Brandenburg: Der BER ist hiermit eröffnet
In Schönefeld müssen ab sofort alle Flüge die neue Landebahn nutzen
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An diesem Wochenende geht der Flughafen BER in Betrieb – und kaum einer kriegt’s mit. Am Sonnabend wird die neue Südbahn eröffnet, ganz regulär. Und das hat Folgen, nicht nur für Menschen in der Einflugschneise.
Die neue Piste und das Rollfeld vor dem BER-Terminal werden nun von den Fliegern benutzt, weil die bisherige Landebahn aus DDR-Tagen ein knappes halbes Jahr lang saniert werden muss. Auf der landeten und starteten bisher die Maschinen des alten Flughafen Schönefeld.
Die Flughafenplaner haben hier getrickst: Lange war gestritten worden, ob es rechtlich möglich ist, die südliche Bahn während der Bauarbeiten im Norden nutzen zu können. Das Problem ist der Schließungsbeschluss für den Flughafen Tegel, der Voraussetzung dafür war, dass der BER ausgebaut werden durfte: Dort heißt es, dass Tegel ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme der auf 3600 Meter verlängerten Nordbahn und der neuen Südbahn mit einer Länge von 4000 Meter, geschlossen werden muss.
Der Trick, um all das auszuhebeln, geht ganz einfach: Die Flughafengesellschaft hat sich den Betrieb nur auf einer Länge von 3600 Metern genehmigen lassen. Damit ist die neue BER-Bahn noch nicht vollständig in Betrieb, und damit greift auch der Schließungsbeschluss für Tegel – noch – nicht. Die Genehmigungsbehörde hat auch nicht vorgeschrieben, dass alle Häuser im Bereich des Schutzgebiets der Südbahn schon während der Zwischennutzung lärmisoliert sein müssen. Hier kann man sich Zeit lassen – was die Anwohner anders sehen.
Folgen hat die Mini-BER-Inbetriebnahme aber nicht nur für die Anrainer, sondern auch die vielen Familien, die in den Urlaub wollen. Denn die Behörde hat vorgegeben, dass schon jetzt die strengeren Nachtflugregeln des BER gelten – mit dem Flugverbot zwischen 0 und 5 Uhr. Flüge in dem Zeitraum werden allgemein damit begründet, dass sie wichtig seien für Interkontinentalverbindungen. In Schönefeld, wo Starts und Landungen bisher rund um die Uhr erlaubt waren, ging’s aber in der Regel nur nach Europa: Um 2.45 Uhr etwa nach Antalya. Die Zahl der Flüge, für die jetzt andere Zeiten gelten müssen, war aber überschaubar.
Das Flugverbot kann sich aber auch auf Flüge nach Tegel auswirken. Verspätete Maschinen, die keine Sonder-Landeerlaubnis mehr erhalten, können nun nach 0 Uhr nicht mehr einfach nach Schönefeld umgeleitet werden (was ja für Familien jetzt schon mühsam war, wenn die abholenden Nachbarn beispielsweise in Tegel warteten und dann einmal quer durch die Stadt nach Schönefeld fahren mussten). Die Flugzeuge werden jetzt gleich nach Hannover oder Rostock geschickt, wo sie nachts landen dürfen. In Leipzig dagegen, wo Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) so gern den Ergänzungsflughafen zum BER sieht, dürfen nachts ebenfalls keine Passagierflugzeuge landen; dies ist nur Maschinen mit Fracht erlaubt, weil der Flughafen ein Frachtzentrum ist. So hat es das Bundesverwaltungsgericht entschieden.
Über nach Rostock-Laage umgeleitete Flüge würde sich sicher auch ein ehemaliger Berliner Flughafen-Manager freuen. Rainer Schwarz, der in Berlin gefeuert worden war, ist jetzt in Rostock Chef und kann jede Zusatzeinnahme für den defizitären Flughafen gut brauchen. Passagiere müssten in Hannover oder Rostock übernachten, wenn es nicht gelingen sollte, eine Busfahrt nach Berlin zu organisieren. Die Kosten müssten die Fluggesellschaften übernehmen.
Aber auch für Passagiere in Schönefeld kann sich einiges ändern. Da der Weg vom bisherigen Terminal zur Südbahn sechs Kilometer länger sein wird als bisher zur Nordbahn, kann es schnell zu Verspätungen kommen. Immerhin haben die in den Maschinen sitzenden Fluggäste dann das Vergnügen, unmittelbar am BER-Terminal vorbeirollen zu können, das zumindest von außen fertig aussieht.
Freuen können sich die Bewohner an der Nordbahn. „Zum ersten Mal können wir nachts ruhiger schlafen“, sagt die Bohnsdorferin Christine Dorn. Sie ist Vorsitzende beim Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB), der sich weiter gegen Schönefeld als BER-Standort wehrt.
Und Dorn weiß auch schon, was auf die Bewohner an der Südbahn außer dem Lärm noch zukommen kann: Die Gefahr, dass durch knapp über die Häuser fliegende Maschinen Dächer beschädigt werden könnten. An der Nordbahn – und in Tegel – kennt man die Probleme. An der Südbahn sind sie neu. Wie der Lärm.
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