Brandenburg: Die blauen Augen der Lausitz
Die letzte Braunkohlegrube aus DDR-Zeiten wird seit gestern geflutet. In Südbrandenburg soll die größte künstliche Seenplatte Europas entstehen
Stand:
Großräschen - Mit einem beherzten „Wasser marsch!“ ist die Lausitz der Vision von der größten künstlichen Seenplatte Europas gestern ein weiteres Stück nähergekommen. Aus einem dicken Rohr sprudelt jetzt unentwegt Wasser auf den Grund des ehemaligen Tagebaus Meuro direkt am Rande der Kleinstadt Großräschen. Es wird aber mindestens bis 2018 dauern, ehe aus dem mächtigen Loch ein 780 Hektar großer See geworden ist.
Die rot-braune Färbung und der unangenehme Geruch des Wassers, der den Ehrengästen gestern an der Flutungsstelle entgegenkam, stammen vom Eisenhydroxid. Es ist während der 35-jährigen Braunkohleförderung freigesetzt worden. Aber die Fachleute von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) beruhigten die vielen Neugierigen. Das Eisen setze sich später am Boden ab, so dass es in den oberen Bereichen des 70 Meter tiefen Sees klares Wasser gebe. Schließlich soll der Ilse-See – wie die ebenfalls aus ehemaligen Tagebaugruben seit einigen Jahren entstehenden Nachbarseen – künftig zum Baden, Tauchen, Surfen oder Bootfahren einladen. Meuro ist die letzte Grube aus DDR-Zeiten.
Umweltminister Dietmar Woidke (SPD), der für den erkrankten Ministerpräsidenten Matthias Platzeck eingesprungen war, sprach von den „blauen Augen“ der Lausitz. Diese eröffneten der Region zwischen Berlin und Dresden die Chance, zu einer führenden touristischen Region aufzusteigen. Die insgesamt fast 30 Seen mit einer Gesamtfläche von 14 000 Hektar werden die Landschaft völlig verändern.
Das Wasser für diese gigantische Baustelle stammt teilweise aus dem Untergrund, aber zum größten Teil aus den Flüssen Spree, Neiße und Schwarze Elster. Die LMBV unterhält in Senftenberg extra eine Flutungszentrale, die ständig den Pegel misst. „Der Spreewald und Berlin werden auf keinen Fall durch die neue Seenkette trockengelegt“, versicherte der Pressesprecher Uwe Steinhuber. „Wir greifen nur auf das Überschusswasser in den Flüssen zurück.“
Das könnte gerade im Sommer knapp werden. „An heißen Tagen kann der Pegel eines Sees im Schnitt um zwei Zentimeter schrumpfen“, erklärte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude. „Aber der weltweite Klimawandel führt möglicherweise zu häufig auftretenden Mini-Kreisläufen. Wir können also nur hoffen, dass der Verdunstungsverlust ganz in der Nähe abregnet und so die Bilanz wieder stimmt.“ Aber hinter der Prognose, wann die Seenlandschaft tatsächlich fertig ist, stünden viele Fragezeichen.
Den Vergleich mit der Mecklenburgischen Seenplatte will in der Lausitz niemand hören. „Wir wollen die Künstlichkeit auch noch in 100 Jahren zeigen“, sagt Rolf Kuhn, Chef der Internationalen Bau-Ausstellung „Fürst-Pückler-Land“, die das Projekt begleitet. „Deshalb erhalten wir die große Förderbrücke F 60, das Kraftwerk Plessa oder die Koks-Türme in Lauchhammer als Zeugnisse des Bergbaus.“
Weiteres im Internet unter: www.iba-see.de
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: