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Brandenburg: Der Zug der Kraniche

Mehr als 35 000 Kraniche machen auf ihrem Weg in den Süden im brandenburgischen Linum Station

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Mehr als 35 000 Kraniche machen auf ihrem Weg in den Süden im brandenburgischen Linum Station Von Jule Scherer Linum. Wenn es Herbst wird am oberen Rhinluch, wird nicht selten auch am Tag der Himmel schwarz. Und es wird laut. Aber nicht etwa weil Gewitterwolken am Himmel aufziehen. Sondern weil die Gegend um Linum das größte Kranichrastgebiet im mitteleuropäischen Binnenland ist. Jedes Jahr machen dort ab Mitte September bis zu 35 000 Kraniche auf ihrem Weg in den Süden Station. Die Vögel kommen aus Schweden, Finnland und dem Baltikum und schlagen bis zu vier Wochen ihr Herbstquartier in dem Naturschutzgebiet vor den Toren Berlins auf. Mit den ersten Sonnenstrahlen machen sich dann Tausende Tiere Tag für Tag auf den Weg von ihren Schlafstätten an den Linumer Teichen zum „Frühstück“ auf den abgeernteten Maisfeldern der Region. Die Kraniche bleiben den ganzen Tag auf den Feldern, dösen, putzen sich und sammeln sich bei Dämmerung zum Rückflug zu den Schlafstätten. „Bei so vielen Kranichen hört man ein Trompeten über Kilometer hinweg“, beschreibt Henrik Watzke, Leiter der „Storchenschmiede“ Linum vom Naturschutzbundes Brandenburg (NABU), die Situation. Der Anblick der flatternden, wogenden Masse sei schlichtweg überwältigend. In diesem Jahr sind die Kraniche etwas früher gekommen als in den Jahren zuvor. Watzke vermutet, dass der heiße und trockene Sommer die Ursache dafür ist. Die tropischen Temperaturen haben jedoch auch zu schlechteren Ernten geführt – und somit zu weniger Körnern auf den Speisetischen der Kraniche. „Normalerweise bleiben die Kraniche bis Anfang November im Rhinluch, aber da sie in diesem Jahr früher gekommen sind und die Ernte auch bei uns nicht die Beste war, könnte es sein, dass sie sich auch früher auf den Weg in den Süden machen“, vermutet der Diplom-Biologe. Aber warum ist gerade das Rhinluch ein beliebtes Reiseziel für Kraniche auf dem Weg nach Süden? „Dafür gibt es zwei Gründe“, weiß Watzke. Zum einen seien in den vergangenen Jahren viele andere Rastplätze zerstört oder die Kraniche dort zu häufig gestört worden. Im Rhinluch haben sie dagegen die besten Bedingungen für einen ruhigen Aufenthalt. Der zweite Grund: Die Speisekarte. In der Gegend gibt es viele Ackerflächen, vor allem abgeerntete Maisfelder, so dass die Vögel genügend Futter finden. Kein Wunder, dass das eindrucksvolle Schauspiel der Kranichrast in jedem Jahr viele Naturliebhaber nach Linum lockt. „Doch die Besucher sollten sich an einige Regeln halten“, betont Watzke. Am liebsten ist es dem NABU, wenn die Kranichgucker an einer organisierten Führung teilnehmen. Besucher, die sich selbst auf Kranichschau machen, sollten die Absperrungen der Naturschützer beachten und ein Fernglas mitbringen. Kommen Menschen den Tieren zu nahe, das heißt näher als 200 bis 300 Meter, reagiert die ganze Gruppe panisch. „Familien werden auseinander gerissen und die Vögel verlieren durch das unnötige Auf- und Herumfliegen sehr viel Energie“, betont der Leiter der „Storchenschmiede“.

Jule Scherer

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