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Brandenburg: Daniela Hoffmann gibt ihre Stimme und war sprachlos

Im Spreewaldort Burg wurde der Deutsche Preis für Synchron verliehen – an vielseitige und gestandene Schauspieler

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Im Spreewaldort Burg wurde der Deutsche Preis für Synchron verliehen – an vielseitige und gestandene Schauspieler Von Dana Trenkner Burg. Mittlerweile hat sie sich an das ungläubige Staunen ihrer Mitmenschen gewöhnt: Wer sich mit Daniela Hoffmann unterhält, kennt zwar ihre Stimme, das Gesicht jedoch nicht. Die quirlige Blondine ist die deutsche Stimme von Hollywoodschönheit Julia Roberts und von der ständig plappernden Anwältin Ally McBeal aus der gleichnamigen US-Erfolgs-Serie. Daniela Hoffmann ist am Donnerstagabend im Spreewaldort Burg bei der Verleihung des Deutschen Preises für Synchron dabei. In insgesamt acht Kategorien werden bei einer festlichen Gala im Nobelhotel „Zur Bleiche“ die besten dieses Fachs geehrt. Eine Jury unter Vorsitz von Bambi-Preisträger Rainer Brandt bewertete dazu insgesamt 29 eingesandte Beiträge. Auszeichnungen erhalten unter anderen Veronika Neugebauer als beste weibliche Synchronstimme für ihre Arbeit in „Die unbarmherzigen Schwestern“ als Crispina (Eileen Walsh), Joachim Kerzel als bester männlicher Synchronsprecher für den Film „About Schmidt“, in dem er Jack Nicholson seine Stimme leiht, und Andreas Fröhlich für das Synchron-Drehbuch zum Kinoknüller „Herr der Ringe - die zwei Türme“. Die 26-jährige Manja Doering gewinnt den Nachwuchspreis für ihre Synchronisation von Reese Witherspoon als Cecily Cardew in dem Film „Ernst sein ist alles“. Marina Köhler führte für die deutsche Version des Films „Die unbarmherzigen Schwestern“ Regie und bekommt dafür den Synchron-Regie-Preis. Erstmals vergeben wird ein Preis für herausragende Leistungen im Bereich Filmsynchron bei Co-Produktionen. Hier gewinnt der Kinofilm „Der Pianist“. Auch für eine TV-Serie gibt es zum ersten Mal eine Auszeichnung. Übergeben wird der Preis an das Synchronstudio Interopa und die Schauspielerin Daniela Hoffmann für die Serie Ally McBeal. Gerade noch genauso redefreudig wie Calista Flockhart ist Daniela Hoffmann plötzlich sprachlos und sichtlich gerührt: „Ich weiß jetzt gar nicht, was ich sagen soll“, kommt ihr bei der Preisübergabe gerade noch über die Lippen. Die junge Manja Doering findet gar keine Worte. Andere sind routinierter: „Ich freue mich riesig. Es wurde auch höchste Zeit“, sagt Joachim Kerzel, während er eine der begehrten, 32 Zentimeter großen Edelstahlplastiken aus der Werkstatt des Lausitzer Künstlerduos E.R.N.A und Paul Böckelmann überreicht bekommt. Der Syncron-Oscar, wie die Auszeichnung in Fachkreisen genannt wird, hat für die Preisträger eine ganz besondere Bedeutung. Ziel der Verleihung sei es, die Leistungen der Synchronisation aus dem Hintergrund des Filmgeschäfts auf die Bühne zu holen, hatte Jury-Präsident Rainer Brandt im Vorfeld der Veranstaltung betont. Was offenbar viele Menschen nicht wissen: Synchronsprecher sind meist vielseitige und gestandene Schauspieler. Sie leihen den Figuren nicht nur ihre Stimme, sondern schlüpfen professionell in ihre Rolle, erläutert Jurymitglied Peter Kirchberger. Dennoch müssen sich die Stimmen aus dem Off, wie es in der Fachsprache heißt, immer wieder solche Fragen gefallen lassen wie: „Sind sie nicht dieser Stimmenimitator? Könnten sie vielleicht meinen Anrufbeantworter besprechen?“ Einige Synchronsprecher wollen ihre Anonymität gerne behalten. Daniela Hoffmann erschien deshalb nicht bei einem Pressetermin mit Julia Roberts. Sie glaube auch nicht, dass der Hollywood-Star sie wirklich kennen lernen wollte, sagt Hoffmann. Sie gibt aber zu, dass die Bekanntheit als Julia-Roberts-Stimme ihr im Beruf weiterhilft. Auch wenn Profis mit der Synchronisation noch immer ganz gut Geld verdienen können, so wehe der Branche doch „trockener Wüstenwind“ entgegen, sagt Brandt mit Blick auf die Auftragslage. Die Keller in Hollywood, in denen sich früher die Bänder zahlreicher großer Serien stapelten, seien derzeit leer. Viele Serien seien mittlerweile abgesetzt oder bereits synchronisiert worden. Positiv sei aber, dass die Zuschauer wieder Qualität sehen wollten. Das stelle auch Anforderungen an die Arbeit der Synchronsprecher.

Dana Trenkner

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