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Brandenburg: Der Alex trägt Schwarz

Hamburger Kaufleute wollen einen Turm bauen – anthrazitfarben, direkt neben dem rosafarbenen Alexa

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Berlin - Ein neues Hotel, im modischen Schwarz, direkt neben dem bonbonfarbenen Einkaufszentrum Alexa – der Bauantrag für einen der Türme am Berliner Alexanderplatz liegt dem Bezirk Mitte nun vor. Noch in diesem Jahr könnte der Bau des Blockes mit einem 65 Meter hohen Wohnturm und angrenzendem Hotelkomplex beginnen, auch wenn Gesprächsbedarf bleibt. Zwar haben die Architekten und Investoren – Kaufleute aus Hamburg – ihre Pläne bereits zweimal im Baukollegium von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zur Debatte gestellt und angepasst. Die dunkle Fassade bleibt aber umstritten.

Dunkelbraun wie das Spreedreieck in der Friedrichstraße, schwarz wie die Büroblöcke am Ostbahnhof oder das Einkaufszentrum an Pankows Garbátyplatz – müssen Architekten wirklich fast jede Fassade gestalten im obligatorischen Existenzialistenschwarz? „Das täuscht, wir haben einen Naturstein ausgewählt in Grau-Anthrazit – das ist kein Schwarz“, sagt Architekt Giorgio Gullotta. Der Hamburger sagt, er stoße sich selbst auch an der dunklen Farbe, die den Neubau für Mercedes-Benz an der East Side Gallery bestimmt. Um die Bedenken zu zerstreuen, dass auch der Block neben dem Alexa ein ebensolches schwarzes Loch mitten in Berlin bilden könnte, soll auf dem Grundstück an der Voltairestraße eine Musterfassade gebaut werden. Anschließend wird das Baukollegium unter Führung von Senatsbaudirektorin Lüscher zu einem Ortstermin geladen, wo Bauherr und Baumeister sie von ihrer Farbwahl überzeugen wollen.

Warum der Architekt das Anthrazit gewählt hat? „Weil sich Anthrazit am ehesten verträgt mit dem Schweinchenrosa des Alexa-Kaufhauses.“ Schwarz-Anthrazit geht immer, weil es neutral ist. Und die Rückwand des Alexa, dessen Anblick sogar den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) im Sommer vor vier Jahren zu einer Tirade veranlasste („Ist das hässlich!“), wird sich unmittelbar an den Neubau schmiegen. Dessen Fassadengestaltung ist im Übrigen unauffällig klassisch im Stil moderner Hochhäuser aus den 30er Jahren: Sprossen betonen die Vertikale, die obersten beiden Stockwerke bilden den sauberen Abschluss des Turmes und auch der Sockel wird durch höhere Fensterausschnitte betont. „Ambitioniertes Bauen in Berlins Mitte geht sicherlich anders“, sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Stefan Evers. Immerhin habe das Baukollegium noch „leichte Verbesserungen“ durchsetzen können im Vergleich zum ersten Entwurf. Auch für Evers ist aber „die eigentliche städtebauliche Katastrophe an diesem Standort das benachbarte Alexa“. Drei bis sechs Monate wird die Prüfung des Bauantrags Spallek zufolge beanspruchen. Dabei geht es vor allem um eine Fülle von Detailfragen, wie Feuerschutz und Fluchtwege zum Beispiel.

Wie sich Berlins Stadtbild zunehmend verdüstert, ist auch am Philips-Turm in Schöneberg zu beobachten. Den ursprünglich mit einer silbergrauen Fassade überzogenen Altbau aus den 70er Jahren prägen nach der Sanierung in dunklen Rahmen eingefasste Glasflächen. Tagsüber wirken sie düster, weil Glas das Licht schluckt – nur wenn am Abend die Räume beleuchtet sind, hellen Glasbauten das Stadtbild auf. Ralf Schönball

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