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Brandenburg: Der resolute Richter

Matthias Fuchs entscheidet, ob im „Maskenmann“-Fall noch einmal ermittelt wird

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Frankfurt (Oder) - Er hat in seinem Gerichtssaal schon viele Wendungen erlebt und aufsehenerregende Urteile gesprochen: Es geht um den Mann, auf den sich im „Maskenmann“-Prozess am Landgericht Frankfurt (Oder) nun alle Blicke richten: Matthias Fuchs, Vorsitzender Richter und seit einigen Jahren Vizepräsident des Landgerichts. Wer ist dieser Mann, von dem abhängen wird, ob nach den von den PNN publik gemachten Hinweisen auf einen möglichen anderen Tatverdächtigen noch einmal neu ermittelt werden muss, möglicherweise erneut gegen einen früheren Polizisten? Wird Fuchs den angeklagten Berliner Einsiedler, Waffennarr und früheren Dachdecker Mario K. lebenslang ins Gefängnis schicken oder in dem Indizienprozess mangels Beweisen freisprechen?

Fuchs gilt als versierter Brandenburgischer Strafrichter, der seine Verhandlungen souverän führt – ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Dabei hat er Erfahrung mit Strafprozessen um schwere Kriminalität im Lande: 2010 verurteilte er den Schauspieler Karsten Speck wegen Betrugs und Steuerhinterziehung zu fünf Jahren Haft. Im Februar verurteilte seine Kammer einen gebürtigen Griechen zu neun Jahren Haft, der während eines Fluges in einer Cessna in 1500 Metern Höhe über Strausberg seinen Fluglehrer angriffen haben soll und die Maschine fast zum Absturz brachte. Vor ein paar Tagen schickte er einen Hells Angel wegen eines blutigen Angriffs auf einen Rockerboss sieben Jahre ins Gefängnis, einen zweiten Angeklagten sprach er mangels Beweisen frei. In einem anderen Rockerprozess – einem Indizienverfahren – hatte er die Angeklagten mangels Beweisen freigesprochen, was aber in der Revision kassiert wurde.

Fuchs hat in seiner langen Laufbahn auch spektakuläre Verfahren geleitet, die unter deutschlandweiter Beobachtung stehen: So war er Vorsitzender Richter der Strafkammer in Frankfurt (Oder), die 2010 eine damals 40-jährige Mutter, die 9 ihrer 13 Kinder nach der Geburt hatte sterben lassen, wegen Totschlags zur Höchststrafe von 15 Jahren verurteilte.

Durch solche Prozesse ist es Fuchs durchaus gewohnt, mit Turbulenzen und jähen Wendungen oder Finessen der Prozess-Beteiligten konfrontiert zu werden. Dabei lässt er sich nichts bieten: Er hat in der Justiz den Ruf, „sich das Heft des Handelns nie aus der Hand nehmen zu lassen“, wie ein brandenburgischer Jurist sagt, der ihn gut kennt. Im „Maskenmann“-Verfahren etwa ließ er im Gerichtssaal kurzerhand Polizeiakten konfiszieren, als die brandenburgische Polizeiführung bei der Herausgabe mauern wollte.

Worauf Fuchs allerdings allergisch reagiert, ist jedwede versuchte Einflussnahme der Politik: Stellvertretend für ihn verwahrte sich deshalb jetzt Gerichtspräsident Holger Matthiesen im „Maskenmann“-Verfahren gegen Forderungen der CDU-Fraktion im Landtag, erneut die Beweisaufnahme zu beginnen und neben den Ermittlern gleich noch die Staatsanwälte auszutauschen. Fuchs, der mit seiner Familie in Großbeeren (Teltow-Fläming) lebt, selbst CDU-Mitglied ist und sich für die Union in der Gemeindevertretung engagiert, hat für solche Eingriffe der Parteifreunde kein Verständnis – erst recht, wenn sie sich wiederholen.

Als Vizepräsident des Landgerichtes hatte Fuchs 2003 den damalige CDU-Vizeparteichef Sven Petke und den damaligen Landtagsabgeordneten Ingo Senftleben, der heute Chef von Fraktion und Landespartei ist, wegen „Beleidigung und übler Nachrede“ angezeigt. Der Grund: Beide hatten die Amtsenthebung eines für milde Urteile in Prozessen gegen Cannabis-Konsumenten aufgefallenen Bernauer Amtsrichters gefordert. Thorsten Metzner

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