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Brandenburg: Cottbus sucht einen Kompromiss BTU legt eigenen Plan für Lausitz-Hochschulen vor und will so deren Eigenständigkeit retten

Potsdam - Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU) will eigenständig bleiben – aber zwei „Schools“ (Institute) für Wirtschaft sowie Architektur künftig gemeinsam mit der Hochschule Lausitz betreiben. Das sieht ein Gegenkonzept der BTU zu dem umstrittenen Fusionsplan für die beiden Lausitz-Hochschulen von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) vor.

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Potsdam - Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU) will eigenständig bleiben – aber zwei „Schools“ (Institute) für Wirtschaft sowie Architektur künftig gemeinsam mit der Hochschule Lausitz betreiben. Das sieht ein Gegenkonzept der BTU zu dem umstrittenen Fusionsplan für die beiden Lausitz-Hochschulen von Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) vor. Das BTU-Konzept stellte Uni-Präsident Walther Zimmerli am Montag in Cottbus vor. Der Vorschlag sei „effektiv“, die Hochschulen könnten „schnell miteinander kooperieren“, ohne dass wie bei einer Fusion der Hochschulen ein neues Gesetzgebungsverfahren nötig sei, heißt es in einer Erklärung Zimmerlis. „Die Begründung des Ministeriums für die Auflösung der beiden Hochschulen ist damit nicht weiter stichhaltig.“

Ministerin Kunst will die BTU und die Hochschule Lausitz, eine FH mit Sitz in Senftenberg und Cottbus, zusammenlegen und eine neue „Energie-Universität“ gründen. Kunst geht damit über den Vorschlag einer Expertenkommission hinaus, die zwar eine engere Zusammenarbeit, aber keine Fusion vorschlug. In Cottbus gibt es heftigen Widerstand gegen die Pläne. Vor Kurzem kündigte eine Initiative an, 20 000 Unterschriften für den Erhalt der Lausitzer Hochschulen sammeln zu wollen. Auch in dem Konzept wird der Fusionsplan als „nicht ausgereift, rechtlich viel aufwendiger, viel zu teuer und mit hohen Kollateralschäden verbunden“ bezeichnet.

Ein Raunen ging durch die anwesende Professorenschaft, als auch ein ungeladener Gast in der Tür stand: Thomas Grünewald, von Kunst eingesetzter „Transformationsbeauftragter“, den sie noch als Präsidentin der Universität Potsdam einst zu ihrem Stellvertreter gemacht hatte. Zimmerli verteidigte die bisherige Arbeit der BTU. Schon längst habe man hier an Konzepten zur engeren Kooperation mit der Fachhochschule Lausitz gearbeitet, viele dieser Konzepte seine nun in den neuen Strukturentwurf eingeflossen. Dennoch sei man gewillt, sich stärker auf Zukunftsthemen des 21. Jahrhunderts zu konzentrieren – also Energie, nachhaltige Landnutzung und Klimawandel. „Ich wehre mich aber gegen einen Zungenschlag in der aktuellen Diskussion“, sagte Zimmerli. „Wir sind entgegen mancher Behauptung sowohl reform- als auch kooperationswillig.“

Den Nachweis soll das Konzept liefern. Es folgt weitgehend dem Kommissionsvorschlag. Statt bisher vier will die Uni drei umstrukturierte Fakultäten eigenständig betreiben: für Energie und Ressourcen, für IT und Mathematik sowie für Maschinenbau und Materialwissenschaften. Bei den „Schools“ (Institute) für Wirtschaft sowie für Architektur und Bauingenieurwesen sollten sich BTU und FH zusammentun, sie sollten anwendungs- und forschungsorientierte Studiengänge anbieten. Ähnliche gemeinsame Fakultäten hatte die Expertenkommission empfohlen. „Dafür brauchen wir lediglich gemeinsame Verwaltungsvereinbarungen und können effektiv und schnell miteinander kooperieren", erklärte BTU-Präsident Zimmerli. Auch in der Weiterbildung will die BTU mit der FH kooperieren. Die Studiengänge in den neuen Schools könnten ab 2013/14 angeboten werden.

Zudem strebt die BTU die Aufnahme in die Deutsche Forschungsgemeinschaft an. Das wolle man durch „Erhöhung der Leistungen in der Grundlagenforschung und durch die Intensivierung der Graduiertenausbildung“ erreichen. Bis Ende 2012 sollen die Unterlagen für eine Vorprüfung bei der DFG sein. Die fehlende Mitgliedschaft war neben schwachen Forschungsleistungen ein weiterer Kritikpunkt, den die Expertenkommission und Ministerin Kunst geäußert hatten.

Auf Grünewalds Anregung hin wird es am 22. Mai eine erste gemeinsame Senatssitzung beider Hochschulen und ein Gespräch mit Rolf Emmermann von der Expertenkommission geben. Erste Reaktionen aus der Politik auf das Cottbuser Modell fielen positiv aus. Der Hochschulexperte der Linksfraktion im Landtag, Peer Jürgens, der Kunsts Pläne skeptisch sieht, sprach von einem Beitrag zur Schärfung des Profils. Es belege den ernsthaften Reformwillen der BTU. Marie Luise von Halem sagte, der Reformbedarf der Lausitzer Hochschulen sei unstrittig, der Weg zum Umbau aber unklar. BTU und FH hätten es nun in der Hand, ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten. Auch Jens Lipsdorf (FDP) begrüßte den Vorstoß. „BTU, Hochschule Lausitz und Ministerium müssen jetzt an einen Tisch.“

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