Brandenburg: Die Ersten trauen sich Zwei Männer heiraten
in evangelischer Kirche
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Berlin - Sie stehen vor dem Altar, tauschen die Ringe, der Pfarrer spricht den Segen, die Gemeinde die Fürbitten. Eine ganz normale Trauung. Und doch ist dieser Gottesdienst etwas Besonderes. Denn zum ersten Mal in Berlin und Brandenburg wurde am Freitag ein gleichgeschlechtliches Paar kirchlich getraut. Sven Kretschmer und Tim Kretschmer-Schmidt heiraten in der St. Marienkirche am Berliner Alexanderplatz. Die beiden sind seit 14 Jahren zusammen und haben ihre Lebenspartnerschaft vor wenigen Wochen auf dem Standesamt besiegeln lassen. Das ist die Voraussetzung für die kirchliche Trauung, und gilt natürlich auch für Heteros.
Homosexuelle durften bisher aber nicht auf die gleiche Weise in der Kirche feiern wie Mann-Frau-Paare, für Schwule und Lesben war bisher nur eine Segnung drin. Seit dem 1. Juli dieses Jahres ist das anders, jetzt gilt die gleiche Zeremonie für alle: Es gibt ein Trauversprechen vor dem Altar, einen Ringwechsel und das Ereignis wird im Kirchenbuch dokumentiert. Möglich wurde dies durch ein Kirchengesetz, das die Synode im April mit großer Mehrheit beschlossen hatte.
Beim Segen, den es für schwule und lesbische Paare seit 2002 gibt, durften keine Ringe getauscht werden, und es gab keinen Eintrag ins Kirchenbuch. Knapp 30 Segnungen pro Jahr seien es bisher gewesen, sagt Christoph Heil von der Evangelischen Kirche. „Dass jetzt eine Trauung möglich ist, wurde von vielen mit Erleichterung aufgenommen.“ Allerdings sei es auch nicht so, dass nun viele lesbische und schwule Paare für eine Trauung Schlange stehen würden. „Wir wissen bisher nur von dieser, aber wir erfassen das auch nicht zentral“, sagt Heil. Tim Kretschmer-Schmidt und Sven Kretschmer sind beide evangelisch und sagen von sich, sie seien fest im Glauben verwurzelt. Der 46 Jahre alte Kretschmer-Schmidt arbeitet als Gemeindepädagoge, sein Mann Sven Kretschmer, 43 Jahre, ist Sicherheitsfachmann im Verkehrswesen. Getraut werden sie von Kretschmer-Schmidts Chef, dem Notfallseelsorger Justus Münster und von Eric Haußmann, Pfarrer der Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien.
Die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ist bisher erst in vier von 20 evangelischen Landeskirchen möglich: neben Berlin in Hessen-Nassau, der rheinischen Kirche und der Landeskirche Baden. Die katholische Kirche tut sich deutlich schwerer. Die Position des Vatikans ist strikt gegen eine Ehe für Homosexuelle. Auch in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz war das Thema nicht unumstritten, auch wenn das Ergebnis am Ende deutlich ausfiel. „Die Trauung eingetragener Lebenspartnerschaften feiert das Zeugnis für die verbindliche Partnerschaft, für das verlässliche, verantwortliche, lebenslange Fürsorgen, Lieben und Eintreten zweier Menschen füreinander“, sagte Propst Christian Stäblein damals. Sylvia Vogt
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