zum Hauptinhalt

Brandenburg: CargoLifters Wiederkehr

Hinter den Kulissen wird um das Know-how des Unternehmens gerungen – damit es nicht verloren geht

Stand:

Hinter den Kulissen wird um das Know-how des Unternehmens gerungen – damit es nicht verloren geht Potsdam - Im Tropenparadies Tropical Island kämpfen die Palmen ums Überleben und träumen die Tagestouristen vom Südsee-Urlaub. Vor drei Jahren verloren in der riesigen Halle in Brand die Chefs der CargoLifter AG den Kampf gegen die Pleite und platzten die Träume der Aktionäre und der brandenburgischen Politik vom Aufschwung bringenden Transportluftschiff, das tonnenschwere Lasten um die Welt fahren sollte. Seit dem will in Brandenburgs Landespolitik niemand mehr das Wort „CargoLifter“ in den Mund nehmen – es ist ein Pfui-Wort. Doch hinter den Kulissen wird um das Know-How des Unternehmens gerungen. Konkurrenten um die „Leichter- als-Luft-Technologie“ sind die Zeppelin- Stiftung aus Friedrichshafen und ein Konsortium um den früheren Cargo-Lifter- Chef Carl von Gablenz. Drei Brandenburger Bundestagsabgeordnete bemühen sich seit Monaten auf Initiative der Grünen-Abgeordneten Cornelia Behm darum, die in Aktenordnern gesammelten Berechnungen und Planungen der Cargo-Lifter-Ingenieure in Brandenburg zu halten – frei zugänglich für Forscher, Ingenieure und Unternehmen an einem gesonderten Institut. Dort, so Behm, solle die „Leichter-als-Luft-Technologie“ weiter entwickelt werden. Beim Bundesforschungsministerium sei eine entsprechende Initiative gestartet worden. Beste Karten hat nach PNN-Informationen zumindest in der Bundespolitik derzeit wohl das alte CargoLifter-Team um von Gablenz. Der tritt allerdings nicht öffentlich auf, um für das Projekt zu werben. Der Mann ist bei der Politik verbrannt. „Er hat den Mund bei CargoLifter in Brand zu voll genommen“, hieß es in Berlin. Die Zeppelin-Bauer aus Friedrichshafen haben zwar in der Politik nicht all zu gute Karten – dafür aber beim Insolvenzverwalter der CargoLifter AG. Der würde am liebsten schnell an den Konzern, der auch als Maschinenbauer tätig ist. Doch hat Zeppelin bislang nur huldvolle, vage Absichtserklärungen in Aussicht gestellt. Zwar haben sich die Friedrichshafener bereit erklärt, das Know-how zusammen mit einer brandenburgischen Hochschule in ein Institut zu überführen. Doch was die Produktion von Produkten oder Luftschiffen betrifft, war Zeppelin offenbar bisher nicht bereit, konkrete Zusagen zu machen. Sie hätten sich lediglich dazu durchgerungen, Unteraufträge an brandenburgische Firmen zu vergeben und bei „einer Erweiterung der Produktionskapazitäten“ auch in Brandenburg statt nur am Bodensee zu produzieren, hieß es von Teilnehmern einer Runde, die in der vorigen Woche in Berlin zusammengekommen war. Im Bundestag hatten sich Fachleute aus Ministerien, von Luft- und Raumfahrtverbänden, aus der Industrie und von Hoch- und Fachhochschulen aus Brandenburg getroffen, um über die Verwendung von „immateriellen Wirtschaftsgütern“ – sprich dem Know-how – von Cargolifter zu beraten. Mit dabei waren auch die drei Brandenburger Bundestagsabgeordneten Behm, Stephan Hilsberg (SPD) und Jürgen Türk (FDP) Die alte CargoLifter Crew um von Gablenz hat sich mit der Technischen Fachhochschule Wildau, mittelständischen Unternehmen, alten CargoLfter-Aktionären und den Unternehmen Deutsche Luftfahrt Consult (DELCON) und Sky Cruise Deutschland zusammengetan. Die alten Aktionäre haben bereits mehr als 50 000 Euro gesammelt, um die Überführung des Know-how an ein Institut in Wildau zu finanzieren. Außerdem sollen bevorzugt ehemalige Mitarbeiter von CargoLifter angestellt werden. Viele von ihnen waren einst aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland in die Region gezogen. Am Flugplatz Neuhardenberg sollen Strukturmaterialien, Gasmanagement und Antriebstechnik für Luftschiffe entwickelt werden. Am Ende könnte ein Mini-CargoLifter – eine Light-Variante des einst geplanten Mega-Schiffes – stehen. Angeblich existieren sogar bereits konkrete Pläne für den Bau eines 40-Tonnen-Transportluftschiffes. Dabei solle auf Erfahrungen von CargoLifter mit dem Bau von Transportballons zurückgegriffen werden. „Wir sagen ganz klar, diese innovative Technologie soll hier im Land Brandenburg und in dieser Region bleiben“, sagte von Gablenz. Wer den Zuschlag für das Know-how erhält, entscheidet der Gläubigerausschuss der Insolventen CargoLifter AG. Der gehören neben anderen auch das Land Brandenburg und die Investitionsbank des Landes an. Und bei beiden löst der Name von Gablenz beinahe allergische Reaktionen aus. Schließlich hatte er einst der märkischen Politik die Träume vom CargoLifter-Großprojekt verkauft. „Gablenz hat sich geändert, er ist Realist, hat aus seinen Fehlern gelernt“, sagt Cornelia Behm. Angst vor einem zweiten Tropenparadies müsse Brandenburg demnach nicht haben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })