Brandenburg: Das Müll-Kraftwerk
Naturschützer: In Jänschwalde sollen Grenzwerte für Müllverbrennungsanlagen gelten Für Vattenfall ist die Müll- verbrennung ein lukratives Geschäft. Burkhard Voß BUND-Chef
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Naturschützer: In Jänschwalde sollen Grenzwerte für Müllverbrennungsanlagen gelten Für Vattenfall ist die Müll- verbrennung ein lukratives Geschäft. Burkhard Voß BUND-Chef Potsdam/Jänschwalde - Naturschützer in Brandenburg und Berlin haben die Verbrennung von Müll im Kraftwerk Jänschwalde (Spree-Neiße) scharf kritisiert. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) forderte die Betreiberfirma Vattenfall Europe auf, die deutlich strengeren Schadstoff-Grenzen einzuhalten, die bei modernen Müllverbrennungsanlagen üblich seien. Ein Betrieb nach den bisher vom Land genehmigten Grenzwerten käme einer ökologischen Katastrophe gleich, sagte der brandenburgische BUND-Landeschef Burkhard Voß am Freitag in Potsdam. Gesundheit und Lebensqualität der Anwohner würden leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Der Jänschwalder Kraftwerksleiter Dietrich Kirmse wies die Vorwürfe als völlig unzutreffend zurück. „Wir haben die gleichen Grenzwerte wie eine Müllverbrennungsanlage und halten sie strikt ein“, sagte Kirmse der dpa. Die Anlagen entsprächen dem modernsten Stand der Technik. Der Gesetzgeber habe gerade deshalb Kraftwerke wie das in Jänschwalde zur Müllverbrennung zugelassen, weil sie mit hohen Verbrennungstemperaturen betrieben werden. „Dadurch wird gewährleistet, dass sämtliche schädlichen Verbindungen thermisch vernichtet werden.“ Für Vattenfall Europe sei die Müllverbrennung ein lukratives Geschäft, betonte Voß. Pro Tonne Abfall würden 25 bis 30 Euro gezahlt. Damit erziele das Unternehmen pro Jahr einen Gewinn von etwa zwölf Millionen Euro. Hintergrund ist die seit 1. Juni geltende neue Regelung für die Müllbeseitigung. Danach muss der Abfall sortiert werden. Nur noch biologisch und chemisch inaktive Stoffe dürfen deponiert werden. Die Reststoffe können verbrannt werden. Es sei absurd, dass eine fortschrittliche Gesetzgebung zu einer höheren Umweltbelastung führe, sagte der Berliner BUND- Geschäftsführer Andreas Jarfe. Schuld daran sei die Politik in beiden Ländern. Sie habe es versäumt, sich rechtzeitig auf die neue Situation einzustellen. Nun werde hektisch nach neuen Kapazitäten für die Müllentsorgung gesucht. Gerade in Brandenburg und Berlin gebe es eklatante Engpässe. Deshalb habe das Landesumweltamt den Antrag von Vattenfall Europe auf die Mitverbrennung von Abfällen genehmigt. Es gehe dabei um rund 400 000 Tonnen Müll pro Jahr, den drei Millionen Menschen in der Region erzeugten, ergänzte Voß. Jänschwalde sei eines der „schmutzigsten Kaftwerke“ in Deutschland. Es sei sogar zu bezweifeln, ob selbst die weniger strengen Grenzwerte für die Müllmitverbrennung eingehalten werden könnten. Ursache dafür seien die veralteten Anlagen. In großen Mengen werde beispielsweise gefährliches Quecksilber freigesetzt. Dagegen wies Kraftwerkschef Kirmse darauf hin, dass bei der Müllverbrennung das Kraftwerk Jänschwalde speziell bei Quecksilber lediglich ein Zwanzigstel des Grenzwertes erreicht werde. „Und selbst dieser vom Gesetzgeber vorgegebene Wert liegt immer noch deutlich unterhalb einer Gesundheitsgefährdung“, betonte er. Voß und Jarfe forderten eine gemeinsame Bundesratsinitiative von Brandenburg und Berlin. Damit solle durchgesetzt werden, dass die für Müllverbrennungsanlagen üblichen hohen Grenzwerte auch für die Mitverbrennung gelten. Gegen die Verbrennung in Jänschwalde hat ein Anwohner stellvertretend zahlreiche andere Betroffene am Donnerstag beim Verwaltungsgericht in Cottbus Klage eingereicht. Die Klage wird durch den BUND unterstützt.dpa
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