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Schönen Gruß aus der Buddelkiste. Das Foto vom Spatenstich, von links nach rechts: Rainer Schwarz, Hartmut Mehdorn, Klaus Wowereit, Matthias Platzeck, Wolfgang Tiefensee, Thomas Weyer.

© Mike Wolff

Brandenburg: „Der BER wird immer fertiger und fertiger“

Scharfe Worte, neue Thesen und ein böser Versprecher: Ex-Flughafenchef Hartmut Mehdorn plaudert im Untersuchungsausschuss

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Berlin/Schönefeld - Genau 42 Minuten. Diese Zeit reichte Hartmut Mehdorn, um am Freitag im BER-Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses die Bilanz seiner zweijährigen Zeit als Flughafenchef zu ziehen. Vorbereiten habe er sich dafür nicht müssen, sagte Mehdorn. „Das habe ich alles im Kopf.“ Aber Notizen hatte er trotzdem dabei.

Um sich an den Streit mit seinem damaligen Mitgeschäftsführer Horst Amann zu erinnern, muss Mehdorn nichts nachschlagen. „Wir arbeiten nicht zusammen“, habe ihm Amann bereits am zweiten Arbeitstag zu verstehen gegeben. Und dabei sei es geblieben. Amann, der vermeintliche Retter des verkorksten Projekts, hatte bis zum März 2013 als einziger Geschäftsführer fungiert, nachdem der Aufsichtsrat im Januar auch den damaligen Chef Rainer Schwarz beurlaubt hatte. Amann habe wohl gehofft, Chef bleiben zu können, sagte Mehdorn. Als der Aufsichtsrat ihn dann auserkoren hatte, sei Amann frustriert gewesen. Ein Dialog mit ihm sei nicht mehr möglich gewesen, sagte Mehdorn.

Aber auch mit Amanns Arbeit sei er nicht einverstanden gewesen. Die von Amann forcierte Bestandsaufnahme mit einer riesigen Fehlerliste habe „keinen Mehrwert“ ergeben, sagte Mehdorn. Amann habe nur Fehler gesucht, aber keine Lösungen, warf Mehdorn seinem Ex-Kollegen in der Geschäftsleitung vor, den er dann – zusammen mit dem Aufsichtsrat – im Oktober 2013 kaltstellte.

Mehdorn redete ohne Pause. Er habe dafür gesorgt, dass die Flughafengesellschaft, in der es keine „Unternehmenskultur“ gegeben habe, sich neu organisiert habe. Vorher habe er nicht einmal ein Organigramm mit der Aufgabenverteilung vorgefunden, klagte Mehdorn. Auch die „Bauhierarchie“ habe er neu aufgebaut. Wichtig sei gewesen, nach einem Plan vorzugehen, auch wenn man sich „zum Affen der Nation“ gemacht habe.

Als großen Erfolg wertete Mehdorn, dass es ihm gelungen sei, den damaligen Siemens-Manager Jörg Marks als Technikchef zum Flughafen zu lotsen. Er habe Marks an einem Wochenende „in den Schwitzkasten“ genommen und nicht mehr losgelassen, bis Marks ja gesagt habe, berichtete Mehdorn. Marks war es dann auch schnell gelungen, die Baustelle so weit voranzubringen, dass Mehdorn dem Aufsichtsrat im vergangenen Dezember ein „Terminband“ für die Eröffnung nennen konnte: das zweite Halbjahr 2017 („Er wird immer fertiger und fertiger“). Dass er im Ausschuss das Jahr 2077 nannte, war wohl ein Versprecher. Beim Geld ist Mehdorn allerdings ganz zuversichtlich. Am Ende werde der Steuerzahler kaum etwas für den BER-Ausbau zahlen müssen, prophezeite der Ex-Chef. Der Flughafen werde wirtschaftlich arbeiten und seine Schulden selbst abbezahlen – allerdings erst in etwa 25 Jahren. Zur jüngsten Korruptionsaffäre sagte er nicht viel. Ob der Flughafen zu viel an Firmen gezahlt habe, werde die Schlussabrechnung zeigen, die es erst in etwa fünf Jahren geben werde.

Und Mehdorn wäre nicht Mehdorn, wenn er nicht auch noch eine neue Forderung hätte: Für die heute auf 14 Gebäude verteilten rund 1600 Mitarbeiter der Flughafengesellschaft müsse dringend eine neue Zentrale gebaut werden.

Und dann noch ein Mehdorn: „Einen Flughafen kann jeder bauen.“ Wichtiger sei, dass er auch funktioniere. Und hier sei die Flughafengesellschaft schon heute sehr erfolgreich – sogar mit dem „abgenagten Möhrchen“ Tegel. K. Kurpjuweit

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