Brandenburg: „Die Aura des Authentischen“
Das künftige Museum Burg Ziesar hat schon jetzt Weltruf: Der World Monument Fund gibt Geld, UNESCO-Fachleute sind interessiert
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Das künftige Museum Burg Ziesar hat schon jetzt Weltruf: Der World Monument Fund gibt Geld, UNESCO-Fachleute sind interessiert Von Guido Berg Ziesar. Die 2200-Einwohner-Stadt Ziesar an der Grenze zu Sachsen-Anhalt birgt mit seiner alten Bischofsburg ein baugeschichtliches Denkmal, dessen Bedeutung nunmehr weit über Landes- und Bundesgrenzen wahrgenommen wird. Ein deutliches Zeichen dessen dürfte nicht nur allein das Engagement des World Monument Fund (WMF) für die Restaurierung der aus dem Jahr 1500 stammenden Wandmalerei in der 1470 geweihten Burgkapelle sein. Die 1965 gegründete New Yorker Fund-Raising Organisation stellt 75 000 Dollar zu Verfügung, die von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS) mit weiteren 75 000 Euro aufgestockt werden. Dies ist die erste Förderung des WMF im Land Brandenburg. Weltweit unterstützt der WMF 350 Denkmalschutzprojekte. Die Burg Ziesar steht nun in einer Reihe mit der Hagia Sophia in Istanbul, der jüdischen Synagoge in Krakau und dem Theater der Marie Antoinette in Versailles, wie Friedrich-Wilhelm von Rauch von der Sparkassenstiftung gestern bei einer Besichtigung vor Ort im Beisein von Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) hervorhob. Als weiteres Indiz einer verstärkten überregionalen Wahrnehmung der Burg Ziesar gilt auch das Interesse der UNESCO für die alte Bischofsresidenz, die gegenwärtig zu einem „Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters“ umgebaut wird. Wie Heinz-Dieter Heimann, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Potsdam berichtete, werde er Mitte Mai UNESCO-Mitarbeitern das bauliche Ensemble aus spätgotischer Kapelle, bischöflichem Wohnbau und 36 Meter hohem Burgturm vorstellen. Von „Weltkulturerbe“ will Prof. Heimann noch nicht sprechen, wohl aber davon, dass die „mittelalterliche Perspektive“, die Ziesar bietet, so im Land Brandenburg noch nicht wahrgenommen wird, wie es bereits im Ausland der Fall ist. Dazu wird ab Pfingsten 2005 Gelegenheit sein, wenn das Museum seinen Besuchern einmalige Einblicke in eine nahezu vollständig erhaltene „geistliche Residenz in der Mark Brandenburg“ gewährt und über „1000 Jahre Christianisierung“ informiert, wie Kulturministerin Wanka gestern erklärte. 5,2 Millionen Euro stehen laut Wanka für die Burg-Restauration bereit, getragen durch EU, Bund, Land und der Stadt Ziesar. Für die Finanzierung der Dauerausstellung kommen 250 000 Euro „Kulturland“-Mittel und eine Summe in gleicher Höhe vom Landkreis Potsdam-Mittelmark hinzu. Das Design der Exposition wird derzeit von Studenten der Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Design, entworfen. Zentraler Ort der Ausstellung und gleichsam bedeutendes Ausstellungsstück wird der wiederhergestellte „Richtersaal“ im ersten Obergeschoss sein, der ebenso wie die Burgkapelle mit Wand-Malereien geschmückt ist. Während die farbenfrohen Darstellungen in der Burgkapelle einen Paradiesgarten inklusive einer Madonna mit Strahlenkranz auf dem Kopf und dem Jesuskind im Arm zeigen, wurde an der Wand des „Richtersaales“ das gemalte Abbild der Stadt Jerusalem entdeckt. Mittelalterforscher Heimann beschwört denn auch die „Aura des Authentischen“, die von den baulichen und künstlerischen Original-Zeugnissen aus mehreren Jahrhunderten ausgingen. Die vollständige Ausmalung der Kapelle ist laut Restaurator Wilfried Sitte „einzigartig im norddeutschen- und ostdeutschen Raum“. Allerdings ruhten derzeit die Restaurierungsarbeiten an den Malereien, da die zum Einsatz kommenden Konservierungsmittel mindestens eine Raumtemperatur von zehn Grad benötigen. Beheizt wird die kleine Kirche derzeit nicht. Der ehemaligen Wohnbereich (Palas) des Bischofs muss seinerzeit dagegen wohlig warm gewesen sein: Im Keller der Burg entdeckten die Baudenkmal-Forscher eine mit Warmluft funktionierende Fußbodenheizung.
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