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Lichtblick gesucht. BER-Chef Hartmut Mehdorn hat im Moment nicht viele gute Nachrichten zu verkünden.

© dpa

Brandenburg: Das große Staunen

Es bleibt rätselhaft, wie es einem technischen Zeichner gelang, sich beim BER als Ingenieur auszugeben

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Berlin - Wer ist hier auf wen reingefallen? Die Frage, wie es dem technischen Zeichner Alfredo di Mauro jahrelang gelingen konnte, auf der BER-Baustelle als Ingenieur durchzugehen, bleibt weiter unbeantwortet. Flughafenchef Hartmut Mehdorn äußerte sich am Mittwoch in einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv dazu nicht. Er bestätigte lediglich, dass di Mauro mit seinem Büro für die Entrauchungsanlage im Terminal zuständig gewesen sei. Diese funktioniere nicht und sei auch nicht zulassungsfähig.

Rechtlich habe di Mauro mit seinem Büro Ingenieursleistungen erbringen dürfen, sagte der Präsident der Baukammer Berlin, Jens-Peter Karstedt. In Deutschland dürfe jeder alles machen. Ob ein Auftragnehmer geeignet sei, müsse der Auftraggeber prüfen, sagte ein anderer Fachmann aus der Branche.

Di Mauro arbeitete zunächst für die IGK-IGR Ingenieur-Gesellschaft Kruck, die sich mit den Architekturbüros von Gerkan, Marg und Partner (gmp) sowie JSK zur Planungsgemeinschaft BBI (pg bbi) zusammengeschlossen hatte. Leitende Mitarbeiter dabei einzeln und gegenseitig zu überprüfen sei nicht üblich, sagte gmp-Sprecher Michael Kuhn am Mittwoch. Hier gelte auch ein Vertrauensverhältnis. Nach der Pleite von IGK-IGR Anfang 2010 hatte di Mauro zwei eigene „Ingenieurbüros“ gegründet und war weiter am Flughafenbau beteiligt. Zweifel an di Mauros Qualifikationen habe es nie gegeben, sagte Kuhn weiter. Umso überraschter sei man gewesen, zu erfahren, dass di Mauro kein Ingenieur sei. Im Mai hatte sich die Flughafengesellschaft dann von di Mauro getrennt, weil sie die von ihm und seinem Büro konzipierte Entrauchungsanlage inzwischen als Fehlkonstruktion einstuft. Ob deshalb ein Schadensersatzanspruch besteht, ist unklar.

Karstedt fordert eine strengere Aufsicht für den Ingenieurberuf. Vorgaben an Ingenieurbüros gibt es nur, wenn sie selbst Genehmigungen für ihre Pläne bei den Behörden beantragen. Diese „Bauvorlageberechtigung“ wird nur nach einem abgeschlossenen Studium und einer dreijährigen Berufserfahrung ausgestellt. Die Berechtigung gelte dann bundesweit, sagte Daniel Petersen von der Brandenburger Ingenieurkammer in Potsdam.

Di Mauro ließ sich auch am Mittwoch nicht sprechen. Im „Spreeradio“ hatte er zuvor erklärt, er habe keinen Abschluss als Ingenieur. Er habe die entsprechende Ansicht der Leute am BER auch nicht korrigiert. Nach einem Hochschulabschluss habe ihn niemand gefragt. Dieser sei für seine Arbeit auch nicht erforderlich gewesen. Allerdings sei ihm ein Fehler unterlaufen. „Als Mitarbeiter eines Ingenieurbüros stand auf meiner Visitenkarte fälschlicherweise: Dipl.Ing. Es kann sein, dass noch solche alten Karten im Umlauf sind“, sagte di Mauro dem Radiosender.

Wie viele Bauakten über die Flughafenbaustelle noch unterwegs sind, ist ebenfalls unklar. Wie berichtet, war am Montag in zwei am Straßenrand am Ostkreuz in Lichtenberg abgestellten Baucontainern ein Sammelsurium von Plänen zum Flughafenbau gefunden worden. Nach Vermutungen der Flughafengesellschaft kamen sie aus den ehemaligen Büroräumen von JSK an der Marktstraße 8, die dicht neben der Fundstelle liegen. Die Polizei sei weiter dabei, die Unterlagen zu sichten, sagte eine Sprecherin. Wegen der Fülle des Materials werde dies noch einige Zeit erfordern. Anhaltspunkte für eine Straftat gebe es derzeit weiter nicht.

Klaus Kurpjuweit

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