Brandenburg: Der Horst und die Radler
Uckermärkische Gemeinde entscheidet sich für Radwegroute gegen Bedenken der Artenschützer
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Stegelitz - Der seit Monaten andauernde Streit um den Bau des Berlin-Usedom-Radweges bei Stegelitz in der Uckermark ist entschieden. Am Donnerstagabend votierten die Stegelitzer Gemeindevertreter mit großer Mehrheit dafür, den Weg auf der ursprünglich vorgesehenen Trasse bauen zu lassen. Er wird nun nahe der Ortslage Stegelitz über die A 11 führen, dann Richtung Oberuckersee verlaufen und dabei nahe an einem Schreiadlerhorst vorbeiführen.
„Damit entschied sich die Gemeinde für die preiswerteste Variante, die von Anfang an für den Radweg geplant war“, sagt der Baudezernent des Landkreises Uckermark, Reinhold Klaus (CDU). Der Bau des Radweges an dieser Stelle war seit Monaten blockiert, weil Vertreter von Naturschutzverbänden und des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin diese Trassenführung ablehnen. „Ganz in der Nähe nistet der Schreiadler, ein Tier, das auf der Liste bedrohter Arten steht“, hatte Biosphärenreservats-Leiter Eberhard Henne erklärt. Sollte der Radverkehr hier zunehmen, drohe der Vogel vertrieben zu werden.
Mehrere Verhandlungsrunden mit Vertretern der Kommunen und des Landesumweltamtes über mögliche Alternativen zu dieser Route endeten ergebnislos. Eine südlich von Stegelitz verlaufende Alternativ-Strecke war in letzter Minute vom Landesumweltamt gestrichen worden, weil hier zwar nicht der Schreiadler, wohl aber die nicht minder gefährdete Sumpfschildkröte wieder heimisch geworden war.
Der Brandenburg-Beauftragte des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Benno Koch, warf vor allem dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin eine Verhinderungspolitik vor. Das Argument, der dort lebende Adler sei gefährdet, sei schlichtweg Unsinn, erklärte Koch. Schließlich niste der Adler dort schon seit Jahrzehnten und habe Straßenbau- und Brückenbaulärm unbeschadet überstanden.
Die Stegelitzer folgten am Donnerstagabend dieser Argumentation.
„Auf der Sitzung wurde darauf hingewiesen, dass Baufahrzeuge, Bauarbeiter mit ihrem Lärm, Autofahrer auf der Autobahn oder große Trucks den Schreiadler dort nicht gestört haben. Es wäre doch wohl lächerlich, sollten nun die Radfahrer den Vogel gefährden“, sagt Baudezernent Klaus.
Das Landesumweltamt scheint sich dieser Argumentation anzuschließen. „Jedenfalls haben wir die schriftliche Bestätigung dieser Behörde, dass sie keinen Artenschutz geltend machen wird, wenn wir im Zuge des Radwegebaus dafür sorgen, dass ein Feldweg, der von diesem Radweg abzweigt und direkt am Adlerhorst vorbeiführt, gesperrt wird“, sagt Klaus. Für diese Sperrung sei gesorgt, nun müssten noch die Beschlüsse angrenzender Gemeinden über die Wegeführung abgewartet werden. „Dann kann gebaut werden“, sagt Klaus.
Der Dezernent rechnet mit Klagen von Umwelt- und Naturschutzverbänden. „Wir werden dennoch beginnen. Dann muss eben das Klageverfahren durchgezogen werden“, sagt Klaus. Das sei allemal besser als eine weitere Fortsetzung der Provinzposse um den Schreiadler, die für einen monatelangen Stillstand beim Radwegebau geführt habe. Juliane Sommer
Juliane Sommer
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