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Brandenburg: Der Aufschwung ist sicher

720 Millionen Euro soll die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes in Berlin kosten. Zugleich wird das ganze Viertel rund um das ehemalige Stadion der Weltjugend aufgewertet

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Berlin – Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) lächelt, als sie ins Mikrofon spricht: „Für das Land Berlin ist das eine glückliche Fügung.“ Gemeinsam mit Projektleiter Hans-Georg Winthuis und anderen Mitarbeitern führt sie die Presse durch und um das Gelände, auf dem der Bundesnachrichtendienst (BND) bis August 2012 seine neue Zentrale baut. Offiziell 720 Millionen Euro steckt der Bund in dieses Projekt. Dass es am Ende bis zu eine Milliarde sein könnte, rechnete Ende Juni der Grünen-Abgeordnete Andreas Bonde vor. Hinzu kommen Investitionen des Landes Berlin und privater Immobilienentwickler. Das alles soll die Brache zwischen Chausseestraße und Scharnhorststraße neu beleben. Einst stand hier im Bezirk Mitte das Stadion der Weltjugend. Die Senatorin erhofft sich einen kräftigen Schub auch für den angrenzenden Wedding.

Auf dem BND-Areal stehen die Bagger still im Regen, niemand huscht aus den Containern der Bauarbeiter. Die haben seit dem ersten Spatenstich im Oktober den Boden platt gewalzt, derzeit tut sich wenig. Spezialisten durchkämmten das ehemalige Militärgelände nach Blindgängern, sagt eine Mitarbeiterin der Senatsverwaltung. Zur Sicherheit – nach entsprechenden Funden im Frühjahr. Spannender ist derzeit, was sich rund ums künftige Herzstück tut.

Junge-Reyer gibt ihre Fernsehinterviews am Rande einer Böschung, zu der eine Stichstraße von der Scharnhorststraße abbiegt. Hier entsteht eine Oase, die Landespolitiker lange ersehnten. Die „glückliche Fügung“ macht sie jetzt möglich. Die in unterirdischen Rohren verborgene Südpanke darf sich einen Kilometer lang am Licht schlängeln. Mindestens 2,5 Millionen Euro lässt sich Berlin das kosten. Drumherum legen Landschaftsplaner ab 2010 einen zweieinhalb Hektar großen Park an. Dafür stellt der Bund 1,8 Millionen Euro bereit – als Ausgleich für den eigenen Flächenverbrauch. Im November entscheidet sich, welcher Entwurf sich durchsetzt.

Die Stichstraße führt an einer Baustelle vorbei und heißt „Am Pankepark“. Die Meermann-Gruppe errichtet hier bis voraussichtlich 2009 vier Reihenhausblöcke, insgesamt 50 Stadthäuser. Direkt am Rand der grünen Lunge ist eine Zeile schon fertig. Handwerker schrauben gerade Hausnummern an und trennen die Balkone der Bewohner voneinander ab. In einem Fenster verrät ein Globus, dass hier bereits Räume bezogen sind. „Ist ja nicht schlimm, wenn der BND ein bisschen unter Beobachtung steht“, witzelt Junge-Reyer und schaut nach oben.

Nicht nur hier, an der Scharnhorststraße 4, entwickelt Meermann Projekte. Nur ein paar Schritte weiter grüßt von schräg links ein schmuckvolles Portal. Darüber prangt der Schriftzug „Augusta- Hospital“. 1868 ließ Kaiserin Augusta hier ein Lazarett errichten. Zu DDR-Zeiten sei das Gebäude als Heim genutzt worden, weiß Winthuis. Noch nagt am Bau der Verfall. Aber Meermann hat die Zukunft schon geplant: In die Denkmalruine soll in zwei Jahren ein Vier-Sterne- Hotel einziehen. Den Immobilienvermarkter von der Friedrichstraße schreckte auch nicht, dass das Heizkraftwerk hinter der Scharnhorststraße 3 weiter in Betrieb sein wird.

Nördlich des BND-Geländes verbindet künftig eine neue Straße die Chaussee- mit der Scharnhorststraße. Dann wird auch das Bundeswehrkrankenhaus leichter erreichbar sein. Der Truppenklinik ist es recht. „Dieser Nachbar passt uns hervorragend“, strahlt Detlef Börold, Oberstleutnant und Infrastrukturbeauftragter. Er erläutert, dass der Geheimdienst nebenan auch neue Patienten bedeute – ab 2014: „Nur das Schwesternwohnheim wird nicht umgebaut.“ In zwei Jahren werkeln auch hier Bauarbeiter. 80 Millionen Euro investiert der Bund dafür. Senatorin Junge-Reyer freut sich: „Das Umfeld wird urbaner und lebendiger, als es je war.“

An der Chausseestraße selbst zeigt sich davon bisher am wenigsten. Zu unwirtlich erscheint sie mit der riesigen Freifläche und den Autos, die daran vorbeibrettern. An der Ecke Habersaathstraße zapfen die Fahrer derzeit noch Benzin. In fünf Jahren können hier BND-Besucher Kaffee schlürfen.

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