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Brandenburg: DIE BAMBI-REDE

Am Donnerstagabend – kurz nachdem auch die Stasi-Verstrickungen der Linke-Politikerin Gerlinde Stobrawa öffentlich wurden – entschwand Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) zur Bambi-Verleihung. Doch auch dort wurde er von den Diskussionen eingeholt: Bei der Würdigung dreier „stiller Helden“, einem der bewegendsten Momente des Abends.

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Am Donnerstagabend – kurz nachdem auch die Stasi-Verstrickungen der Linke-Politikerin Gerlinde Stobrawa öffentlich wurden – entschwand Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) zur Bambi-Verleihung. Doch auch dort wurde er von den Diskussionen eingeholt: Bei der Würdigung dreier „stiller Helden“, einem der bewegendsten Momente des Abends. Geehrt wurden der Leipziger Pfarrer Christoph Wonneberger, der Kameramann Siegbert Schefke und der Fotograf Aram Radonski. Schefke und Radonski filmten und fotografierten unter größten persönlichen Gefahren 1989 die Leipziger Massenproteste heimlich und schmuggelten die Aufnahmen nach Westberlin. Erst über die Ausstrahlung in der „Tagesschau“ erfuhren so auch die DDR-Bürger von den Demonstrationen. Merklich erregt reagierte Schefke in seiner Dankesrede auf die an der rot-roten Brandenburger Regierungskoalition beteiligten früheren Stasi-Mitarbeiter. In seiner Rede, in der er auch die Verfolgung durch den DDR-Geheimdienst MfS schilderte, sagte er: „Damals wollte ich kein Held sein. Ich handelte wie alle anderen aus Frust über den grauen Staat, der mir und uns jungen Menschen keine Zukunft bot. Wir wurden eingemauert, in Gefängnisse gesperrt und aus dem Land getrieben. 40 Jahre hat die Stasi das Land regiert – mit den Genossen. Ehemalige inoffizielle Mitarbeiter gehören für mich deshalb heute in keine Regierung, in keinem deutschen Land.“ Im Saal brandete stürmischer Beifall auf, auf den TV-Bildern ist unter anderen zu sehen, wie die Potsdamer Schauspielerin Nadja Uhl frenetisch applaudierte und „bravo“ rief. Schefke fuhr fort: „Und das sage ich bewusst hier in Potsdam.“ Die direkte Reaktion Platzecks ist nicht dokumentiert. Bekannt ist nur,dass er zur anschließenden Bambi-Party nicht mehr blieb. pet

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