
© dpa
Streit um Berliner East Side Galery: David Hasselhoff setzt sich für Mauerreste ein
Die Geschichte um die East Side Gallery und ihre herausgetrennten Teile wird immer länger. Zwar will sich Berlins Regierungschef jetzt als Problemlöser präsentieren, aber noch steht nichts konkret fest.
Stand:
Berlin - Der Streit um die weltbekannte Berliner East Side Gallery und die Bebauung des früheren Todesstreifens schwelt weiter. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) kündigte am Dienstag zwar an, er wolle einen neuen großen Durchbruch an dem längsten noch erhaltenen Mauerstück verhindern. Doch ob das gelingt, blieb offen: "Unser Ziel muss sein, die East Side Gallery so wenig wie möglich anzugreifen." Zugleich betonte der Regierungschef, die Grundstücke müssten für die Investoren erschlossen werden. Er wolle die Beteiligten an einen Tisch holen. Alternativen zum Durchbruch sollten geprüft werden, sagte der SPD-Politiker.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg will indes einen neuen Anlauf starten, um die Bebauung zwischen Spree und früherer Hinterlandmauer zu verhindern. "Die Mauer darf nicht zum Gartenzäunchen von Hochhäusern werden", sagte Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) laut Mitteilung der Grünen im Bezirksparlament am Dienstag.
Am Freitag war ein neues, etwa ein Meter breites Segment aus dem von mehr als 100 Künstlern bemalten Mauerwall herausgenommen worden. Dies hatte massive Proteste ausgelöst. Am Sonntag demonstrierten mehr als 6000 Menschen für den Erhalt des historischen Zeugnisses. Danach hatte sich Wowereit eingeschaltet. Der Teilabriss hatte auch international hohe Wellen geschlagen.
Schulz setze auf die Unterstützung des Senats, hieß es in der Grünen-Mitteilung weiter. "Für eine große Lösung zugunsten der Mauer, mit Park statt Bebauung, brauchen wir ein Tauschgrundstück durch die Landesebene". Bisher sei der Bezirk mit diesen Forderungen beim Senat abgeblitzt.
Wowereit reagierte prompt: "Es gibt Fundamentalisten, die dort gar keinen Bau wollen. Das ist nicht die Position des Senats." Ersatzgrundstücke gebe es nicht. Dies würde zudem einen Verlust für das Land bedeuten. "Wir wollen die Mauer schützen, aber nicht, dass dort am Spreeufer nicht investiert wird", so der SPD-Politiker.
Der Regierungschef sprach von einem ambivalenten Verhalten des Bezirkspolitikers. Schulz habe in seinem Vertrag mit dem Investor zwar geltendes Baurecht umgesetzt, dem auch der Senat nicht widersprochen habe. Doch nach den Protesten "geht der Bürgermeister auf die Barrikaden gegen seine eigene Unterschrift und setzt sich an die Spitze des Protestes".
Laut Wowereit war 2004 vereinbart worden, dass zur Erschließung von mehreren Grundstücken die Open-Air-Galerie an der Mühlenstraße durchbrochen werden darf. Die Segmente sollten versetzt wieder aufgestellt werden.
Inzwischen hätten sowohl der Investor, der auf dem Areal ein Luxus-Wohnhochhaus errichten will, als auch der Bezirk deutlich gemacht, dass der Durchbruch von rund 23 Metern zur Erschließung nicht notwendig sei, sagte Wowereit. Der Zugang für das Hochhaus könne auch über das Nachbargrundstück eines israelischen Investors erschlossen werden. Dieser habe in einem ersten Gespräch positiv reagiert.
Der Eigentümer des Grundstücks Mühlenstraße 61 bis 63 will seit langem mit zwei Klagen am Berliner Verwaltungsgericht erreichen, dass er einen alten Mauerdurchbruch von vier auf zwölf Meter erweitern kann. Derzeit werde um einen Vergleich gerungen, sagte ein Gerichtssprecher. In der 1,3 Kilometer langen Mauergalerie, die Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt ist, wurden auch schon andere Schneisen geschlagen, so an der O2-Arena.
Ob eine Lösung bis zum 18. März gefunden wird, blieb offen. Investor Maik Uwe Hinkel hatte zugesichert, bis dahin keine weiteren Mauersegmente zu entfernen, die an anderer Stelle wieder aufgestellt werden sollten. Hinkel verlangt zudem eine Klärung mit dem Bezirk, wer die Kosten für den Baustopp übernimmt.
Indes kommt prominente Unterstützung für die East Side Gallery aus den USA. David Hasselhoff (60), der 1989 am Brandenburger Tor seinen bis heute bekannten Hit "Looking for Freedom" sang, will die Petition gegen den Teilabriss der Mauer-Galerie unterschreiben. Das schrieb er am Montag auf Twitter. Bei der Online-Petition haben nach Angaben der Grünen schon fast 70 000 Menschen unterschrieben.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: