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Brandenburger Polizei schnappt Geldautomaten-Bande: „Deutsche Berufskriminelle“ gefasst
Fünfköpfige Bande soll mehrere Geldautomaten gesprengt haben. Zwei Verdächtige stammen aus Potsdam.
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Potsdam - Sie sollen mindestens 14 Geldautomaten allein in Brandenburg und Berlin gesprengt haben – doch damit ist nun Schluss. Spezialeinsatzkräfte der Polizei haben eine fünfköpfige Bande im Alter zwischen 20 bis 41 Jahren gefasst, denen ein Raubzug durch mehrere Bundesländer vorgeworfen wird. „Diese deutschen Berufskriminellen haben mit ihren Taten die Bevölkerung beunruhigt“, sagte Brandenburgs Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke am Dienstag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Polizeihauptquartier in Potsdam-Eiche.
Am frühen Morgen hatte die Polizei bei einem Großeinsatz mit 250 Beamten in Berlin und Brandenburg insgesamt zwölf Wohnungen, Häuser, Grundstücke, Garagen und Werkstätten durchsucht, auch in Potsdam. Auch einer der zwei festgenommenen Tatverdächtigen stammt aus der Landeshauptstadt. Zwei weitere Männer waren bereits seit August 2016 wegen anderer Taten in Haft. Nach dem fünften Bandenmitglied – auch aus Potsdam – wird noch gefahndet. Die Festgenommenen seien ohne größere Gegenwehr festgenommen worden. Alle Verdächtigen seien einschlägig vorbestraft, hieß es – unter anderem wegen Autodiebstahls, Drogendelikten, Nötigung, Körperverletzung oder Raubes.
Bei den Festnahmen kamen auch Spezialkräfte zum Einsatz, weil einer der Männer bewaffnet war – und der andere wegen Drogenabhängigkeit als „unsteuerbar“ gelte, wie Ermittler erklärten. Ebenso bestünden herkunftsbedingt frühere Bezüge ins Rockermilieu, hieß es.
Bei den Razzien fand die Polizei viele Beweise, damit der mutmaßlichen Bande der Prozess gemacht werden kann. Gefunden wurden unter anderem Dutzende Handys und Tablets, dazu Kontenunterlagen, um Geldflüsse nachvollziehen zu können. Auch Waffen wie Macheten, eine Schreckschusspistole, Sturmhauben oder ein Morgenstern wurden sichergestellt, ebenso mehrere Hundert Euro Bargeld und Einbruchswerkzeug – und Flaschen mit einem unbekannten Gasgemisch und Schläuche zum Einleiten. Diese sollen sie für ihre Attacken auf Bankautomaten genutzt haben. „Es gibt kein perfektes Verbrechen – auch wenn man meint, seine Spuren mit Sprengungen verwischen zu können“, sagte Mörke. Und weiter: „Wer Gas in Geldautomaten leitet und dieses zur Explosion bringt, gefährdet immer auch das Leben der Anwohner.“ Teilweise seien wegen den Sprengungen auch Gebäudeteile eingestürzt, erinnerte er.
Unter anderem gehe es um Vorfälle in Mahlow (Teltow-Fläming) und Kremmen (Oberhavel). Die Bande soll auch Überfälle auf Geldautomaten in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein verübt haben. Die Zahl dieser Überfälle wurde aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt. Auch zur Höhe der Beute gab es keine Angaben. Sichergestellt wurde aber auch ein hochwertiger Audi A6 Quattro – der möglicherweise mit dem Diebesgut bezahlt wurde. „Mit hartnäckiger Arbeit“ habe eine Sonderkommission die Täter ermitteln können, so Mörke. Mehr als ein Jahr dauerten die Nachforschungen, sagte der Kommissionsleiter Gerd Otter.
Und die Ermittlungen dauern noch an. So sei ein zerlegter Audi aufgefunden worden, der in Hessen gestohlen wurde. Daher würde nun geprüft, ob die Bande auch in diesem Bundesland aktiv wurde, hieß es von Ermittlern. Zudem sei es eben nur eine der Banden, die sich auf die Sprengung von Geldautomaten spezialisiert haben, betonte Mörke. In Brandenburg seien in den vergangenen beiden Jahren 37 derartige Überfälle begangen worden, davon elf von der jetzt festgesetzten Bande. Die Zahlen seien gestiegen, hieß es. Mörke sagte, man habe auch eine weitere Bande aus Polen im Visier, zwei Verdächtige seien bereits festgenommen worden. In diesem Jahr hat es bereits zwei weitere Fälle in Südbrandenburg gegeben. Nach einem Überfall in Falkenberg (Elbe-Elster) Ende Februar warfen die flüchtenden Täter in Bad Liebenwerda Metallkrallen aus dem Fluchtfahrzeug, um die Verfolger zu stoppen. Dabei wurden zahlreiche Fahrzeuge beschädigt.
Hintergrund ist nach Einschätzung von Mörke, dass sich die Geldinstitute immer besser gegen klassische Banküberfälle geschützt hätten. „Das Risiko der Kriminellen, gefasst zu werden, wurde zu hoch.“ Daher hätten sich einige Banden nun auf die Sprengstoff-Überfälle spezialisiert, möglichst in abgelegenen Gegenden. Zur Abwehr gründete Mörke im vergangenen Oktober die besagte Sonderkommission „Fläming“ mit zwölf Beamten: „Mit dem Zugriff gegen die Tätergruppe kann die Soko nun nach einem halben Jahr den ersten großen Erfolg vermelden.“ (mit dpa)
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