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Brandenburg: „Burger-Verzicht ist Umweltschutz“

Vattenfall lehrt Schüler in Cottbus Klimaschutz / Minister Rupprecht verteidigt umstrittenes Projekt

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Cottbus – Der gelbe große Reisebus wirkt zwischen den grauen Mauern des Cottbuser Max-Steenbeck-Gymnasiums wie ein riesiger Farbtupfer. An den Seiten leuchten drei überdimensionale weiße Steckdosen. Auf dem Dach sind moderne Solarplatten aufgestellt. Der Klimabus des Energiekonzerns Vattenfall Europe Mining AG ist Bestandteil der Klimaakademie, in der das Unternehmen in Südbrandenburg an 13 Schulen über Energieeffizienz im Alltag informiert. Gestern gab es in Cottbus den ersten Unterricht.

Für 15 Mädchen und Jungen der neunten Klasse beginnt in dem Bus auf dem Schulhof der Aktionstag zum Klimaschutz. Vattenfall-Mitarbeiter Dietmar Rupe erklärt den Schülern, dass die Rohstoffe knapper werden und dadurch die Preise steigen. „Oft können 20 Prozent der Energie-Kosten durch eine bessere Effizienz eingespart werden.“ Die Schüler sind gut vorbereitet, wissen über den Treibhauseffekt und die Erderwärmung Bescheid, zu der auch der CO2-Ausstoß von Kraftwerken beiträgt.

„Vattenfall ist ein großer CO2-Produzent“, sagt ein Mädchen. „Kühe, aus deren Därmen Methanwolken entweichen, sind ebenfalls große Faktoren bei der Erderwärmung“, entgegnet Rupe. „Burger-Verzicht ist also praktizierter Umweltschutz“, sagt der Vattenfall-Mitarbeiter den Schülern, die etwas verwundert die Nase rümpfen.

Dass einer der weltweit größten CO2-Produzenten für den Klimaschutz wirbt, findet Toshiki Ischee fragwürdig. „Das Unternehmen hat schließlich wirtschaftliche Interessen“, sagt der 15-Jährige, der Dietmar Rupe fragt: „Sind Sie für regenerative Energien und den Atomausstieg?“ Die Gefahren der Atomkraftwerke seien groß und Strom aus alternativen Energien decke den Bedarf nicht, antwortet der Vattenfall-Mitarbeiter.

Nach 20 Minuten wechseln die Schüler in den Videoraum. „Energieverschwendung im Haushalt“, lautet das Thema des Films. Eine kurze Alltagsszene zeigt den Mädchen und Jungen 19 Situationen, in denen verschwenderisch mit Strom umgegangen wird. Henry Mattusch und Paul Oesterwitz haben das Angebot des Projekttages, welches für die neunten und zehnten Klassen konzipiert wurde, freiwillig mitgemacht. „Klimaschutz ist wichtig, hier bekommen wir Informationen zum Strom sparen“, begründen die beiden Elftklässler ihr Interesse. Zum Ende der Klimastunde erhalten alle Schüler von Vattenfall eine Energiesparlampe geschenkt.

Den Klima-Unterricht hatten in den vergangenen Tagen Linke, Grüne und Umweltverbände scharf kritisiert. Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) verteidigte unterdessen am Donnerstag in Cottbus die Zusammenarbeit mit Vattenfall. „Wir können die Klima-Diskussion nicht ohne die Erzeuger führen“, sagte er. „Die Schulen können selbst entscheiden, ob sie an dem Projekt teilnehmen.“ Die Kritik, Vattenfall nutze die Schulen, um eigene PR-Interessen zu verwirklichen, könne er zwar nachvollziehen, eine Gefahr sehe er darin aber nicht: „Ich traue den Lehrern und Schülern eine kritische Auseinandersetzung zu“, sagt Rupprecht.

Auch der Cottbuser Schulleiter Andreas Käßner verteidigte den Aktionstag und unterstreicht: „Es geht darum, Schüler für die Energieproblematik zu sensibilisieren.“

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