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Brandenburg: Bund sucht „Dirigenten“ für den Schlossbau

Gemeinnützige Stiftung soll Entwicklung des Humboldt-Forums koordinieren – mit Daniel Barenboim?

Von Sabine Beikler

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Berlin - Die Bundesregierung misst dem Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses und dem Bau des Humboldt-Forums höchste Bedeutung zu. Eine gemeinnützige „Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum“ soll künftig Bauherrin und Ansprechpartnerin für alle am Projekt Beteiligten sein. Das Bundeskabinett will am Mittwoch eine entsprechende Vorlage des Bundesbauministeriums verabschieden. Auch die im Mai darüber abstimmenden Fachaussschüsse befürworten die Stiftung. Mit der Stiftung wolle man „maximale Transparenz und Effektivität in den Entscheidungen“ schaffen, sagte Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Das Gremium soll von einem zweiköpfigen Vorstand geführt werden. Für eine Position hat der Bund dem Vernehmen nach bereits Prominente mit herausragendem internationalen Ruf wie Daniel Barenboim, den Generalmusikdirektor der Staatsoper, angefragt.

Der Bund beabsichtigt eine Arbeitsteilung in der Stiftung, für die jährlich 1,5 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt eingeplant sind. Während ein prominenter Stiftungsvorstand vorrangig für die Spendenakquise verantwortlich sein soll, soll sich der zweite Vorstand um die reine Bautätigkeit kümmern. Im Gespräch für diese Position ist Manfred Rettig, Geschäftsführer der Bundesbaugesellschaft Berlin. Die Bundesbaugesellschaft koordinierte in der Vergangenheit Bundesbaumaßnahmen und soll abgewickelt werden. Eine offizielle Stellungnahme zur Besetzung des Stiftungsvorstands war am Montag nicht zu erhalten.

„Es ist sehr sinnvoll, diese Stiftung als zentrale Ansprechpartnerin für den Bau und den künftigen Betrieb zu bilden“, sagte Petra Merkel, SPD–Bundestagsabgeordnete aus Berlin und Mitglied im Haushaltsausschuss. Im Stiftungsrat sollen künftig fünf vom Bundestag benannte Mitglieder, drei von der Bundesregierung, zwei vom Land Berlin sowie vier von den künftigen Nutzern entsandte Mitglieder vertreten sein. Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sowie Kulturstaatssekretär André Schmitz sollen dem Vernehmen nach die Interessen des Landes Berlin vertreten. Die herausragende Bedeutung des Humboldt-Forums unterstreicht der Bund in der Kabinettvorlage, die dieser Zeitung vorliegt. Durch die Neubebauung des Schlossareals entstehe ein „Zentrum der kulturellen Begegnung und des Dialogs zwischen den Kulturen der Welt und der Wissenschaft von nationaler und internationaler Bedeutung“, steht in der Satzungspräambel. Deutschland nehme dadurch eine „historische Chance“ wahr, ein „zukunftsweisendes Signal ihres kulturellen Selbstverständnisses“ zu setzen. Mit dem Humboldt-Forum erhält Berlin im Zentrum weitgehend den historischen Grundriss zurück. Schlossplatz und Schlossfreiheit werden als Stadtplätze wieder entstehen. Architekt Franco Stella will eine Verbindung zwischen der Breiten Straße im Süden und dem Lustgarten im Norden schaffen. Diese Verbindung soll auch eine stärkere Anknüpfung mit der Museumsinsel herstellen.

„Ich habe die Anforderung an die Stiftung, Entscheidungen zu fällen und sie umzusetzen“, sagte Otto Fricke (FDP), Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Der Ausschuss hat eine Obergrenze für den Bau von 552 Millionen Euro festgesetzt, davon entfallen 32 Millionen Euro auf Berlin. 80 Millionen Euro sollen aus Spenden für den Wiederaufbau der historischen Fassaden zur Verfügung gestellt werden. Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins, begrüßte das Stiftungsvorhaben. Der Verein habe feste Zusagen über 18 Millionen Euro Spendengeldern, die der Stiftung übergeben werden.

Sabine Beikler

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