Brandenburg: Der „Schweinebaron“ darf weitermachen – vorerst
Landkreis verweist auf Widerspruch zum Verbot. Straathof betreibt zwei Anlagen in Brandenburg
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Forst - Der in Sachsen-Anhalt mit einem Tierhaltungsverbot belegte niederländische Schweinezüchter Adrianus Straathof darf seine Anlagen in Brandenburg vorerst weiterbetreiben. „Der Bescheid ist noch nicht rechtskräftig. Der sofortige Vollzug wurde durch den Widerspruch seiner Anwälte außer Gefecht gesetzt“, sagte der für Straathofs brandenburgische Anlagen zuständige Veterinäramtsleiter, Olaf Lalk, vom Landkreis Spree-Neiße am Donnerstag den PNN. Er rechne allerdings damit, dass das Verwaltungsgericht Magdeburg „in Kürze darüber entscheidet“. „Dann werden wir die Auswirkungen auf unsere Betriebe prüfen“, sagte der Kreisdezernent.
Wie berichtet hat der Landkreis Jerichower Land (Sachsen-Anhalt) dem als „Schweinebaron“ bekannten Straathof wegen anhaltender Tierschutzverstöße in einem seiner Betriebe die Betriebserlaubnis entzogen. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Stern“ zufolge ist Straathof ein amtlicher Bescheid über ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot zugestellt worden. Dieser gelte für ihn persönlich und bundesweit – also auch in Brandenburg. Der Staatsanwaltschaft Stendal zufolge soll Straathof jahrelang immer wieder gegen das Tierschutzrecht verstoßen haben. Angeblich soll er Verletzungen nicht behandelt haben lassen, ohne Verordnung eines Tierarztes Antibiotika verabreicht haben und Ferkel „ohne vernünftigen Grund“ qualvoll getötet haben. Brandenburgs Grüne hatten am Mittwoch gefordert, das vom Kreis Jerichower Land verhängte Tierhaltungsverbot auch in Brandenburg sofort umzusetzen.
Wie jetzt bekannt wurde, betreibt Straathof in Brandenburg über seine Firma Spreefa GmbH insgesamt zwei Anlagen, europaweit sind es 25. Im Spree-Neiße-Kreis hält Straathof neben der bekannten Ferkelzucht in Wadelsdorf noch eine Schweinemast mit rund 20 000 Tieren bei Drebkau. In beiden Fällen handelt es sich um alte Anlagen, die Straathof gekauft und weitergeführt hat.
Für den Weiterbetrieb der Ferkelzucht hat Straathof erst vor Kurzem vom Landesumweltamt die immissionsschutzrechtliche Erlaubnis bekommen. Derzeit seien dort noch 230 Tiere eingestallt, wie Lack am Donnerstag berichtete. Geplant sei dort aber die Unterbringung von insgesamt 7000 Tieren, darunter 1574 Sauen, fünf Eber, 735 Jungsauen und 4470 Ferkel. Gegen das Projekt hat sich massiver Widerstand gebildet. Die Gegner fürchten eine Zunahme des Verkehrsaufkommens durch zusätzliche Fuhren an Gülle, Futtermittel- und Schweinetransporten. „Wir wollen keine Massentierhaltung, wo Schweine in riesigen Stallanlagen eng aneinandergereiht bis zu ihrem kurzen, traurigen und qualvollen Lebensende leiden müssen“, heißt es in der Petition der Bürgerinitiative „Saustall Wadelsdorf“.
Bislang habe man bei den Kontrollen von Straathofs Anlagen keine Auffälligkeiten festgestellt, zuletzt habe man beide Betriebe im November aufgesucht, sagte Olaf Lalk vom Landkreis Spree-Neiße. Die Zahl der Kontrollen richte sich allerdings nach einer Risikoeinschätzung. „Wir denken jetzt darüber nach, die Kontrollen der beiden Betriebe zu intensivieren.“ Matthias Matern
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