Brandenburg: Der Rubel rollt: Das KaDeWe sucht russische Verkäufer
Berlin - Wer Russisch kann, hat gute Karten. Gerade auch als Verkäufer.
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Berlin - Wer Russisch kann, hat gute Karten. Gerade auch als Verkäufer. Derzeit sucht das Schweizer Schmuck- und Uhrenunternehmen Chopard in Zeitungsannoncen „Verkaufsberater (m/w) mit sehr guten russischen Sprachkenntnissen“. Die sollen die betuchte Kundschaft aus dem Osten in der Boutique des Unternehmens im Berliner KaDeWe auch sprachlich verwöhnen. Wer Geld hat und sich Souvenirs im vier- bis fünfstelligen Bereich kaufen kann, braucht heute nicht mehr mit Händen und Füßen zu gestikulieren. Beratung in der Muttersprache ist im Luxus gewissermaßen inbegriffen. Dass die Verkaufsberater die Sprachen ihrer Kunden beherrschen, sei in der Branche inzwischen üblich, erklärt Chopard-Sprecherin Annette Heuer. „Schließlich verkaufen wir auch Träume und Geschichten. Das rechtfertigt letztendlich den Preis.“
Ein Verkaufsberater in einer dieser teuren Boutiquen mit ihrem fein gedämpften Ambiente muss einen gebildeten und kulturvollen Eindruck machen, muss die Schmuckstücke genau erklären können und den Kunden ein Rundum-Wohlfühlerlebnis bescheren. Für die Berliner Boutique sind die russischen Kunden wichtig, aber in zunehmendem Maße auch die chinesischen und immer noch die arabischen. Dieses Phänomen finde man, so Annette Heuer, in allen internationalen Metropolen. Gerade die Chinesen nutzen ihre Reisen nach Europa gern zum Einkaufen, um die sehr hohen Luxussteuern daheim zu umgehen. Wenn sie die sparen, haben sie die Reise fast schon wieder heraus und zusätzlich noch ein kostbares Souvenir, das sie teilhaben lässt am Lebensgefühl Europa. Luxus-Shopping ist viel mehr als der Erwerb von teuren Gegenständen, es beinhaltet immer auch ein emotionales Erlebnis. Das muss entsprechend inszeniert werden. Unternehmen wie Chopard beschäftigen deshalb auch gern Russen und Chinesen, die hier ansässig sind, beide Sprachen beherrschen und sich in beiden Kulturen auskennen.
Reiche Russen waren schon in den 90er-Jahren gern gesehene Gäste in den Luxusgeschäften auf dem Kurfürstendamm und später auch in der Friedrichstraße. In den Nullerjahren setzte sich die Entwicklung fort. Russische Touristen sind laut „visitberlin“ mit 343 Euro je Einkauf Spitzenreiter beim Taxfree-Shopping. Der durchschnittliche Berlinbesucher gibt insgesamt 204,70 Euro aus pro Tag. Immerhin kommen 47 Prozent der Touristen explizit zum Shopping nach Berlin.
Für den Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, Nils Busch-Petersen, gehören Fremdsprachenkenntnisse nicht nur in der Luxusbranche zu den Grundlagen, sondern allgemein im Einzelhandel und in der Gastronomie: „Nur so spielen Sie heute noch mit.“ Elisabeth Binder
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