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Brandenburg: Deutschlands billigster Bauplatz

Während sich in Potsdam fast nur noch nur Besserverdiener die eigenen vier Wände leisten können, reicht in der Prignitz einer Studie zufolge schon ein Mini-Einkommen

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Potsdam - Wenn das Sprichwort stimmt und „Trautes Heim – Glück allein“ ist, müssten die Menschen in der Prignitz nur noch lächeln. Dort nämlich ist es einer aktuellen Studie der LBS-Bausparkasse zufolge am einfachsten, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Die Bausparkasse hatte vom Berliner Marktforschungsinstitut Empirica errechnen lassen, in welcher Region die Menschen wie viel netto verdienen müssen, um sich theoretisch Wohneigentum leisten zu können. Zu Tage förderten die Marktforscher gravierende Kontraste – etwa zwischen der Region rund um den Starnberger See in Bayern , wo es die Reichen hinzieht, einerseits, und der brandenburgischen Prignitz, von schon viele weg gezogen und die Gerundstücke kaum noch etwas wert sind.

Rings um den Starnberger See benötigen – rein statistisch – Häuslebauer und Wohnungskäufer ein Haushaltseinkommen von netto 7300 Euro monatlich. Im Nordwesten Brandenburg, auf halben Weg zwischen Berlin und Hamburg könnte rein rechnerisch fast schon Hartz- IV-Etat zum Wohnungsbau genügen: Dort reicht – ein Grundsockel an Eigenkapital vorausgesetzt – laut Studie ein Haushaltseinkommen von 950 Euro netto, um ein Haus abzubezahlen. Dabei ist das Durchschnittseinkommen sämtlicher Einwohner in der bayerischen Schickeria-Gegend mit jährlich 28 300 Euro gerade mal doppelt so hoch, wie das der Nordmärker.

„Natürlich geht das auch in der Prignitz nicht ohne Eigenkapital“, sagt Wolfgang Lis, LBS-Geschäftsführer für Immobilien in Ostdeutschland, und rechnet ein Beispiel vor: In Meyenburg in der Prignitz habe kürzlich ein gebrauchtes Haus mit 100 Quadratmeter Wohnfläche und 1000 Quadratmeter Garten für 55000 Euro den Besitzer gewechselt. „Plus Makler, Grunderwerbssteuer, Notar und Renovierung betrug die Finanzierungssumme rund 81000 Euro“, sagt Lis. Bei einer Anzahlung von 24000 Euro komme der Kunde auf eine monatliche Belastung von 335 Euro. Rund 20 Jahre lang. Das sei günstiger als mieten, sagt Lis, der seit der Wende den ostdeutschen Markt beobachtet; „Nicht mal in der Prignitz kann man den Quadratmeter für 3,35 Euro mieten.“

Auch im Brandenburg-Vergleich müssen laut LBS die Prignitzer die niedrigste Schwelle zum Wohneigentum überwinden. Dort könne sich ein Haushalt das Eigenheim schon leisten, wenn er lediglich „ein gutes Drittel des regionalen Durchschnitts-Einkommens“ zu Verfügung hat. In der Uckermark sollten es schon wenigstens drei Viertel sein. Am südlichen Rande Berlins im Kreis Potsdam-Mittelmark muss man immerhin schon so viel verdienen wie der Querschnitt der Kreis-Bevölkerung. Einzig die Landeshauptstadt Potsdam stellt einen Ausreißer dar und kommt bei der Analyse unter den märkischen Landkreisen und Städten als Einzige ins Plus. Nur wer 60 Prozent mehr als der Durchschnitts-Potsdamer nach Hause bringt, kann sich dort ein Haus oder eine Eigentumswohnung leisten.

„Die krassen Unterschiede sind vor allem auch auf die unterschiedlichen Baulandpreise zurückzuführen, wie Beate Ehlers, Referentin für Grundstückswertermittlung beim Innenministerium, erklärt. Während ein Baugrundstück auf dem Dorf in der Uckermark schon für 3,50 Euro pro Quadratmeter zu haben ist, bezahle man in Potsdams Toplagen wie der Berliner Vorstadt bis zum hundertfachen.

Auch die Hauspreise variieren drastisch. So musste man dem märkischen Grundstücksmarktbericht 2006 zufolge für ein Einfamilienhaus, das nach 1990 gebaut wurde, jenseits des Speckgürtels durchschnittlich 130 000 Euro bezahlen, in der Landeshauptstadt gut 100 000 Euro mehr. Doch auch Potsdam ist – bundesweit unter Besserverdienenden-Gesichtspunkten betrachtet – noch preiswert: „Am Starnberger See kann diese Summe bis zu einer halben Million Euro steigen“, schätzt LBS-Mann Wolfgang Lis. „Allerdings baut man dort auch circa 30 Prozent größer.“

Auf dem brandenburgischen Land seien die Bewohner zudem meist selbst die Bauherren – „die können einfach günstiger bauen“, erklärt Beate Ehlers. Im Speckgürtel hingegen sei es üblich, dass größere Bauträger die Objekte mit deutlichem Gewinn weiter verkaufen.

Dass sie Deutschlands billigster Bauplatz ist, hilft der Prignitz aber auch nicht: Es werden, so LBS-Mann Lis, kaum noch Häuser verkauft.

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