erste BSE-Fall in Brandenburg bestätigt worden. Daraufhin hatte Landrat Burkhard Schröder die Tötung der gesamten Herde angeordnet. Ein vom Landkreis eilig gebildeter Krisenstab hatte sich seitdem vergeblich bemüht, einen Schlachthof zu finden, der die Arbeit übernimmt. Erst gestern waren alle logistischen Probleme geklärt. Zwei große Transporter mit Anhänger bringen jeweils 33 Rinder aus Hertefeld in das rund zehn Kilometer entfernte Schwanebeck.

In dem etwas außerhalb gelegenen Ortsteil von Nauen befindet sich das kreiseigene Abfallwirtschaftszentrum. In einer geschlossenen Halle, in der sonst Müll aufbereitet wird, werden die Tiere per Injektion zunächst betäubt und anschließend getötet. Diese Methode ist praktisch die einzige Möglichkeit, die Tiere außerhalb eines Schlachthofes zu töten. Gearbeitet wird im Zwei-Schicht-Betrieb; voraussichtlich am späten Freitagabend wird die Aktion beendet sein. Danach werden die Rinder in eine Tierkörperbeseitigungsanstalt gebracht, wo Probematerial entnommen und zur Untersuchung in das Staatliche Veterinäramt nach Potsdam gebracht werden soll. Auch Forscher der Universität Göttingen interessieren sich für die Hertefelder Herde. Sie haben bereits das Kalb der an BSE erkrankten Kuh zu Forschungszwecken abgeholt. Für den betroffenen Agrarbetrieb wird die Vernichtung der Herde wohl nicht das Aus bedeuten. Der Eigentümer Friedrich August Herzog von Oldenburg hatte schon in der vergangenen Woche erklärt, dass er den Hof weiter führen und seine sieben Mitarbeiter behalten wolle. Gesellschafter, Geschäftsführer und Mitarbeiter der Gut Hertefeld GmbH meinten am Donnerstag zur Keulung ihrer Milchviehherde: "Wir halten die zur Zeit in Deutschland praktizierte Gesamtherdenregelung für unsinnig und unangemessen, da sie weder wissenschaftlich zu begründen ist und schon gar nicht zum Verbraucherschutz beiträgt."

Normalerweise müssen Landwirte ein Drittel der Kosten für die Entsorgung - insgesamt etwa 90 000 Mark - tragen. In diesem Falle trägt der Kreis Havelland je zwei Drittel der Kosten für die Tötung der Rinder und die Kadaver-Beseitigung. Für den Rest kommt nach Auskunft des Sprechers des Agrarministeriums, Jens-Uwe Schade, das Land auf. Die Höhe der Summe sei noch "unklar". Für Transport und Verladung der Rinder kommt die Brandenburger Tierseuchenkasse (TSK) auf, die den Eigentümer auch entschädigt. Die TSK ist ein Sondervermögen des Landes, in das neben dem Agrarministerium auch die Züchter von Nutztieren einzahlen müssen. Der Jahresbeitrag pro Rind liegt zurzeit bei acht Mark; die Höhe der Entschädigung für den Landwirt richtet sich nach der Einschätzung von Sachverständigen, die in den vergangenen Tagen die Hertefelder Herde begutachtet hatten.

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