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Reine Spekulation? Die Preise für Bauland gehen in Brandenburg durch die Decke. Der Trend wird laut Innenstaatssekretärin Katrin Lange auch weiter anhalten.

© Ralf Hirschberger/dpa

Brandenburg: Der Gürtel setzt noch mehr Speck an

Immobilien im Berliner Umland werden immer teurer. Doch es gibt auch noch relativ günstige Regionen

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Potsdam - Wird die Miete zu teuer, könnte sich auch ein Häuschen im Grünen lohnen. Das denken sich offenbar nicht wenige Berliner: Dann kann man monatlich auch Kreditraten zahlen. Die Zinsen sind ja grad günstig. Das Geschäft auf dem Brandenburger Immobilienmarkt brummt jedenfalls, auch durch den Zuzug aus der Bundeshauptstadt, besonders im Speckgürtel, wo die Anbindung nach Berlin per Bahn besonders gut ist.

Wer raus ins Grüne will, muss sich jedoch auf steigende Preise einstellen, wie aus dem am Montag in Potsdam vorgestellten Grundstücksmarktbericht hervorgeht. Der Umsatz bei Immobiliengeschäften stieg 2015 um 21 Prozent auf fünf Milliarden Euro. Ein Rekord, der höchste Stand seit 1997. Auch die Zahl der Verkäufe nahm zu – um acht Prozent auf knapp 37 200. Allerdings wird Bauland auch langsam knapp. Die verkaufte Fläche ging um 16 Prozent landesweit zurück. Die Preise steigen also: Bei Bauwohnland gab es einen Aufschlag um acht Prozent, bei Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern kamen neun Prozent oben drauf. Neue Eigentumswohnungen waren sogar 17 Prozent teurer als im Vorjahr.

Besonders im Speckgürtel, der zehn Prozent der Landesfläche ausmacht und wo mehr als ein Drittel der Brandenburger lebt, zogen die Preise noch stärker an. Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich um mehr als 100 auf knapp 1900 Euro je Quadratmeter. In den Gemeinden und Städten rund um Berlin kommen da für ein Einfamilienhaus schon mal fast 400 000 Euro zusammen. Besonders teuer ist es in Potsdam und in Potsdam-Mittelmark in der Region rund um Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow.

Im westlichen Havelland rund um Falkensee kommt man noch auf 280 000 Euro. Der Rest des Umlandes liegt unterhalb des Speckgürtel-Durchschnitts von 250 000 Euro. Im Westen und Nordwesten Berlins von Falkensee bis Hohen Neuendorf und im Süden von Ludwigsfelde bis nach Königs Wusterhausen liegen die Preise zwischen 270 000 und 230 000 Euro. Günstiger ist es dagegen im Nordosten und Osten Berlins, also im Barnim, Märkisch-Oderland und Oderspree – von Wandlitz bis Erkner.

Wer lieber selbst bauen will, muss sich auf 109 Euro pro Quadratmeter im Schnitt für das Grundstück einrichten. Spitzenreiter ist Kleinmachnow mit 490 Euro je Quadratmeter. Hinter dem Speckgürtel ist Bauland mit 39 Euro je Quadratmeter deutlich günstiger. In manchen Dörfern in der Uckermark oder in Elbe-Elster geht es erst bei fünf Euro je Quadratmeter los. Im Durchschnitt ist baureifes Land in den Speckgürtelgemeinden 2,8 Mal teurer als im berlinfernen Raum. Das ist im deutschlandweiten Vergleich mit anderen Metropolenregionen noch ein geringer Unterschied, sagte Jürgen Kuse, Chef des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte. „Die Schere wird aber weiter auseinandergehen.“

Einen Boom erlebt das Umland auch bei neuen Eigentumswohnungen. 230 000 Euro kostete eine Durchschnittswohnung. Ausreißer ist Potsdam: Hier sind die Wohnungen größer, kosten im Schnitt fast 340 000 Euro. Mehr als die Hälfte aller neuen Eigentumswohnungen im Land wurden in Potsdam verkauft. Außerhalb des Speckgürtels ist alles weitaus günstiger. In einigen Städten wie Eberswalde oder Neuruppin steigen die Umsätze. Was zieht, sind nicht nur Kita und Schule in der Nähe, sondern mit dem Zug schnell in Berlin zu sein.

Diese Entwicklung hat besonders Innenstaatssekretärin Katrin Lange (SPD) überrascht. Die Mittelzentren würden als „Anker im Raum“ und als Wohnstandort zunehmend an Bedeutung gewinnen. „Der Trend zum Wohneigentum hält unvermindert an. Das wirtschaftliche Umfeld für den Immobilienmarkt ist nach wie vor günstig. Neben dem günstigen Baugeld bilden auch die Entwicklungen am Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft verlässliche Rahmenbedingungen“, sagte Lange. Sie gehe davon aus, dass deshalb weiterhin noch mehr Geld in Immobilien fließen wird. Der Kauf sei sehr attraktiv, als Geldanlage und als Eigenheim.

Letzteres ist vor allem in Brandenburg der Fall. Jürgen Kuse, Chef des Oberen Gutachterausschusses für Grundstückswerte, sagte: „Brandenburg ist ein Eigenheimland. Die überwiegende Zahl der Käufer erwirbt eine Immobilie, um selbst darin zu wohnen.“ Rund 22 Prozent aller Baulandverkäufe entfielen 2015 auf Grundstücke für Eigenheime. Damit liege Brandenburg mit Abstand an der Spitze aller Bundesländer. Das zeigt auch ein Blick in die Verkaufsabschlüsse: Bei 89 Prozent der Kaufverträge und 85 Prozent des Geldumsatzes ging es um Grundstücke für den Wohnungsbau.

Allerdings muss die Landesregierung wegen des starken Zuzugs und des Baus von Eigenheimen im Speckgürtel auch gegensteuern. Nach Angaben von Innenstaatssekretärin Lange fördere das Land im Speckgürtel verstärkt den sozialen Wohnungsbau, um die soziale Mischung zu erhalten und die Verdrängung von Einwohnern durch Preissteigerungen zu verhindern.

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