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Brandenburg: Bürger fühlten Regierung auf den Zahn

Großer Andrang beim Tag der offenen Tür in Kanzleramt, Ministerien und beim Bundespräsidenten

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Großer Andrang beim Tag der offenen Tür in Kanzleramt, Ministerien und beim Bundespräsidenten Von Michael Friedrich und Karin Kails Berlin. Frisch erholt vom Urlaub am heimischen Maschsee in Hannover genoss Gerhard Schröder das Bad in der Menge. Leger bahnte er sich am Sonntag beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung seinen Weg durch den Park des Bundeskanzleramtes - wie ein Star umringt von Autogrammjägern. „Schade, dass das nicht jeden Tag so gehen kann“, bedauerte der Kanzler. Anschließend plauderte er über Urlaub, Privatsphäre und Kindererziehung. Seine Minister waren schon vorher auf den Boden der Wirklichkeit zurückgeholt worden. Einige mussten sich erregten Fragen der Bürger zu Gesundheitsreform, Arbeitslosigkeit und Einschnitten in die Sozialsysteme stellen. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Verkehrsminister Manfred Stolpe beantworten im Invalidenpark zunächst entspannt die Quizfragen einer Moderatorin. Dann aber folgen die Fragen der Bürger, und die Luft wird dicker. Kritik entzündet sich vor allem an der geplanten Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. „Sie schrumpfen diesen Staat gesund zu Lasten der Rentner und Arbeitslosen“ und „Wo sind die Arbeitsplätze?“ rufen einige erregte Zuhörer. Auch die Fragen an Sozialministerin Ulla Schmidt fallen oft hitzig aus. Viele Bürger machen Sorgen, Ängsten und Ärger wegen der Gesundheitsreform Luft. Trotz der vielen kritischen Fragen begrüßt Schmidt den Tag der offenen Tür: „So ein Tag ist dafür da, um da, wo Fragen sind, auch Antworten zu geben.“ Harmonischer geht es bei Familienministerin Renate Schmidt zu. Sie hat Kinder in ihr Ministerium geladen. Nach einem Besuch im Ministerbüro wollen diese aber lieber nicht mit ihr tauschen – „zu anstrengend“ lautet die Begründung. Die Politik der Regierung wird zwar oft kritisch beurteilt, mit dem Tag der offenen Tür sind die Bürger aber an sich zufrieden. „Ein solcher Tag ist gut geeignet, um die Distanz zu den Politikern abzubauen“, sagt Christian Wiencke aus Berlin. Einigen wird die Auskunftsbereitschaft allerdings etwas zu viel. Auch an praktischen Ratschlägen lassen es die Bürger nicht fehlen. So empfiehlt beispielsweise ein Besucher im Gästebuch des Auswärtigen Amtes: „Joschi, räum Dein Zimmer auf.“ Bei Bundespräsident Johannes Rau ist am Sonntag ebenfalls großer Bahnhof. Sichtlich in seinem Element gibt er Dutzende von Autogramme. „Wir wohnen in Dahlem, hier war''s mir zu vornehm“, antwortete er auf die Frage, wo denn im Schloss Bellevue seine Wohnräume sind. Ein Fünfjähriger geht beim Anblick der aufgereihten präsidentiellen Staatskarossen direkt auf Rau zu: „Chef, darf ich mal ''ne Runde mit Deinem Auto mitfahren?“ Auf einen Zuruf aus der Menge: „Sie sollten weitermachen, Herr Bundespräsident!“ kommt die Antwort: „Vielen Dank für den originellen Tipp..... Ich mach''s ja auch nicht schlecht!“

Michael Friedrich, Karin Kails

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