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Brandenburg: Der zweite Mann übernimmt

Ab Montag lenkt der CDU-Mann Holger Kelch als Oberbürgermeister die Geschicke der Lausitz-Stadt Cottbus

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Cottbus - Jahrelang war er der zweite Mann in Cottbus. Dann brachte die Wahl im September den Durchbruch: Holger Kelch (CDU) wird neuer Oberbürgermeister. Der 47-Jährige wird sich schnell beweisen müssen, denn der Lausitz-Stadt und der Region stehen unsichere Zeiten bevor. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall will sich aus dem Lausitzer Braunkohlerevier zurückziehen. Und die Kreisgebietsreform steht an, die die knapp 100 000 Einwohner zählende Stadt ihre Kreisfreiheit kosten könnte.

Kelchs Amtszeit wird am Montag offiziell ins Amt eingeführt. Seit Wochen läuft sich der Politiker warm: „Noch wissen wir nicht, wohin die Reise geht“, sagt er über die von der rot-roten Landesregierung geplante Kreisgebietsreform und schiebt hinterher: „Es darf aber für die Bürger keine Verschlechterungen geben. Auch für die Stadtentwicklung nicht.“

Umzugskisten standen in den zurückliegenden Wochen in den Zimmern des Rathaus-Flügels, wo Kelch bislang als Bürgermeister im Geschäftsbereich Finanzen und Verwaltung arbeitete. Seit 2007 war er die rechte Hand von Frank Szymanski (SPD). Die beiden verbindet eine enge Zusammenarbeit, aber auch ein harter Konkurrenzkampf.

Das Duo trat schon einmal bei einer OB-Wahl gegeneinander an, im Jahr 2006. Davor hatte Kelch übergangsweise die Amtsgeschäfte im Rathaus geführt, weil Karin Rätzel (parteilos) in einem Bürgerentscheid als Oberbürgermeisterin abgewählt worden war. Szymanski bezwang Kelch, der unter anderem von der Linkspartei – damals noch mit dem Zusatz PDS – unterstützt worden war.

Schließlich wurde Kelch Stellvertreter des SPD-Politikers. Der wiederum war als Hoffnungsträger gekommen, denn er brachte Kontakte und Erfahrungen als Infrastrukturminister im Kabinett von Matthias Platzeck (SPD) mit.

Kelch, der in Altdöbern (Oberspreewald-Lausitz) geboren wurde, wirkt überlegt und besonnen, wenn er spricht. An seinen künftigen Stellvertreter hat der gelernte Elektromonteur und Betriebswirt diese Anforderungen: „Wichtig ist eine fachliche und soziale Kompetenz und nicht die parteiliche Zugehörigkeit.“ Er wolle einen Kandidaten vorschlagen, der das Vertrauen der Stadtverordnetenversammlung genießt. Dort ist die CDU-Fraktion die stärkste Kraft mit 13 Sitzen, gefolgt von der SPD mit 10.

Offenbar kann sich Kelch auf eine konstruktive Zusammenarbeit einstellen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Werner Schaaf sagt: „Es gibt keinen Störfaktor.“ Die Störfaktoren kommen eher von außen: Wie geht es im Braunkohlerevier weiter? Der Energiekonzern Vattenfall prüft den Verkauf seiner Gruben. Die schwedische Regierung setzt auf erneuerbare Energien und will deshalb die umstrittene Kohle loswerden.

Cottbus ist quasi umgeben vom Tagebau. Sowohl in den Norden als auch in den Süden fährt man nicht weit, bis sich die schwarzen Gruben des zweitgrößten Braunkohlereviers Deutschlands auftun. Tausende Arbeitsplätze hängen an der Industrie.

Kelch hatte zunächst befürchtet, mit der Botschaft aus Schweden würde der tatsächliche Ausstieg aus der Braunkohle beschlossen, womit die Kohlekraftwerke vom Netz genommen worden wären. „Insofern bin ich erst mal froh, dass Vattenfall bereit ist, die Braunkohle-Sparte mit den Kraftwerken an den Markt zu bringen.“ Kelch hat sich zum Ziel gesetzt, neben dem Wirtschaftsstandort Cottbus das Image der Stadt aufzupolieren, deren Einwohnerzahl sinkt.

Sie liegt zwischen den Städten Berlin und Dresden, die alles im weiten Umkreis überstrahlen. „Es ist eine Stadt der kurzen Wege, es ist eine Fahrradstadt und eine Stadt mit unwahrscheinlich viel Grün“, wirbt Kelch für Cottbus. Es ist die Stadt, in der er offenbar angekommen ist: „Es ist meine neue Heimat geworden.“ Anna Ringle-Brändli

Anna Ringle-Brändli

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