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Brandenburg: Busse für Brandenburg
Grüne fordern „landesbedeutsame Buslinien“. Ein Gutachten schlägt vier Trassen vor
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Potsdam - Mit neuen Überlandbus-Linien könnten Brandenburgs Regionen besser erreichbar sein. Die Grünen-Landtagsfraktion hat die rot-rote Regierung aufgefordert, das bestehende Nahverkehrsangebot um „ein Netz von landesbedeutsamen Buslinien“ zu erweitern. Und zwar nach dem Vorbild anderer Bundesländer, wo es solche Linien schon gibt oder sie wie in Baden-Württemberg und Thüringen gerade eingeführt werden. Dass dies auch in Brandenburg mit Vorteilen für Einwohner und Pendler möglich wäre, untermauert ein im Auftrag der Grünen erstelltes Gutachten der Berliner ETC Transport Consultants GmbH, das am Donnerstag auf einer Pressekonferenz im Landtag präsentiert wurde.
Darin schlagen die ETC-Experten – für den Anfang – vier neue „landesbedeutsame Buslinien“ vor, über Kreisgrenzen hinweg: Empfohlen werden Buslinien zwischen Oranienburg–Wandlitz und Bernau, zwischen Brandenburg, Bad Belzig und Jüterbog, zwischen Cottbus, Spremberg und dem sächsischen Hoyerswerda in der Lausitz sowie zwischen Neuruppin, Rheinsberg, Fürstenberg und Neustrelitz. Es gehe um verlässliche Angebote, also Busse, die einmal stündlich fahren, abends bis 22 Uhr, an den Wochenenden möglichst im Zwei-Stunden-Takt, sagte Torsten Perner von der ETC. Mit diesen Bussen erreiche man den nächsten Bahnhof.
Der Ansatz des Vorstoßes und des Gutachtens sind genau solche, bisher weiße Flecken, Regionen, in denen man im Grunde nur mit dem Auto unterwegs sein kann. Denn es gebe zwar aus Mittelzentren und größeren Städten ein schnelles radiales, auf Berlin ausgerichtetes Regio-Netz. „Doch bei den Querverbindungen in der Fläche zwischen diesen Städten sieht es mau aus“, sagte Perner. Die Realität sei, dass im Lande Buslinien – betrieben von Verkehrsgesellschaften der Kreise – an den Kreisgrenzen enden, ergänzte ETC-Kollege Ingolf Berger.
So gebe es zwischen Oranienburg (Oberhavel) und Bernau (Barnim) mit Wandlitz, einem Einzugsgebiet mit rund 100 000 Einwohnern, bislang keine Busverbindung. Wer von einem zum anderen Ort wolle, müsse zeitaufwendig den Umweg über Berlin nehmen. Dabei gebe es rund 1500 Pendler, die zwischen beiden Städten zur Arbeit unterwegs sind. Mit einer neuen kreisübergreifenden Buslinie zwischen Oranienburg, Bernau und Wandlitz könnte, so Berger, auch das Seengebiet mit dem Wandlitz und dem Liepnitzsee besser erschlossen werden. „Man könnte von Oranienburg mit dem Bus hinfahren.“ An der Linie lägen die Brandenburg-Klinik, die Landespolizeischule und, was sinnvoll wäre, auch die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen. Um deren bislang miese Anbindung, es fahren kaum Busse, tobt ein bislang ungelöster Konflikt zwischen Gedenkstätte, Landkreis und dessen Verkehrsgesellschaft. „Es wäre die Chance, die Anbindung zu verbessern“, so Berger.
Andere Bundesländer sind da längst weiter. In Brandenburg lässt das ÖPNV-Gesetz des Landes ausdrücklich „landesbedeutsame Buslinien“ zu, was aber – mit Ausnahme einer Verbindung von Potsdam nach Wünsdorf zum dortigen Landesbehördenzentrum – bislang Theorie blieb. Brandenburg konzentriert das Gros seiner Gelder auf das Schienennetz und bestellt Regionalzüge. Die Kommunen erhalten aus der Landeskasse rund 80 Millionen Euro Unterstützung, um Nahverkehr in den Regionen zu finanzieren.
Es sei klar, dass es für die „landesbedeutsamen Buslinien“ zusätzliches Geld geben müsse, sagte der Grünen-Verkehrsexperte Michael Jungclaus. Es dürfe nicht zulasten bestehender Angebote gehen. Um welche finanzielle Größenordnung es ginge, illustrierte Berger an Zahlen anderer Länder. Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg gäben für Landes-Buslinien jährlich rund zehn Millionen Euro, in Rheinland-Pfalz seien es fünf bis sechs Millionen Euro, Thüringen starte jetzt mit zwei bis drei Millionen Euro. Und in Berlin und Brandenburg habe man zudem, sagte Jungclaus, „den Luxus, mit dem bundesweit einmaligen Verkehrsverbund für zwei Bundesländer“ solch eine Erweiterung des Nahverkehrsnetzes mit Überland-Buslinien gut umsetzen zu können.
Das Infrastrukturministerium lehnte ein eigenes Programm mit Geld des Landes ab. Die Landesregierung gebe den Kommunen jedes Jahr 85 Millionen Euro für den Nahverkehr mit Bussen. Es liege in der Verantwortung der Kreise, auch kreisübergreifende Linien anzubieten. „Die Auftragenträger müssen sich untereinander abstimmen“, sagte ein Ministeriumssprecher. Wenn das Land ein eigenes Programm auflege, drohten unnötige Parallelstrukturen.
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