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Brandenburg: Denk mal, die Einheit!
Aus ist’s mit der Freiheits- und Einheitswippe am Schloss. Vielleicht kommt ein neues Projekt
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Berlin - Gewippt wird nicht, schon gar nicht am Schloss – das Freiheits- und Einheitsdenkmal wird nicht gebaut. Darauf haben sich CDU und SPD im Bundestag geeinigt – und kippten damit einen knapp zehn Jahre alten Parlamentsbeschluss zur Realisierung eines gemeinsamen Entwurfs der Berliner Choreographin Sasha Waltz und des Stuttgarters Architekturbüros Milla und Partner. Dafür stimmte der Haushaltsausschuss am Mittwochabend einstimmig. In Berlin provozierte das konträre Reaktionen. „Das wiederaufgebaute Schloss darf nicht von Ödnis und Leere umgeben sein“, sagte der stellvertretende Fraktionschef der CDU, Stefan Evers. „Absolut bedauerlich“ nannte er das Ende der Planungen. Für den geplanten Standort des Denkmals brauche es „zügig eine geordnete Suche nach Alternativen“.
Denkmale seien durchaus „vonnöten, wenn Geschichte in Vergessenheit zu geraten droht“, sagt Sabine Bangert von den Grünen. In Berlin sei das aber nicht der Fall, weil die Einheit an vielen Orten „lebendig und erlebbar“ sei – und der Standort am Schloss ohnehin ungeeignet. Wie die Leere vor dem Schloss gefüllt werden kann oder ob die Umgebung des leergefegten Sockels vom früheren Kaiser- Denkmal sich mit Wurstbuden, DDR-Devotionalienhändlern und Touristen- Bussen füllen wird, ist nun offen.
Aus den Mauerzeiten hinweg gerettet findet sich zum Beispiel auf dem Mittelweg am Tauentzien die eleganten silber-schimmernden, berührungslos umeinander geschlungenen Säulen. Symbol einer Einheit aus zwei Staaten, die ohne einander nicht gedacht werden können und doch nicht zueinander finden, kann man darin sehen. Auf Hochglanz polierte Symbolik – längst überholt. Wie eine späte Vollendung des Tauentziener Denkmals erscheint die „Skulptur zur Einheit“ im Park an der Liesen-/Ecke Chausseestraße in Mitte. Als tanzendes, sich die Hände fassendes Paar wird das bogenförmige Werk beschrieben, hier berühren sich die Teile wieder, die einst getrennt waren.
Köpfe statt Symbole und ein unzweideutiger Name – „Väter der Einheit“ – prägen das Denkmal am Haus des Springer-Verlags in Mitte: Die Köpfe der drei damaligen Staatschefs Gorbatschow, Helmut Kohl und George Bush sind hier in Bronze gegossen, ohne die, so Altkanzler Helmut Schmidt bei der Einweihung, die Einheit nicht möglich gewesen wäre.
Wiederum ins Reich der Zeichen und Symbole führt die „schräge Mauer“ im Invalidenpark in Mitte. Eine halb in den Boden versinkende Wand, auf der gelaufen oder auch getanzt werden kann. Die Mauer, die längst in der Versenkung verschwunden ist, mag man darin erkennen: unüberwindbar zunächst, dann begehbar von einem zur Freiheit drängenden Volk. Ralf Schönball
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