Brandenburg: CCS: Berlin sorgt sich ums Grundwasser Bei Restrisiko keine Zustimmung zu CO2-Endlager
Berlin - Brandenburg streitet und streitet über Endlager für Kohlendioxid – und am Ende könnte die Lösung so nahe liegen: In Berlin. Denn Einwände aus der Bundeshauptstadt werfen möglicherweise das langfristige Energiekonzept für die Region über den Haufen.
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Berlin - Brandenburg streitet und streitet über Endlager für Kohlendioxid – und am Ende könnte die Lösung so nahe liegen: In Berlin. Denn Einwände aus der Bundeshauptstadt werfen möglicherweise das langfristige Energiekonzept für die Region über den Haufen. Im Umweltausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses stellte Berlins Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) am Montag klar: Wenn auch nur ein geringes Risiko bestehe, dass durch die unterirdische Einlagerung von Kohlendioxid (CO2) aus Kraftwerksabgasen das Berliner Grundwasser versalzen könnte, werde der Senat die Pläne ablehnen. Nach Auskunft von Lompscher haben die rot-roten Landesregierungen beider Länder vereinbart, dass Brandenburg nicht gegen Berliner Interessen entscheiden dürfe.
Die CCS-Technik zur CO2-Abscheidung aus Industrieabgasen und die CO2-Verpressung („Carbon Capture and Storage“, CCS) ist ein wesentlicher Bestandteil der Energiepolitik der Landesregierung in Brandenburg. Der Vattenfall-Konzern erprobt die Technik zurzeit, weil er mit ihr seine bisher extrem klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke in der Lausitz für künftige Jahrzehnte fit machen will. Diese Kraftwerke versorgen auch Berlin mit Strom. Verpressen will Vattenfall das CO2 zunächst in Endlager in Ostbrandenburg, wo sich heftiger Widerstand gegen die Pläne regt.
In einer Expertenanhörung in Berlin erklärte Axel Kruschat, Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes BUND in Brandenburg, durch die Verpressung von CO2 könne sich stark salziges Wasser mit Grundwasserschichten vermischen. Diese Grundwasserströme könnten sich bis zu 100 Kilometer weit bewegen. Demnach bestünde zumindest eine theoretische Gefahr für Berlin, wenn – wie geplant – in Beeskow und im Oderland CO2 verpresst wird. Als weitere Lagerstätten für das Klimagas kämen auch Gebiete im Havelland infrage. In Berlin sind laut Lompscher „die einzigen denkbaren Speicherorte durch andere Nutzungen belegt: Neben Trinkwasserschutzgebieten seien das Erdgasspeicher und Geothermie-Projekte, also die Nutzung von Erdwärme.
Nach Auskunft von Klaus Freytag, dem Präsidenten des Brandenburger Landesbergbauamtes, lässt sich die Sicherheit der CO2-Speicher im Gestein erst nach weiterer Forschung seriös bewerten. Zumindest sei die Gefahr von Erdbeben, die das in hoher Konzentration giftige CO2 plötzlich freisetzen könnten, in der Region extrem gering.
Michael Donnermeyer, Sprecher des von Energieversorgern und Industriekonzernen getragenen „Informationszentrums Klima“, betonte, dass Deutschland sein Klimaschutzziel von mehr als 80 Prozent CO2-Verminderung bis 2050 nur mit der CCS-Technik erreichen könne. Deshalb setze auch die Bundesregierung in ihrem Energiekonzept darauf.
Allerdings gibt es an praktisch allen potenziellen Speicherorten Proteste der Bevölkerung und Einwände der Landesregierungen. Kruschat sprach von einem „Experiment mit der Bevölkerung“. Seit Jahren verschiebt die Bundesregierung zudem immer wieder die Umsetzung einer europäischen CCS-Richtlinie in deutsches Recht. Dieses sogenannte CCS-Gesetz wäre Grundlage für Endlager. Der bisherige Entwurf für dieses Gesetz sähe keine generelle Zulassung solcher Endlager in Deutschland vor. Vielmehr müssten Länder, die CO2-Endlager wollen, dies mit eigenen Gesetzen regeln und sich zu Endlagergebieten erklären. Das aber lehnt Brandenburg ab. Stefan Jacobs (mit pet)
Stefan Jacobs (mit pet)
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