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Brandenburg: Camp Kusmagk in Kreuzberg
RTL-Dschungelkönig ist im echten Leben Barchef
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Berlin - Um 0.55 Uhr in der Nacht zu Sonntag ist der Bürgersteig vor der Residenz des frisch gekürten RTL-Dschungelkönigs gähnend leer. Nur ein Pflaster-Graffiti lässt erahnen, dass man sich hier, vor dem „La Raclette“ in der Lausitzer Straße in Berlin-Kreuzberg, tatsächlich im Epi-Zentrum des deutschlandweiten Dschungel-Hypes befindet. „Peer König von Kreuzberg“ hat da jemand durch eine Schablone gesprüht, dazu noch die „08“, die Telefon-Endziffer, mit der mehr als 70 Prozent der Anrufer eine Stunde zuvor den Kreuzberger Barbesitzer, Ex-Soapstar und Ex-Frühstücksfernsehmoderator Peer Kusmagk zum Sieger der fünften Staffel von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ gewählt hatten.
Auch drinnen in der von unverputzten Ziegeln, rustikalen Holzmöbeln und einem großen Kamin geprägten Bar findet sich kaum ein Zeichen, dass hier während der TV-Übertragung des Dschungelcamps noch der Teufel los war, wie der Barmann erzählt. Der Raum ist gerade mal zur Hälfte mit Menschen gefüllt, eine Frau hat sich eine Burger-King-Pappkrone aufgesetzt, außerdem sind die Selleriestangen für die Bloody Marys aus. Inspiriert von der letzten Dschungelprüfung der Kusmagk-Widersacherin Katy Karrenbauer, die unter anderem eine Kamelblut-„Bloody Mary“ trinken musste, wurden die offenbar in unvorhersehbarer Weise nachgefragt.
Die wenigen Gäste, die noch da sind, trinken nun Bier, Sekt oder Gin Tonic, unterhalten sich über die Inszenierung von Realität im TV, über die verschiedenen Möglichkeiten, ein Trash-Event zu rezipieren, den Widerstreit von Ästhetik und Moral dabei. Das Bar-Publikum ist eher intellektuell und distanziert, das bekommt auch der Fotograf zu spüren, der verzweifelt versucht, Gäste für Partyszenen zu gewinnen und dabei immer wieder abblitzt, bis sich dann doch mal zwei oder drei zusammenstellen und Gläser in die Kamera halten. Eine Frau gibt an der Bar einen Brief für Peer ab, er kommt in eine Kiste zu den anderen.
Warum Peer am Camp teilgenommen hat, darüber hüllen sich die, die es wissen müssten, in Schweigen. „Dazu sagen wir nichts“, sagt der Koch, der sich gegen fünf Uhr morgens zur Diskussionsrunde gesellt. Ob es um die im Oktober ausgebrannte Bar, das benachbarte Restaurant und den Besitzer der beiden finanziell wirklich so schlecht bestellt ist, wie zuletzt berichtet wurde? „Kein Kommentar.“ Nur eins sagen sie hier in aller Offenheit: dass der Peer ein super Typ ist, dass er im Dschungel authentisch war und dass sie wussten, dass er gewinnen würde. „Peer ist auf eine Art unwiderstehlich“, sagt ein ehemaliger Angestellter. „Ich hatte meine Probleme mit ihm, aber angerufen habe ich heute trotzdem wie blöd.“
Worin dieses Problem bestand? „Kein Kommentar.“ Doch ganz zum Schluss werden doch noch ein paar Dinge erzählt: zum Beispiel, dass der finanziell gebeutelte Neu-Dschungelkönig für seinen Sieg zusätzlich zu den 50 000 Euro Antrittsprämie noch 80 000 Euro Preisgeld erhalten solle. Und dass bisher noch keine der drei im Dschungel von Peer ausgerufenen Lokalrunden von Mitbesitzer und Barmann Steffen Zimmermann in Berlin umgesetzt worden sei. Vielleicht ändert sich das ja am Dienstag, wenn Peer Kusmagk zurück in Berlin ist. Johannes Schneider
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